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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188810300
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881030
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881030
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-10
- Tag1888-10-30
- Monat1888-10
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.10.1888
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«rf»yr»t «glich ft«h *^UHr. Reaktion «nd Erpr-ilioa Jehauue-q-si« 8. LPrechüiul-rn der Vrdaltioa: vormittag» 10—IS Uhr. Nachmittag» 0—0 Uhr. »Ir »t, NX^», et»,«1«n»Irr »«milchst, «ach» X »Ir Nr»«ct>»» »ich« »nlt-Ntch. >»«atz«e »er für »t« «ßchsss«l,enS, Nu»mer »eftt»«tr«, Inserat« a» W«chenta«x tt» 8 Ntzr Nach«tttau«. a» Lean» un» Frftia,en früh »t« '/,v Uhr. In den Fflialeu str Ins.-Annllhmr: vtt< Kle««. llalverfllätSstrat« 1. L»«t» Lisch». Kathariaeastr. 23 Part, und kSatg»platz7, nur bi- '/.3 «tzr. rWlgtr Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- »nd Geschäftsverkehr. Sv0Mtzs«O«1»V*«i» vierteljährtt» 4»/, Mk iucl. iSnngkrloha 0 Mk.. durch dt« P^U begoge» 6 Mk. Jede elujela» Nummer WPs Belegexemplar 10 Pf. Gebühr«» kür Extrabetlua»» (in la^kdiatl.Fvrmat gesalzt) «hne PoftbesSrderuug SO «k. «tt Vostbesörderuug 7V Mk. Inserate «gespaltene Petitzeile 30 M. Broker« Schnitt» laut uns. Pcetsderzrlchuiß. Labrltarilcher u.Ziff»rasah »ach hohen» »»«tf. Lertame« u»t»r dem Redacttoa-strtch dt« Saespalt. geile 50Ps., vor den Fa mtNenuachrtchte» die Sgespalieae geile 40 Pf. Inserat» si»d stet» a» die ExpetziMa« »u ievdeu. — Rabatt wird nicht g»>rb«u. Zahlung pruavuweruväo od«r durch Vast» Nachnahme. 304. Dienstag den 30. Oktober 1888. 82. Jahrgang. Zur gesiilligen Veachlmg. Unsere Expedition ist morgen Mittwoch, den 81. October,! Bormittags nur bis Uhr geöffnet. LxpvMtloa ävs L.«1p«1xer l'kxvdlLttvg. Amtlicher Theiü Mil Rücksicht auf die bevorstehende Iheilnahme Gr. Majestät de» deutschen K atser» und Sr. Majeffät deSKönig» »»„Sachsen an der Feier der Grundsteinlegung jun» Reichsgericht»« aebande macht e» sich »vlhia, am 3l. Ocloder d. I. folgende Straßen und Plätze, welche Ihre Majestäten bei der Fahrt nach da« Festplatz passiren werden, al«: den Platz vor dem Dresdner Bahnhof, die Bahn Hefsstraße von „Stadt Rom" bi- zum Grimmaischen Steint»^, die Straße über den AugustuSplatz, die Grimmarsche Straße, die den Markt umgebenden Fahrstraßen, die Peter«straße, di« Fahrstraße an der Westseite de- KönigSplatze», den PetcrSsteinweg bi» zum „Römischen Hau«", die Kleine Burggaste und die Berlhovenstraße bi» zur Grasststraße. in gleichen die Harkortstraße und die Simsonstraße auf der Strecke von der Wächtrrstraße bi- zur Albertstraße in der Zeit von H Uhr Dornetttag» bi» nach geschehener Dorbeifahrt de» kaiserlichen und königlichen Wagenzug- bez bi» nach beendeter Feier aus dem Festplahe für den Fahr verkehr z« stireren. E» wird daher da« Fahren auf diesen Straßen mit Fuhrwerk Irgendwelcher Art, insbesondere auch mit Handwagen und Kinderwagen während der gedachten Zeit untersagt; doch soll in dringenden Fällen da» Kreuze» der bezeichnelen Straßentracte mit be spanntem Fuhrwerk in der Zeit von 11 Uhr bi» »/,12 Uhr vormittag« noch nachgelassen bleiben Nus die mit besonderen Wagenkarte« versehenen ein« Mrladene» Festthetlnehraer bezieht sich »doch vor stehende» Verbot nicht, vielmehr ist e« diesen gestattet, auch di« abgesperrten Straßentheile mit ihren Wagen zu passiren. Für die Abfahrt Ihrer Majestäten wird in den Nach Mittagsstunden auch die Albertstraße vom Concerthau» bi» zum Bayerischen Bahnhof vorübergehend für den Fährverkehr gesperrt werden und ist in dieser Beziehung den Anordnungen der ausgestellten Schutzmann-Posten nochzukommen. Da» z« Fuß verkehrende Publicum wird ersucht, in den dom Zuge berührten und den benachbarten Straßen thunlichst die rechte Sette einzubebalten, während de» Lorübersahren» der Majestäten aber fest auf de« Platze stehe« zu bleiben und in jedem Falle die zwischen den Spalier bildenden Vereine» und Truppen liegende Fahr- strasse frei zu lassen. Diejenigen Reisenden, welche während der Absperrung»- zeit sich nach dem Dresdner Bahnhof zu begeben ge zwungen find, haben ihren Weg vom Eingang gedachten Bahn hof» oei „Stadt Rom" au» durch den dortigen Posthof nach der hinten» Bahnhofshalle zu nehmen, bez. den Weisungen der dort ausgestellten Bahnbeamten nachzugehen. Wenn wir schließlich auch bei dieser Gelegenheit an die gesammte Einwohnerschaft die Bitte richten, selbst für Aus rechlerhaltung der Ordnung mit allen Kräften einstehen und die Aufsicht-organe unterstützen zu wollen, so sind wir all seitiger Zustimmung um so mehr sicher, al» gewiß ein Jeder mit un» den Wunsch theilen wird, daß der für die Stadl Leipzig so hohe Ehren- und Freubentag durch keinerlei Miß ten getrübt werde. Leipzig, am 26. Oktober 1888. Der Räth «ad da» Polizetamt der Stadt Leipzig. Uo. 87941). k. Vr. Georgi. Bretschneider. Henlschcl. Am St. d. M., ReichSaerichtSgebäude feh logen. Leipzig, den 29. Oktober 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georg«. Hentschel. Bekanntmachung. Der Preis für den in der zwcuen Gasanstalt der Stadt Leipzig erzeugten Kok» beträgt loco Gasanstalt II: für den Hektoliter Steinkohlen-GroßkokS . . 1 — » - « » -Kleinkok- . . — «90 - - - zerkleinerten Steinkohlenkok» sogenannten Meidinger-Kok» 1 - — - - - Braunkohlen-Kok» ... — «50 » » « Steinkohlen-Kok-gru» . . — «25 Preis bei Abnahme größerer Posten nach Vereinbarung Die Marken zur Kok»- uud GruS-Entnahme sind gegen Baarzahlung, so weit di« DorrLthe an Kok» »c. reichen, im Bureau der zweiten Gasanstalt zu erhalten. Zur größeren Bequemlichkeit de- Publicum« liefert di, zweite Gasanstalt den Kok» auch frei in» HauS Leipzig. Die Kosten hierfür betragen bei jeder Sorte 15 sllr den Hekto liter. Die Lieferung geschieht dann in plombirten Säcken. Etwaige Bestellungen wolle man entweder mündlich ober durch die Post im Bureau der zweiten Gasanstalt, oder in der Rechnung»« und Eassenverwaltung der Gasanstalten, Ritterstroße 6. machen. Ferner haben wir bei rrn Fr. Rohr, Sidonienstraße 5. -erren Beruh. Franz 6t So-, Südplatz 8. ra 3. T. Steiabora, Zeitzer Straße 17, rn A. Dane«, PelerSstemmeg 2l, rrn Fr. Günther, Eternwartenstraße 7l. ein Lager der obcnbeze>chnetcn KokSsorten errichten lassen und kann die Entnahme zu den oben bezeichncten Preisen auch an diesen Stellen geschehen, an welchen der Kok» ebensall« in plombirten Säcken gehalten wird. Leipzig, am 8. Oktober 1888. De» Ruth» Deputation ,» dr» Gasanstalte». Bekanntmachung. Mit Rücksicht aus die Anwesenheit Sr. Majestät de» Kaiser- Wilhelm ll. und Sr. Majestät des König» Albert in Leipzig wird gestattet, daß am 3l. diese« Monat» die Ber- kaussstätlen geöffnet werden. An den gesetzlichen Be stimmungen über den Betrieb de» Handel» kann selbstver ständlich hierdurch etwa« nicht geändert werden. Leipzig, den 29. Oktober 1838. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgs. Henlschel. Bekanntmachung. Nachdem mit der Zustellung der DeclarationSaafforde» rnngen für die Einschätzung zur Einkommensteuer auf da» Jahr 1889 an die belheiligten Steuerpflichtigen begonnen worden ist, wird nach tz. 33 der zum Einkommensteuergesetze vom 2. Juli 1878 erlassenen Ausführungs-Verordnung vom 11. Oktober desselben Jahre» hierdurch bekannt gemacht, baß e» auch Denjenigen, welchen eine DeclaralionSaujsorderung nicht zugegangen ist, sreistehl, «ine Declaration Uber ihr Einkommen bis zun» SV. November dieses Jahre» «m Stadthause, Odstmarkt 3, Erdgeschoss rechts, einzureichen, sowie daß an bezeichneler Stelle zu diesem Zwecke DcclarationSformulare aus Verlangen unentgeltlich verabfolgt werden. Gleichzeitig werden alle Vormllndrr, ingleichen alle Ver treter von Stiftungen, Anstalten, Personenvereinen, liegenden Erbschaften und anderen mit dem Rechte de» Vermögens erwerb« au»gestatteten VermögenSmaffen ausgefordert, für die von ihnen bevormundeten Personen bezw. für di« von ihnen vertretenen Stiftungen, Anstalten u. s. w.. soweit die selben ein steuerpflichtige» Einkommen haben, Declarationen bei UN» auch dann einzureichen, wenn ihnen deshalb eine besondere Aufforderung nicht zugehen sollte. Leipzig, den 27. Oktober 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. Gt vr. Georgi. Svhlitz. BirbSahls - Bekanntmachung. Bestvblen wurden laut vier erüatteler 7>n»e,ge: 1) eine silberne kylinderuhr, ohne Goldrand, mit Sekunde, gravlrter Rückseite «nd der Nummer „17330" im Deckel, sowie mit dem etngravirteii Namen „O. Rvlma" und anbänarndrr kurzer Mesflngkrtte, au» einem Wohnzimmer in Nr. 13 der Hohe» Straße vom 8. bi- 23. bis. Mt-.; . ») ca ^0 m weiße Let«Wa«d »nd ra. 10 m «Me« Stztffen rohe, vom 8. di. 22. ds». Mt« ans einer Wohnung in Nr. 44 der Wests dem Tage der Grundsteinlegung , bleibt da» städtische Museum zum ae. Bltzv» , . ,. 8) eine Wagen-Winde, sogen. Fußwinde, roch gestrichen, vom KSnig-platze, am 15 c-s-. MkS.; 4) eine silberne Remontotr-Uhr ohne Goldrand, mit Sekunde «nd geriester Rückjeiie, sowie anhängender silberner Nhrkctte, auS einem Wohnzimmer in Nr. 21 der Bayerischen Straße, vom 21. bi- 23. ds«. Mi« ; 5) ein schwarzer Ttoffrock, gelb- und bloncarrirk, schwarz ge> füttert, im Henkel der Name „IV. LoLmavn, Heissen", am 22. ds«. Mt».; 6) ein neuer Winterüberzieher von dunkelbraunem, g-riestem Stoff, mit einer Reihe Sleiuaußknöpse, verdeckter Batterie, Sammei- kragen und grauwollenem, gewiirseliem Futter, von einem Wagen in der Halleschen Straße, am 23. ds». Mi«. Abend»; 7) ein Tomrnerüberzieher von du nkelblauem Kammgarnstoff mit schwarzem Wolloila-futter, einer Reihe übersponnenea Knöpfen, Seiteniaschen mit Patten und einem Lederdeukel, sowie ein gelb baumwollene» Taschentuch, au» dem Gastlocale de- Thüringer Babnhos», am 24. bss. Ml».; 8) eln gelblederneS Portemonnaie mit weißem Schlößchen darin ca. 80 in Silber und kleinerer Münze, am Markt mittelst Taschendiedstahls, am 26. dss. Mi-.; 9) ei» Winterüberztehkr von dnnkelblauem Stoff mit schwarzem Sammeikragen, 2 Reihen übersponnenen Knövsen und schwarzem Futter, aus einem Vorsaale in Nr. 46 der Mollkestraße, am 26. di». Ml».; 10) eine alte silberne CylinÜertthr ohne Sekunde, mit abge nntziem Goldrand, geriester Rückseite mit eingravirter Blume und der Reparatur-Nummer 10683, sowie anhüugender kleingliedriger kurzer Talmikette, au» einer Wohnung in Nr. 28 der Kohlenstraßc, am 24. dss. Ml».; 11) ei» Winterüberzieher von dunkelblauem glatten Stoff, mit Sammeikragen, grauem, rothgestreislem Schooß- und roth-schwarz- und weißgestrcistem Aermelsutter, einer Reihe HornknSvsen mit ver deckter Batterie, und ein schwarzer steifer Ftlzhut mit blauem Futter und der Firma „Sreivkarllt, 1'Ia^vvit.r", au- dem Gastlocale de» Twoli, am 28. ds«. MtS. Ltwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder den THSter sind ungciSumt bei unserer Lriminal Abweisung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 29. October 1888. Tas Poltzctamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. vr. D. Nichtamtlicher Theil. Von -er Lalkanhalbinsel. Auf der ganzen Balkanhalbinsel, besonder» aber in Serbien, Rumänien, Bulgarien und Griechenland macht sich eine er höhte Regsamkeit de» politischen Leben» bemerkbar. In Serbien sind Wahlen zur großen Skupscbtina aus den 2. Dccember rum Zweck der Beschlußfassung Uber eine Revision der Vor saffung anbcraumt worden, in Rumänien baden die Neurrablen zur Abgeordnetenkammer eine starke Mehrheit sür die Re gicrung ergeben, i» Bulgarien ist die Sobranje »nd in Griechenland die Kammer am 27. October durch die Sou veraine in Person eröffnet worden. Im Ganzen ist da» Bild, welche» die Balkanhalbinsel gewährt, ein crsreulicheS „nd weicht erheblich von der Schilderung ab, welche von russischer Seite Uber die borkigen Verbällniffc seit langer Zeit vorbereitet wird. Am wenigsten zusriedenstellend erscheint die Lage Serbien, wo die Parteizerklüstung ein gedeihliche» Zusammen wirken vo» Reaierung und VolkSverlretung unmöglich gemacht bat. Die russische Partei ist dort Dank den Umtrieben der Königin Natalie zu einer Stufe von Macht und Einfluß ge diehen. welche dem Staate ernste Gefahren bereiten würbe, wenn nicht König Milan da» Scepler mit fester Hand führte und durch Beendigung de» Scheivung-streite» und Einsetzung de» Ministeriums Christic, endlich durch unverbrüchliche» Fesiballe» !an der österreichischen Freundschaft die Hoffnung aus die baldige Entwickelung besserer Zustände rechtfertigte. Ob die vom König I eingeleitele Revision der Verfassung, welche dem Volke größere I abgewartet werden; der Erfolg wird zeigen, ob der König wohl beratben war, al» er den Ausruf vom 26. October an da» serbische Bolk erließ. Dem Vernehmen nach folgte König Milan lediglich seiner eigenen Eingebung, al» er den Aufruf an sein Volk verfaßte; er fühlte die Nolhwendigkeit, ein Gegen- «ewichl gegen die gefährlichen Umtriebe seiner Gemahlin zu chaffen und glaubte da-^allein wirksame Mittel zur Gesundung der kranken Zustände seine» Königreich» in einer durchgreifenden Veränderung de» Slaatögrundgesetze» gesunden zu baden. ES läßt sich nicht verkennen, daß König Milan mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen hat und daß e« seiner ganzen krast bedürfen wird, um den schädlichen, von seiner geschie denen Gemahlin ausgehenden Einflüssen die Spitze abzu brechen ; aber wenn er den jetzt betretenen Weg mit Festigkeit versolgt, so ist zu hoffen, daß er da« Ziel der Versöhnung der bestehenden Parieigegensätze erreichen wird. In dieser Beziehung kann König Milan da- Ergebniß der rumänischen Wablcn al» eine günittge Vorbedeutung ansehen. Auch in Rumänien waren im Frühjahr Zustände emgetreten, welche ganz unerwartet gleichsam über Nacht dort alle» Be lebende in Frage stellten und die Dynastie al» erschüttert er- chcinen ließe». Die Bojarenpartei erhob drohend ihr Haupt, ihre Worlsührer beleidigte» den König persönlich, und unter den Bauern brach sich eine Bewegung Bahn, welche Rübe und Ordnung in ver bedenklichsten Weife bedrohte. Aber so chnell die Bewegung ausgelaucbt ist, so leicht ist sie unter drückt worden. Seil der Einsetzung de» Ministerium» Rosetti- Carp ist der gesetzliche Zustand wieder in sein: Rechte ein gesetzt worden, und da» Wahlergebniß hat bewiesen, daß e» nur einer kundigen und zweckmäßigen Regierung bedurfte, um die aufgeregte» Leiveuschasle» zu bewältigen und die Ruhe wieder berzustellcn. Immerhin war e» ein Zeichen von Un- ertigkeit der Zustände, wenn e» nach 22jähriger Negierung de» König« Earol möglich war, daß der Fortbestand der Dynastie durch eine plötzliche Kundgebung der Bojarenpartei in Frage gestellt werden konnte. Wenn man der Schilderung Glauben schenken darf, welche Prinz Ferdinand von Coburg von der Lage Bulgarien» am 27. October bei Eröffnung der Sobranje entworfen hat, dann ist Bulgarien aus dem besten Wege, e» den bestorganisirlcn europäischen Staaten an Bortrefflichkeit seiner inneren Ein richlungen und an Gesundheit der Finanzverwaltung gleich z»r thun. Bulgarien bat danach ein wohlorganisirte», tapfere» und schlagfertige« Heer, Schulen, welche dem BildungSbedürsniß de» Volke» entsprechen, und wohlgeordnete Finanzen, welche Bulgarien gestatten, au» eigenen Mitteln wichtige Berkehr-wege, wie die Eisenbahn nach Zaribrod, zu schaffen, durch die Sofia mit den Hauptstädten ver übrigen europäischen Staaten in bequeme Verbindung gebracht wird. Auch eine Bahn von Iamboli nach Burqa» soll gebaut werden, e» fehlt also Bulgarien nicht an Dritteln, um seine V-rkehrSwege zu ergänzen und zu verbessern. Nur einer wichligen Thaisache lhut die Thronrede keine Erwähnung, nämlich de» RänberunwesenS. Allerdings scheint in neuester Zeit darin eine Wendung zum Besseren eingetreten zu sein, aber ob die Krast der Feinde von Gesetz und Ordnung in Bulgarien endgiltig abgebrochen ist, bleibt noch zu erweisen. Immerhin befindet sich der Thronrede zufolge Bulgarien in einer Lage, mtt welcher seine Bewohner wohl zufrieden sein können. Die Katastrophe de» 2l. August 1886 ist äußerlich überwunden, und mau bürste sich der Hoffnung hingeben, baß die durch den Rücktritt de» Fürsten Alexander dem Lande geschlagene Wunde allmiilig vernarben würde, wenn die feindlichen Kräste, welche bisher thätig waren, die Entwickelung de» Lande» zu stören, mtsbörten, ihre Wirkung zu üben. Besonders erfreulich isi der Zustand Griechenland», wie er in der Thronrede de» König» GeorqioS geschildert wird. ES läßt sich nicht leugnen, daß Griechenland seit der letzten Verirrung, welche da» gemeinsame Einschreiten der europäischen Mächte nötbig inacbie, einen erfreulichen Aufschwung ge nommen hat. Tic Folgen der Kriegsdrohung gegen die Türkei erscheinen vollständig überwunden, die Finanzen sind wohlgeordnet, da» Gleichgewicht »n StaatShauöbalt ist her gestellt, wichtige Verbindungen mit d:m Auslande, wie die Verlobung de» Kronprinzen mit der Schwester de» deutschen Kaiser», sind angeknüpsl; König Georgio» blickt ans 25 Re- gicrnngSjahre zurück, welche einen nickt unbeträchtlichen Fort schritt in der Entwickelung de» Landes bezeugen, also könnte man glauben, daß in Griechenland der Stand der Dinge kaum elwaS zu wünschen übrig laste. Nickt ganz so günstig gestaltet sich ver Anblick der griechischen Verhältnisse, wenn man die Zeit vor zwei Jahren sich im Geiste zurilckruft, als in Griechenland Alles in Frage gestellt war und die Existenz deS Staate» an einem Haare b'ng. ES ist überhaupt schwer, au» dem augenblicklichen Zustande der Balkanhalbinsel Schlüsse ans die Zukunft z» ziehen; Alle» wa» sich dort dem Auge des Beobachters darbietet, ist nur bedingungsweise als die wahre Gestalt der Dinge anzusehen Zufrieden ist keiner der kleinen Balkanstaaten mit seiner Lage; Serbien, Bulgarien. Griechenland, Montenegro streben ganz augenscheinlich nach Vergrößerung ibrcS Gebiete» und nach Machtcrweiterung; da» confe-vativc Element wird nur durch Rumänien vertreten, aber wie schwankend auch da die Zu stände sind, haben die Ereignisse de» letzten Frühjahr» ge zeigt. Wenn Rußland die Enlwickelung der Balkanstaalen nickt stört und wenn nicht der GroßmachtSkitzel diele Staaken leibst ergreift, dann ist die Möglichkeit einer allmäligen Ge sundung der dortigen Zustände geboten; diese Bedingungen sind aber erfahrungsgemäß so schwer zu erfüllen, ihre Brach tung bängt von so vielen widerstrebenden Interessen, von hochgespannten Hoffnungen »nd von leider nur zu begrün dele» Besorgnisten ab, daß man zufrieden sein muß. wenn nickt offener Ausrubr und der Kamps Aller gegen Alle die stet» bereite Brandfackel entziiucet. Die Balkanhalbinsel ein Vulcan, auf dessen Ausbrüche man jeder Zeit gesagt sein muß. * seit entgegengetrrten, wie in der Vorrede der soeben er- chienenen zweiten Auslage der Pandekten von Professor dernburg, der die Nichtberücksichtigung de» Entwürfe» in einem Lehrbuch mit folgenden Worten begründet: „Drw intwurs selbst anzunehen, wäre unzweckmäßig gewesen. Daß man ihn in seiner jetzigen Gestalt mit Gesetzeskraft bekleiden könnte, erscheint mir fast unmöglich. Denn ihm Leipzig 30. Oktober. * In Berliner unterrichteten Kreisen ist der „Kölnischen Zeitung" zufolge von einer beabsichtigten Reise de» Kaiser» von Rußland nach Berlin nicht» bekannt. * Daß da» Ilrtbeil der Juristen über den Entwnr eine» bürgerlichen Gesetzbuches sehr verschieden ist, babk» wir schon mehrfach betont. Während die Einen de« Lobe» im Allgemeinen »nd im Besonderen voll sind, finden die Anderen an dem Svstem »nd an der Durchführung der Rechte einräumen soll, der richtige Weg ist, um den Partei-1 einzelnen Grundsätze Vieles zu tadeln. Noch nirgends aber > strritigkeiten ein Ziel zu setzen oder sie doch zu mildern, muß ^ ist uns ein allgemeiner Tadel von solcher kurzgefaßten Herb und Denn ihm fehlt der gesunde praktische VolkSthÜmlichkeit Sinn." - Dem .Kieler Tageblatt" entnehmen wir folgend«, für die Pietät und den Patriotismus der Deutschsrei- ' in nigen beachtrnSwerthe Mitteilung: AlS am Sonntag >er nationalliberale RechtSanwall PeterS-Kiel in einer Vcr- ammluna zu ElmShorn den Begründer de- deutschen KeichS, Kaiser Wilhelm I.» prieS, riefen die Freiflnnigen dazwischen: „Nicht wahr!" * Au» Serajewo, 25. October, wird geschrieben: Wie sehr e» der Laudesregteronq mtt der Durchsühriiug de» Grundsatzes der Gletchberechtiqunq aller Glaobeu»- bekenntnlsse im Occupation-gebiele Ernst ist, beweist ueaerdtag» der aus Staatskosten au-qesührte uud seiten» der mohamedartschen Bevölkerung mtt berechtigter Geuuathuung begrüßte Bau eiuer Medresse in Serajewo, in der die Sofia» ihren theologischen Etudtea werden obliegen können. E» ist auch für die Errichiuug eine« Internat- sür 40 Theologen vorgesorat worden, welche an» Laude». Mitteln werden erhalten werden. Neben der Theologie sollen ober auch in dieser Lehranstalt weltliche Dt»c1vllnen, wie Geschichte, Mathe- matik, Literatur, Physik u. s. w., gelehrt werden, um den Zöglinge» ouf diese Weise auch Gelegenheit zu blete», sich für deu Beruf »ou BolkSschullehreru au-zubildea. Ein anderer Beweis für die caltursSrdernden Bestrebungen der Landelreglerung ist dle Uuterstützung, die sie der mohamedantschen Bevölkerung der LandeShaupistadt behns- Herstellung eine« Gebäude» angedelhen läßt, welche» dem in» Leben geruseuen Lesevereta, der sich Dank den Bemühungen de» Präsidenten Mustaj Beg Fadlt- paschic und de» V,»Präsidenten Constantin Hermann bereit« einer ansehnlichen Mitgllederzakl erfreut, ein würdige- Heim bieten soll. In diesem Vereine begegnen sich alle besseren Elemente der haupt- iädtischen Bevölkerung und auch die höchsten Staatsbeamten finden ich dort häufig ein, wodurch immer mehr srrmrdschaftliche Be- rübrung-pnucie »wischen Regierung und Bevöikeruug geschaffen werden, die auch tu socialer Beziehuug von mauotgsachem Nutzen sind. * Einer der „Politischen Eorrespcndenz" au» St. Peters burg zugehenden Meldung zufolge begiebt sich der russische osficiöse Unterhändler beim Vatikan, Herr Iswolsky, wieder »ach Rom, um die Verhandlungen wegen Regelung der Derbällnisse der katholischen Kirche in Rußland und Wiederherstellung regelmäßiger diplomatischer Beziehungen zwischen Rußland und dem heiligen ^Stuhle wieder aus zunehmen. * Nach Meldungen auS St. Petersburg dürste der Aufenthalt de» Großfürsten Paul in Athen, wohin er sich mit dem Großfürsten Srraiu» und dessen Gemahlin auA Egypten begiebt, um dem IubiläumSsefte de» König» Georg beizuwohneii. von längerer Dauer sein, nachdem e» als wahr scheinlich gilt, daß im Verlaufe der gedachten Festlichkeiten eine Bertodung mit der Prinzessin Alexandra von Griechen land erfolgen werde. Großfürst Sergiu» und Gemahlin werden sich dagegen schon in den ersten Tagen de» November zu einem Besuche de» hessischen Hofe» nach Darmstadt be geben. Vielfach ist auch von der Möglichkeit die Reve, daß Großfürst Sergiu» mit ver Sendung betraut werken wird, dem Zaren der der Feier de» sünsundzwanzigjäkrigen Re- gierung«.JnbilSumS de» König» Christian von Dänemark zu vertreten. * Wie man au» Athen schreibt, werden nachfolgende Staaten durch Flottenabtheilungen bei den Feierlichkeiten deS Jubiläum» König Georg'» vertreten sein, »nd zwar England. Deulschlanb, Italien und Rußland. Frankreich konnte von der Entsendung einer eigenen EScadre abseben, nachdem der PiräuS ohnehin Cenlralstation der französischen Levantc-EScadre ist. welche bei dieser Gelegenheit zusammen- gezogen wird. Die Vereinigten Staaten von Nordamerika entsenden zwei Kriegsschisse; die österreichisch - ungarische Marine endlich ist durch ihren Oberbefehlshaber und ein Fahr zeug vertreten. — Ein Telegramm meldet: * Athen, 28. October. Da« deutsche und da» italienische Geschwader, welche die deutsche relp. italienische Flagge bei den Festlichkeiten zur RegicrungSjubclseler de- Königs vertreten werden, sind gestern im PiräuS angckommen. Morgen emvsängl der König die ai ßerordenllichen Abgesandten der sremden Mächte, welche ihm die Glückwünsche der betreffenden Regierungen Überbringer,. * Nachdem die Königin Natalie von Serbien schon längst erNSrt hat, sie werde, wenn sie nicht persönlich von der Synode oder dem Consistorium vernommen werde, die Lösung ihrer Ehe nicht anerkennen, konnte eS nicht über raschen, daß sie nun (wie gemeldet) ein Telegramm an den Metropoliten gerichtet, in welchem sie seinen Spruch sür null und nichtig erklärt. Daß indessen diese Erklärung irgend welche Folgen nach sich ziehen werde, ist nicht aitzunchmen. König Mrlan, seine Regierung und auch der Metropolit stehen auf dem Standpunctc, daß der Spruch de» Metropoliten inappellabel sei. Auch hat der Anwalt der Königin, Herr Pirotsckanatz, von dem cS hieß, daß er gegen den Spruch deS Metropoliten eine Nichtigkeitsbeschwerde an den ökumenischen Patriarchen richten werde, diesen Schritt bisher nicht aethan, wa» wohl mit der erwähnten Auffassung und der Ilcoer- zcugnng rusammenhängt, daß ein solcher Schritt nutzlos fein würde. Nach den Berichten auS Belgrad hat sich, seitdem die Ehescheidung bekannt ist, dort auch nichts ereignet, daS die Regierung zur Ergreifung außerordentlicher Maßnahmen hätte veranlassen können. ES haben nur mehrere Bischöfe in Folge deS Spruche» des Metropoliten ihre Demission ge geben und sind andere von dem König ihrer Posten enthoben worden. Die russophilen und russischen, sür die Königin Partei ergreifenden Journale machen allerdings ihrer Stim mung in wuthschnaubenden Auslassungen Lust; allein an solchen haben sie es. auch bevor die Scheidung vollzogen war nicht fehlen lasten. * Wie man au» Konstantinopel meldet, hat der Jnsliziiiinister Dschewdet Pascha dem armenisch gregorianischen Patriarchate milgetheilt, daß der die Wabl de» Alle« von Armasch, KhorenuS Aschikian, sanctionirende kaiserliche Irade bereit» knnvgemacht wurde. Eine Miltbeilimg de» gleichen Inbalte» erging seiten» der Pforte dircck an den neugewählten Patriarchen nach Armasch. Demgemäß sind die zur Abholung de» neuen Patriarchen auSersebenen geistlichen und weltlichen Abgesandten der Nationat-Versammlung am 25. d. nach Armasch abgereist. Dieselben werden den neuen Patriarchen in feierlichem Zuge nach Konstantinopel geleiten, wo besten Ankunst sür kommen»
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