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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188811023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-11
- Tag1888-11-02
- Monat1888-11
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.11.1888
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Urdaklion und Expedition Johouaetgassc 8. Sprechstunden der Nedartion: Bormitiag- 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. N>» dt» R»ck,«dk Kngisandler Vtanulcrtvt« »»4i N4 die -trdiciion nicht »erbintltch. «nnatzme tzer für die nichftsolgentz« Ru«mer bestimmten Inserate an Wache,«tagen bis 3 Udr Nachmittag«, an dann- und Arfttagen früh -iS l,v Uhr. 3u den Fiiialen für Ins.-Annahmr: vtt» Llem«, UniversitätSstraße 1. LautS Lösche. Kathai' / r. 28 Part, und König-Platz 7, nur bi« '/,S Uhr. NWgcrCligMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- und Geschäftsverkehr. Nbonnementsprels vierteljährlich 4»/, Mk. tncl. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gefattti ahne Postbeförderung 60 Mk. Mit Postbesörderuag 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 80 Pf, Größere Schrisle» laut uns. PreitverzeichatS. Tabellarischer u.Ziffernsatz nach höherm Tarif. Neclamrn unter dem RedactionSstrich die Sgelpalt. Zeile bO Pf., Vörden Familiennachricht«« die 6 gespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind stet« an die Expedition z« senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung xraenumorancko oder durch Post- nachnahme. 307. Freitag dm 2. November 1888. 82. Jahrgang. Amtlicher Thetl. S«. Majestät der deutsche Kaiser Wilhelm hat geruht, Allrrhöchstseine hohe Befriedigung über den Ihm in unserer Stadt bereiteten Empfang und Seinen Dank dafür au-zu- sprechen und mich beauftragt, die« zur Kenntniß der Be- wohner unserer Stadt zu bringen. Leipzig, den 1. November 1888. I)r. Georgt, Oberbürgermeister. Der denkwürdige Tag, an welchem unsere Stadt die Ehre hatte, Se. Majestät den deutschen Kaiser Wilhelm und Sc. Majestät den König Albert in ihren Mauern begrüßen zu können, hat einen erhebenden Verlaus genommen. ES ist dies wesentlich auch den patriotischen Gesinnungen der Bewohner unserer Stadt zu danken, welche durch ihre Haltung Zeuguiß davon abgelegt haben, daß sie die hohe Bedeutung des Tages voll zu würdigen gewußt haben. Un» ist eS daher Pflicht und Bedürsniß, hierfür öffentlich unseren Dank auszusprechen. W,r danken namentlich allen Denen, welche durch Schmückung ihrer Häuser, durch Theil- nahmc an der Spalierbilvung und Aufrcchterhaltung der Ordnung unserer an sie gerichteten Bitte in so schöner und entgegenkommender Weife entsprochen haben. Ganz insbesondere aber haben wir Ursache, allen den Unternehmern und fleißigen Arbeitern, deren unermüdliche Ausdauer unter zum Theil schwierigen Verhältnissen die Herstellung der Fcstbaulen und der sonstigen Schmückung in so kurzer Zeit ermöglicht hat, hierdurch unseren aufrichtigsten und wärmsten Dank auS- zusprechen. Leipzig, den I. November 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. ür. Georgi.Hcntschel. Veklmntumihimg. Bis zum erfolgte» Abbruche des Triumphbogen- aus dem AugustuSplatze bleibt daselbst ocr Verkehr mit schweren« Fuhrwerk aus di« am Augusteum und Museum vorübersührendcn Straßen beschränkt, und ist eS nur leichten Geschirren gestattet, die mittlere Straße und den Weg durch den Triumphbogen zu benutzen. ^ ' Zuwiderhandelnde haben Geldstrafe bi- zu SOoder Hast bi« zu 14 Tagen zu gewärtigen. Leipzig, den t. November 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. 1>r. Georg». Hcnnig vrkamitiliiichilng. Die Leuchtkraft des städtischen Leuchtgases betrug in der Zeit vom 22. bis mit 28. Oktober d. I. im Argand- drenner be> 2,5 Millimeter Druck und 150 Litern stündlichem Consnm VaS l7,9sache der Leuchlkrast der deutschen Normal kerze von 50 Millimeter Flaminenhöhe. Da- specisische Gewicht stellt sich im Mittel aus 0,434. Leipzig, m» 30. Octobcr 1888. DeS NathS Deputation zu den Gasanstalten Bekanntmachung. Der 2. Termin der Gcmeiudc-tKinkommenftener ist fällig and bei Bermeldung von Zwangsmittel» länastcllS nm 15. November VtcsrS IahrcS an hiesige Steuer-Einnahme zu bezahle». Reudnitz, am 28. Ociober 1888. Ter Gemeindkvorstand. Größe!. Ltechbriefs-Lrlcdigung. Der gegen de» Maickimeiiwärter Wilhelm Valzer und dessen Ehesrau Bertha geb Anspach au- LcopolvShall erlassene Steck bries vom 18. b. M. ist erledigt. Bernburg, deu 30. Ociober 1883. Ter Herzogliche Staatsanwalt. Schiele. Nichtamtlicher Theil. Die Lage in Frankreich. E» fehlt »jemals an Zwischensällen, durch welche die Be- Ziehungen Deutschlands zu Frankreich getrübt werden. Bald sind eS Vorkommnisse, welche durch AuSschrcilungen beim Grenz verkehr veranlaßt werden, bald Mißhandlungen Deutscher in Frankreich, bald böswillige Beschädigung von Gegenständen, welche besonderen völkerrechtlichen Schutz genieße», wie Eon- sulalSschilder, bald Recht-Verweigerung, wie im Falle der Klage der in Belsort mißhandelten Freiburger Studenten, bald Verurteilung deutscher Angeklagter zu hohen Strafen, die nicht der verletzten Rechtsordnung, sondern lediglich dem Zorn der Richter ihre Entstehung verdanken, wie »i der Sache de- angeblichen Spions Kilian „von Hohenberg" in Nizza. En, wirklich gute- Berhältniß, wie eS zwischen zwei in Friede» mit einander lebenden Nationen bestehen müßte, hat sich zwischen Frankreich und Deutschland seit dem FriedenSschlutz vom 10. Mai I87l nicht zu gestalten vermocht. Frankreich gleicht dem rachebürstenden Wülherich, der sich äußerlich zu einer verhältiiißmäßig ruhigen Haltung zwingt, während er in der Tasche den gespannten Revolver bereit hält. Tic letzte Heraii-sorderung hat Frankreich gegen Deutschland durch die Rede verübt, welche der Minister des Au- wärtigen, Goblct, am 29. Ociober bei dem Festmahl zur Er, innerung an die vorjährige Einweihung de» Standbildes der Freiheit in New-?)ork, bekanntlich eine- Geschenkes der fran zösischen Republik, gehalten hat. Der Minister sprach von dem Tage, an welchem Frankreich seine srüherc Größe wieder- gefunde» haben werde. Gleich daraus sagte Goblet, daß Frankreich aus Eroberungen verzichtet habe und nur aus die Verbesserung deS LooseS seiner Bevölkerung bedacht sei. eS wolle den Frieden und bedürfe desselben, um sein Werk zu vollende» Man fragt natürlich: Welches Werk? Da- Werk der Wiedergewinnung der verlorenen früheren Größe oder da- Werk der Verbesserung de- Loose- der Bevölkerung? Solche Zweideutigkeiten sind in ollen Reden französischer - ^<aatSmänn«r und varleisührer enthalte«. welchr der Rational» lleit der yranzase» zu schmetchrl« bestimmt st«tz, und da» durch haben sich die Hörer und Leser derartiger Rede» daran zewvhnt, den Ruf nach Wiedervergellung der erlittenen Nicber- agen unter allen Umschreibungen und Verdeckungen herauS- zuerkennen, da- Erkennungszeichen stet- zu verstehen und sich durch seine unaufhörliche öffentliche Ausstellung in steter künst licher Aufregung zu erhalten. Es sind jetzt mehr als 18 Jahre seit AuSbruch de- deutsch- ranzösischcn Krieges verflossen, eS ist also eine Generation herangewachsen, welch« im Jahre 1870 noch nicht im Stande war, den Ernst und die politische Bedeutung der in dasselbe allenden kriegerischen Ereignisse zu ermessen. Die vorher gehende Generation hat aber Alle» gethan, um die Heran wachsenden Söhne in dem Rachegesülil gegen den Sieger zu erziehe» und die Wiedervergellung für das Geschehene zum Glaubenssatze zu erhebe». Goblct zieht aus diesen viel« Jahre hindurch gepflegten Bestrebungen den Schluß: So wie die Lage ist, kann sie nicht immer bleiben, Frankreich wird schon wieder obenauf kommen. Zwar kann der europäische Friede durch solche Reden nicht gestört werden, aber andererseits kann auch ein echter und rechter Friede sich nicht befestigen, wen» die zu Hütern desselben berufenen Männer ihn nicht bester zu würdig n und zu wahre» wissen. Erst wenige Tage vor der Rev« Goblet's wies der Berichterstatter deS Butgetausschnstes, Roche, darauf hin, daß ganz Europa in ein verschanztes Lager ver- wandelt sei, und der Finanzminister Peykral sprach von der gebieterischen Nolhwendiakeit, das gegenwärtige KricgSbuvgel noch eine Reihe von Jahren beizubehalten. De» Grund dafür hat er nicht angegeben, aber kein französischer Abge ordneter konnte über den Sinn seiner Worte in Zweifel sein. Die Erklärungen Peytral'S und Rochc's in der Kammer er gänzen sich mit denen, welche Goblct bei dem Festmahl am 29 Ociober gesprochen hat und die Gesammtwirkung ist d'ltz Wiederausfrischung der Empfindungen. welche das ganz» Denken und Tbun der Franzosen seit 18 Jahren beherrsche^ Auch die Erörterungen, welche zwischen dem Marineministe« und den Mitgliedern deS BudgctauSschustcs am 29. un« 30. Ociober staltgesunden haben, lieferte» schätzbare BeitrÜ» zur Bcurtheilung der öffentlichen Meinung Frankreich« geg^t Deutschland. Ein Abgeordneter richtete an den Marineminist« die Frage, ob da- Material der Marine allen Anforderunged besonder- mit Rücksicht aus den Dreibund genüge, und dchc Minister antwortete, daß eS der französischen Marine <A> Torpedo» und Kreuzern fehle. Aber sofort schwächte er dt» Eindruck, den seine Worte etwa im Au-lande hätten hervo^ bringen können, durch die Erklärung a'', daß »je sranzvsisG>> daß Kaiser Wilhelm II. die Absicht hegt, im Laufe de- nächste« Sommer- eine Reise nach Athen zu unternehmen, mit der Hinzusügung, daß Kaiser Wilhelm anläßlich der letzte» Anwesenheit deS König- Georg in Berlin demselben hiervon persönlich Miltheilung gemacht hat. * Die Zahl der polnischen dlrbeit er» welche in Westfalen in der Umgegend von Dortmund und Böckum Jahr cm- Jahr ein in Bergwerken und Fabriken beschäftigt sind, ist eine nicht unbeträchtliche und wird von polnischen Artungen — wahrscheinlich nicht zu hoch — aus 30 000 bis jftvoo angegeben. Diese Polen hatten an Muttersprache ltftd Sitte fest, bilden polnische Vereine und schließen sich von her deutsche» Bevölkerung so viel als möglich ab Bisher «ttbehrten diese Polen der regelmäßigen polnischen Seel- ft»rge, und nur in der Osterzcit wurden die stärkeren Colo- nien derselben von Wandcrgcistlichcn besucht, welche die Beichte hörten und die Eommnnion ertheilten. Schon vor einige» Jahren wurde deshalb die feste Anstellung eineö polnischen Seelsorgers für die in Westfalen lebenden Polen in Anregung gebracht und beschlossen. Auch die in den Pro vinzen Pommer» und Sachsen in nickt geringer Zahl lebenden landwirthschastlichen polnischen Arbeiter bleiben wie alte Slawen ihrer Nationalität treu und suchen sich hier und da zu Vereinen und Gesellschaften zusammenzuschließen. Trotz dem werden diese i» kerndeutsches Sprachgebiet versprengte» polnischen Proletarier auf die Tauer ihr VolkSthuin nicht aufrecht erhalten könne», da der Nachwuchs durch die deutsche Schule vollständig gcrmanisirt wird. Der katholischen Kirche dagegen bleibt auch für die Zukunst durch daS in rein evan gelischen Gegenden angesicdclte polnische Element ein nicht geringer Zuwachs gesichert, da ja die allmälig deutsch werdenden Kinder der Polen nicht zugleich auch evangelisch werden. * Bei der Hamburger Börse verlas am Mittwoch HandelSkammer-Präsibent Messern ans Ersuchen deS Senat- Atzende Bekanntmachung desselben: „Se. Majestät der Kaiser haben Allergnädigst vor Seiner Abreise den Wunsch zu äußern geruht, daß der Stadt Hamburg für den Altcr- höcbstdemselben bereiteten herzliche» Empfang warmer Dank au-gesprochen werde; die allgemeine Tbeilnahnie a» dieser Kundgebung ist dabei von Sr. Majestät besonder- wohlikmend empfunden worden. Der Senat entspricht hiermit der durch Vermittlung seine- Präsidenten an ibn gerichteten Aufforde rung, er Weiß sich Eins mit seinen Mitbürgern in dein Gefühle, daß di« allseitig belhätigtc Mitwirkung zn den, schönen Feste den sprechendsten Beweis für die in allen Schickten der B-- lolte den anderen Flotten völlig gewachsen sei, und daß kt.^^/a^h^'l^"^e^Beg«lsterungfür^ Kaiser rmd Vaterland Feind dieselbe leichten Herzen- angreisen werde. Da- sind ' ' " ' ---- - Widersprüche, über welche da- französische Temperament mir Leichtigkeit hinwegkommt, die Hauptsache ist dabei stets, daß aus da- Selbstgefühl der Franzosen die unerläßliche Rücksicht genommen wird. Die Kammerverhandlungen bilden gegenwärtig nur die eine und zwar die weniger bedeutungsvolle Seite deS öfsent- lichcn Lebens in Frankreich, der Schwerpunkt liegt in der Agitation gegen die Staalssorm. Die Vertreter deS mon archischen Staatsgedankcns erklären öffentlich, daß die Rettung Frankreichs allein durch die Rückkehr zur Monarchie geschehen könne, und dieser Gedanke wird durch Phantasiebilver i» vielen illuslrirtcn Blättern täglich ausgedrückl und gefördert. Boulanger muß vorsichtiger verfahre», um den Erfolg seiner Bemühungen nicht zu gefährden, er muß den Schein ausrecht erhalten, daß eS sich bet der von ihm empfohlenen Revision der Verfassung nur um Verbesserung der Grundlage der Republik handeln könne, die Bvnaparlislen aber schmeicheln sich mit der Hoffnung, daß Boulanger nur ihr Werkzeug sei, daS im entscheidende» Augenblick seine Nolle an den Prinzen Victor Napoleon abgebe» werde. DaS sind Ränke, deren Gewicht sich von hier aus nickt beurtheilcn läßt; jedenfalls wächst die Hoffnung der Prätendenten aus eine Veränderung der StaatSsorm von Tage zu Tage. Welchen Einfluß Boulanger auf die Armee hat, läßt sich auch nicht seststellen. Die Anwesenheit zahlreicher Reservc- osficiere bei der Trauung seiner Tochter in der Kirche zu Chaillol gestattet noch keinen Schluß aus die wahre Stimmung der Armee zu Gunsten oder zum Nacktheit deS Generals Dagegen liegen Kundgebungen vor. welche im republikanische» Sinne gedeutet werden können, wie die deS General- Miribel in Nancy aus daS Thema „Kon iuultu- promor" (Nickt »»- gerächt werke ich bedrängt) und die deö Generals Davoust, Herzogs von Ancrstäbl in Lyon, welcher die Ueberzeugung auödrückle, daß die Armee im entscheidenden Augenblick ihre Schuldigkeit thun werde. Glücklicherweise ist Deutschland in der Lage, gegenüber allen diesen Vorfällen, öfseiiUicken Meinungsäußerungen, Herausforderungen u. s. w. kalt seine überlegene Ruhe be wahre» zu können, theil- im Vertrauen auf seine erzene, allen Angriffen gewachsene Kraft, theils unter dem moralischen Drucke, welchen der Dreibund gegen alle Friedensstörer übt und ihre verderblichen Leidenschaften im Zaume hält. Frank reich kann, hingerissen von der Aufregung, welche ein politi scher Umschwung erzeugt, zu unbesonnenen Entschlüsse» ver leitet werden, aber die Ausführung muß nothwcndigcr Weise aus unüberwindliche Hindernisse stoße» und dadurch ihre Wirkling nur gegen die Urheber kehre». Deshalb können wir der Entwickelung der Tinge in Frankreich mit Ruhe ent- gegrnsehen. ' * Leipzig, 2. November. * Wie jetzt auS Berlin verlautet, wird die Regierung die Initiative zu Reick-tag-vorlagen bezüglich Oslasrika- nickt ergreifen, sondern die Beschlüsse des Reichstages ab» warten, welchem die Kölner und andere ähnliche Resolutionen behusS Bekämpfung de- Sclavenhandels alS Petitionen unter breitet werden. * Der Berliner Correspondent deS „Standard" erfährt auS angeblich aulhe,irischer Quelle, daß eS England war. welches die Verhandlungen m>t Deutschland über die oft afrikanische Frage eröffnet«. DaS Ergebiuß war. daß die beiden Regierungen beschlossen. Hand in Hand bei der Unterdrückung deS AnsstandkS nnd de- Sclavenbande.S vor zugebe». Diese- bciterseilige Vorgehen wirk nickt gerade einer Cooperation gleickkoinmen, sondern beide Mächte würden parallel gleichzeitig handeln. Der Unlerschied sei vielleicht nicht groß, aber parallele-Handeln schließe au», daß die Streit kräste der beiden Mächte unter einen Oberbefehlshaber gestellt werden. * Eine der „Politischen Eorrespondenz" au» Brrli« von zuverlässiger Sette zugehend« Meldung bestätigt di« Nachricht, geliefert hat." Nach Verlesung dieser Bekannt»» ichung brachte der Handelskammer-Präsident ei» Hoch aus Se. Majestät den Kaiser auS, in welches die ganze Börscnversammlung begeistert einslimmte. » » » AuS den Ost^eeprovinzen wird der „Kölnischen Zeitung" geschrieben: Vor Kurzem ist Hierselbst in russischer Sprache ein Werk er- lchicnen, da- eine Sammluug der Gesetze und Verordnungen über die Bauer» Estlands umiaßt. Dicie vom hiesigen V>cego»verneur WassilewSky herrülireude Arbeit strotz! geradezu von Angriffen gegen die estländijche Ritterschaft, der u. o. vorgeworscn wird, bis z im Jahre 1886 hohe RegierungSbeamtc der Provinz bestochen zu »ade». Der ritterschasiliche Ausschuss halte beschlossen, gegen den Verfasser an mastgeliender Stelle Klage zu süliren, welcher Beschluss indessen vom Versasscr der genannlen Schrift leibst, eben dem B'cegouverneur, in Abwesenheit des Gouverneurs snr nichtig erklärt worden ist, weil r- angeblich der R iteri'chasl nicht zustehe» soll, über einen Beamten zn klagen! Selbstverständlich wird sich der riller> ichastliche Ausschuß die völlig auS der Lust gegriffenen aml lichen Verleumdungen nicht gesallc» lassen und die Sache weiter versolgen. Der livländilche Generalsuveri»tende»> H. Girgensobn, dessen Nalur den Niederdrücke,iden Mißhandlungen der seiner Obhut aiiveriioulen evangelischen Kirche Livlands nicht gewachsen ist, hat wegen schwerer Erkrankung um seinen Abichied nach.,-sucht. Der ln de» nächste» Tagen zusammentretende livlüiidiichc Landtag wird eine Neuwahl zu vollzie ic» habe». — Der Oaerlehrer Al Bergen grün lein junger Sirassburgcr Doctor) halte sich als Privatdocent der Geschichte am Baltischen Polylech »cum in Riga niedergelassen »nd bereit- seine AnIrittSvorleiung gehalten, muß aber nun dieses Amt ausgeben, weil der Curalor Kapustln die Bestätigung versagt hat. * Ueber die Feier de» RcgierungS-Jubiläums de- Königs von Griechenland meldet unS der Telegraph * Athen, 31. Octobcr. Der österreichische Admiral v. Stern eck war gestern allein vom König zum Fainilicndiner geladen; die üb rigen Specialabgesandten, sowie die Mitglieder des diplomatischen Corps haben für heute eine Einladung zum Diner erhalte». * Athen, 3l. Ociober. Hundertundein Kanonenschüsse verkündeten heute früh 6 Uhr den Beginn der Festlichkeiten anläßlich des RegierungsjubilüuniS des Königs. Das Wetter ist prachtvoll, eine ungeheure Menschenmenge bewegt sich in den Straßen, welche aus das Reichste decorirt sind. * Athen, 31. Oktober. Heute Mittag begab sich der König mit sämmtlichcn Mitgliedern der königliche» Familie und alle» aus wärtigen zu den Juviläumsfeierlichkciten hier eingetroffcne» Fürst lichkeiten durch die festlich beflaggten Hauptstraßen zu dem Tedeum nach der Kathedrale. Aus dem Wege dorthin wurde der königliche Zug von der zahlreichen Menschenmenge mit enthnffkistischen Kund gebungen begrüßt. * Athen, 31. Ociober. Beim Verlassen der Kathedrale nach dem Tedeum hielt der König, tief bewegt, eine Ansprache an die vor der Kirche versammelte Volksmenge, in welcher er sagte, er habe sein Leben der Größe und dem Wohlergehen Griechenlands gewcibt, das er über Alle- liebe. Er dankte de, Bevölkerung sür die Kund gedungen der Syinvathle und gab seinen wärmsten Wünschen sür das nationale Gedeihen Griechenlands Ausdruck. * lieber die serbische Krisis veröff ntlickt der „Standard" eigenthlimliche Enthüllungen. Der Wiener Eorresponbent deS Londoner BlattcS berichtet nämlich: Um Mitte Ceplemvee empfliiq das Wiener AllSwani,e Amt die Nachricht, daß König Milan ,m steyrische» Badeorte Gleichenberg aiigekonimen «nd damit besebäitigt lei. eine Pioclaniation zu ent werfen, in welcher er beabsichtigte, seine Aldaiikiiiig aozukündigen und Ristic» -um provisorischen Regenten ein,»setzen. Nach einem Tepejchcnwecliiel »nt der deulichen Regierung r, Hi-It Herr von Hengcl muller, der österreichische, und Gras Brav, der dutlche Gesandte in Belgrad, die Weisung, sich schleunigst »ach Gleichenberg zu begeben und »» ermitteln, ob diese Gerüchte aus Wahrbe i l ciuhtcn, und ihr B richi lauicte dabin, d,ß sie sich >n jeder H mich: begrimdclen. Jnsolge g Iv sser Ränke wäre, wie er hieß, der König von dem Glauben besangen, daß der Ssterreichstche Hof, sowie die Re- gierung, welche bislang seine Freunde gewelen, seine Feinde geworden seien. Wissend, wie wenig Unterstützung er von irgend einer Seite her za erwarten Hobe, und erregt durch den Widerstand, auf den er ln der Ebescheidungsiraqc stoße, wäre er fest entschlossen abzndanken. Herr von Hengelmbllec und Graf Uray waren außer Stande, den »Saig vo» dem Wahne, daß Oesterreich sein Feind ge»»rdr», abznbringe». Sie waren nur lm Stande, lhm zwel Versprechen abzunebmen: erstens, daß er nicht innerhalb der nächste« sechs Monate abdanken würde, und zweiten-, daß er Wie» besuch-» würde, sobald der deutsche Kaiser Oesterreich verlassen habe. Bl ee an, 12. Oktober in Wie» ankam, glaubte er noch immer, daß Oesterreich gegen ihn lntrlguire. Am folgenden Morgen hatte er iiidcß eine Unterhaltung mit dem österreichischen Kaiser, der ihn überzeugte, daß lein Wahn betreffs der Haltung de« österreichilchen HoseS ihm gegenüber ein irriger sei. Sein Argwohn mit Bezug auf Gras Kalnoky wurde erst verscheucht, nachdem der Minister des Acußer» im Lause einer zweistündigen Audienz dem Könige gewisse Originaldocumcnte vorgelegl halte, welche die Ränke ent hüllten, deren Opser er gewesen. Gleichzeitig verlprach Graf Kalnoky, daß Oesterreich ihn nach wie vor unterstützen und natürlich ich jeder Einmischung in die inneren Angelegenheiten Serbiens enthalten würde. Die Richtigkeit der vorstehenden Einzelheiten kann ich verbürgen * Nach einer Meldung auS Belgrad haben die hervor ragendsten Bürger der serbischen Hauptstadt beschlossen, am Verödende der Eröffnung der Sitzungen des VerfassungS- Nevifions-AuSschusse» dem Könige einen Fackelzug darzu dringen. Zn Secretaire» deS Ausschusses wurden ernannt: der SectionScbef im Cult»-- und Unterrichtsministerium Herr Djaja, der Ehes deS PeeßbureanS Herr Ghorgyevic Pri- zrcnaz, der Mllarbeiter des „Oojek", Herr Stoian Protic, die Pioscssoren Simic, Djoko Gyorgyevic, lür. Milovanovic, A. Gyorgyevic und der Municipal-Secrelair Jovanovic. * Nach Meldungen aus Konstantinopcl beschäftigt sich die Pforte gegenwärtig mit einem Gesetzentwürfe, welcher, ähnlich wie da- kürzlich in Frankreich erlassene Frcmven- vecret, den Auscnthalt von Ausländern in der Türkei regeln soll. Die Hauplschwierigkeil bildet die Ausfindigmachung von richtigen Maßnahmen, welche gegen jene Ausländer zn er greifen wären, die über ihre Beschäftigung oder ihre Reise- zwccke nicht befriedigende Ausschlüsse zu ertheilen vermögen. * Gutem Vernehmen nach ermächtigte der schweizerische BundcSrath dcn Gesandten der Schweiz in Wien, eine Verlängerung des jetzige» Handelsvertrages mit Oesterreick- Ungaril dis'Neujrbr 188!» zu unterzeichnen, da demnächst der Abschluß der Unterhandlungen über den neuen Handels vertrag in Aussicht stehe. Ter neue Vertrag würde mit Neujahr 1889 in Kraft treten. * Die Commission der französischen Deputaten» kanimcr sür die VerfassungSrcvisivn beschloß mit 6 gegen 1 Stimme, daß die Frage, ob die VcrsassungSq-setzc einer Revision zu unterziehen seien, zu bejahen sei. Sodann ver tagte sich die Commission bis nächste Woche. — Der „TempS" spricht sich lebhaft gegen Le» Gesetzentwurf, betreffend die Einführung einer Einkommensteucr. aus und meint, LaS Gesetz würde in Frankreich eine üble Wirkung hervorbringeu und der Republik neue Feinde machen, wenn eS die Genehmigung der Kammern erhallen sollte. * AuS Kalkutta wird vom 28. Octobcr telegraphirt: Der Feldzug nach den schwarzen Bergen ist thatiSchlich zu Ende und der Widerstand des Feindes gebiochen. Es entsteht letzt die wichtige Frage, wie bauernd die wilden Bcrgstäminc ge zwungen werden sollen, die englische Grenze zu achte». Die Ueber- zeugnng wächst, daß es absolut »ölbiq sei» wird, den JnduS zur Grenze z» machen, um weitere Strciszüge dieser Stämme zu ver hindern. Mittlerweile hat der comniandirende General McQneen fehl erhalten, nach Tlialot zu rücke» »nd die geiamintc Gegend zu erforschen. Die Thakoti haben 1500 wehrfähige Männer. General McOueen traf am Mittwoch im Hauvlquartier ein, wo er die doit befindliche» Regimenter besichtigte. Daraul begab er sich nach Maiden und insvicirte die Brigade des General Lhanner. 'Bachra, und Gdari sind verbrannt worden. 800 Kaschmir Soldaten sind nach Mandehar gerückt. Tie ChagarzaiS verhallen sich streng neutral. Die Parari Sayads hingegen sind »och trotzig. Die n» Khyber auSgebobenen Leuic haben sich ausgezeichnet bewährt, und ihre Beweglichkeit, namentlich im Guerillakrieg, ist höchst verwendbar. Danach wäre der Kamps in dcn schwarze» Bergen, bei welchem es sich urspiünglich um die Bändigung einiger unbotmäßiger Gc- birgsstänime handelte, ln Wahrheit nur das Vorspiel einer Annexion gewisser Grenzb-zirke des östlichen Asghanistan, welche der Jnüus auj seinem oberen Lause durchströmt, so daß die den Afghane» ver wandten Auistäiidischen der schwarzen Berge dort jederzeit das Ufer wechseln und sich jo leichter der Verfolgung der britischen Truppen entziehe» könnt,». * Der amerikanische Gesandte in London, Phelps. übermittelte dem StaalSsccretair Bayarb Depeschen, in welche» die Ansichten der englischen Regierung über den Zwischenfall Sackville an-einanrer gesetzt werden. Diese Depeschen sollten dem EabinelSralh in Waihingto» unter breitet werden. Im Anstrage LcS Präsidenten Clcveland lheilte Bayard Sackville mit, das; aus der englischen Regierung bereits inilgctheillen Gründen Sackville's ferneres Verbleiben aus seinem bisherigen Posten sür die Regierung der Ver einigten Slaaten nickt mehr annehmbar und deshalb nach theilig sür die Beziehungen der briven Länder sein würde. Aus klifrland. * Zur Entgleisung deS kaiserlichen HoszugeS bei Borki liegen n»S Petersburg folgende Depeschen vvr: * Petersburg, 3l. Octobcr. Der „Grashdanni" bringt nach stehende Ei nze ln he i ten üver den Eisenbahnunsall bei Borki: Derselbe sand Montag Mittag statt. Der Zug ging mit einer Schnelligkeit vo» 65 Weist pro Stund: und wurde von zwei Loco- wotivc» gesuhlt. A>er kaiserliche Salonwagen, die bekanntlich i-hr massiv sind, belauben sich li» Zuge. Der Weg war abichüssig. Unter diesen Umständen sei die Entgleisung erfolgt. Die erste Lokomotive bohrte sich in den Bahndamm ein. Die zweite wurde zertrümmert. I», nächstfolgend,» Wagen saßen größtentheils Hosbediknstete; der nächste war der Küchenwagen, hierauf der Wage» deS kaiserlichen Gefolges und der Speisewagen. Das Gefolge, darunter der VerkehrSminister Admiral Pols,et, befand sich im letzteren. Der Oberinspektor der Eisenbahnen Baron Stjernval saß in c nem vorderen Wagen. >» deren einem Unglücksiälle vorge- lvii'me,, ic n sollen; eS heißt, daß auch Baron Stjernval verwundet s i. während der Kriegsiniiiister Waiiiiowskl, der Generaladjutant Tichei ewi» und der Flügeladjiiiant Scheremetlew, die sich im Speise wagen befanden, nur leicht conlusionirt wurden. Der Kaiser und die Kaiserin verließ » den Thatort nicht sogleich, sondern trösteten die Verunglückten »nd sorgten sür dieselben, und begaben sich gegen Abend nach Lowwoje zurück. — Anläßlich der wunderbaren Rettung b r kaiserlichen Familie wirü allem »alben ein feierlicher Tankgotte-, dienst abgehalien. — Die Zeitungen tadeln die Eiienbahnverwaltung heftig, welche sür die Sicherheit des HoszugeS besser hälle gesorgt haben müssen. * Petersburg, 31. Oktober. Der Minister de- kaiserliche« Hauses, Gras Woronzow-Daschkow, tdeilt folgende Detail- über die Entgleisung deS kaiserlichen Zuges mit: Der kaiserliche Zug, welcher am l7. (a. St.) d M. Mittags von Taranowka abging, entgleiste zwilchen diesem Orte und Borki auf eiuer Strecke, die durch eine ziemlich liefe Schlucht führte. Während der Entgleisung besanden sich der Kaller, iowie die gelammte kaiserlich« Familie und dal Geiolae beim Frühstück lm Speisewagen. All der erste wage, de« Zuges entgleist«, entstand »l« fürchterliche« Schwanke». Dft
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