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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.11.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-11-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931101028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893110102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893110102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-11
- Tag1893-11-01
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A«zeige«-Preis die 6gespaltme Petitzeile SO Psst/ Reklame» unter de»Rrdactionsstrich («av» ttpMcr.Tagtlilatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nud Geschäftsverkehr. spalte») VO-ck, »or Lea Familteauachrichk» («gespalten) «0-^. Gröber» Schrift«» laut uusrrem Preis» verzetchntß. Tabellarischer und Ziffer»)atz «och höherem Tarif. Optra-V„lagrn (gefalzt), nur mit de» Morgen-Aueaade. ohne Postbesördeenny «0.—, mit Postbefördernng 70.—. Tinnahmeschluh für Anzeigen: Abend-An-gabr: Bormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4Uhr Soun» und Festtag« früh '/»9 Uhr. Bei de» Filialen und Annahmestelle» je «t»a halb« Stunde früher. Anzeige» siatz stet« an di« Gypeptti« zu richten. Druck u»d Verlag voa E. Polz t» Leipzig. ^ 558. Mittwoch den 1. November 1893. 87. Jahrgang. Politische Tagesscharr. * Leipzig, 1. November. Der auf den 16. November einbrrusene Reichstag wird erst jetzt, bei längeren sachlichen Arbeiten seinen eigentlichen Charakter und seine Brauchbarkeit für praktische Politik zu zeigen bade». Dir kurze erste Session war zu sehr von einem einzige» Gegenstände, der Militairreform, beherrscht, al« dag man zu einem allgemeineren Unheil über die Leistungsfähigkeit und die praktische Bewährung der neuen RcichSvcrtretung hätte gelangen können. E« haben sich in »euerer Zeit in unserem Volksleben zu vielerlei eigenartige, unklare, gäbrrnde Strömungen entwickelt, al« dag sie nicht auch in der parla mentarischen Vertretung ihre Wirkung äußern sollten. Neben die alten Parteien, die auch ihrerseits den Strömungen und Stimmungen der Zeit in mancher Hinsicht nachgegeben haben» sind neue Gruppen getreten, die bei den schwankenden un sicheren MehrheitSverbältnifsen häufig den Ausschlag geben werden; ihre Verwendbarkeit bei einer positiven Politik wird sich erst noch zu bewähren haben. Wir treten sonach in eine sehr unsichere und zweifelhafte parlamentarische Situation mit schroffen Gegensätzen und gespannten, thcilweise recht verbitterten Verhältnissen unter den Parteien. Und dabei stehen Entscheidungen sür unser politische« und wirthschafl- liche« Leben bevor, wie sie bedrutuugSvoller kaum auftreten können. Mit den Ste»erreformvorla>en für den Reichstag bat sich vorgestern da« preußische Staatsministerium be schäftigt. Wie nach den vorhergegangenen vorbereitenden Verhandlungen zu erwarten war, hat das Ministerium den Vorlagen seine Zustimmung erthrilt. E« ist demnach an zunehmen, daß die Entwürfe schon in nächster Zeit bereit« den Bunde-rath beschäftigen werden. Außer einer Denk schrift. welche die Entwickelung de« RcichSsteuerwesen« und die Rückwirkung deffelben auf die Finanzverhältniffe der Einzelstaaten seit Begründung de« Norddeutschen Buude« dehandelt, und einem damit in Verbindung flehenden Gesetzentwurf, welcher eine Neuregelung de« Verhält nisse« des Reichs zu den Einzelstaaten und umgekehrt in Aussicht nimmt, handelt e« sich um eine Reihe vpn Vorlagen, welche die Einführung der Tabakfabrikatsteuer, die Ein führung einer Weinsteurr. eine- H<achtbriefstrmpel« und d,e Reform des Re»ch«stempelaeffrtze« betreffen. Wa« di« letztere angeht» so soll io Aussicht genommen sein, die bisherige sogenannte Börsensteuer zu verdoppeln und die Steuer auf da« Geschäft in au-ländischrn Schuld verschreibungen und Actien gegen den bi«herigen Satz zu verdreifachen. Der Stempel für Lotterieloose soll eine Erhöhung um etwa SO Proeeat erfahren. Wa di« in einigen Zeitungen erwähnte Neueinführung einer Be steuerung de« bei den Pferderennen eiugeführten Totalisa tor« betrifft, so bemerken die „Bert. Polit. Nachr.", e« sei ein Irrthum, wenn angenommen werde, daß dir Umsätze bei demselben bisher steuerfrei gewesen seien. Der Bunde-rath habe bereit- im Herbst 1800 auf Antrag de« preußischen Finanzministerium« den Beschluß gefaßt, daß die Ticket«, welche am Totalisator auSgegeben werden, al« Lotterieloose zu behandeln und demnach zu versteuern sind. Die Erhöhung der Steuer auf Lottcrieloose um 60 Procent werde de«halb auch die Umsätze beim Totalisator treffen. In der bayerische» Abgeordnetenkammer hat sich am Sonnabend ein Vorgang abgespielt, der auch jenseits der bayerischen Grenzen bemerkt zu werden verdient. Bekanntlich schienen bisherSocialdemokratie undParticulariSmu» einander ausschließende Begriffe zu sei». Nicht selten haben sich socialdemokratische Redner in» ReickStagc durch weit gehende unitarischr Anschauungen und Forderungen hcrvor- gethan, und erst vor Wenigen Tagen ist eine dieser Forderungen, die Ueberuahmr deS Fabrikinspection«wesenS von den Einzelstaaten auf da« Reich, auf dem Parteitage in Köln ohne Debatte gutgeheißrn worden^ nachdem Herr Singer sie als »der Fraktion ganz au« dem Herze» gesprochen" bezeichnet batte. Dagegen hat sich Herr von Voll mar in jener Kammersitzung zum Vertreter eine- wahrhaft fanatischen ParticulariSmuS gemacht. Er hat gegen da« „Grvßpreußen- thum" gedonnert und e« al« die höchste Gefahr bezeichnet, wenn demselben nicht endlich einmal dir Aufgaben der Eiuzel- staaten energisch entgcgengrstellt würden. Der bayerischen Regierung warf er Schleppenträgrrei gegenüber der preußischen vor, während er seine Geslniiungtgenossen al- die Hüter der bayerischen „Selbstständigkeit" darstellte. Man hält« allerding« von Herrn v. Vollmar wohl erwarten können, daß, wenn er einen so fulminanten Vorstoß machen wollte, er sich zuvor die Reich-Verfassung etwaö genauer angesehen hätte. Seine hauptsächlichste Beschwerde ist nämlich die, daß in den Verhandlungen mit Rußland amtlich von einer „Regierung de« Kaiser«" gesprochen sei, und er belehrt die Welt: „die Vertretung de« Reiche« siebe dem Bunde«- rathe zu. nicht aber einer centralistischen kaiserliche» Regierung". Nein, Herr v. Vollmar, nach Art. l l der ReichSvcrsassuna bat der Kaiser das Reich völkerrechtlich zu vertreten, sonst Niemandl Der Kaiser allein kann Verträge mit anderen Staaten abschlirßen, nicht der BundeSrath. Dieser Sachlage entsprechend, wird, wenn e« sich um die Wahrnehmung unserer internationalen Beziehungen bandelt, und zwar nicht erst neuerdings, wie Herr von Vollmar zu glauben scheint, von einer kaiserlichen Regierung oder „Negierung de« Kaisers" gesprochen. Daran wird nun freilich der Zorn des Herrn von Vollmar nicht« ändern. Ader dir Thatsachr, daß ein so hervorragende« Mitglied der soeialdemokratischen Partei al« Wortführer de« rnt)chiedensten PartirnlariSmu« auslritt, ver liert dadurch nicht au Interesse. Man kann gespannt darauf sein, ob man r« hier mit einer neuesten Staffel der social- drmokratischen Entwickelung im Allgemeine», ober nur mit einem abermaligen Sympton der berühmten Einigkeit zwischen Herrn von Vollmar und der übrigen Partei zu lhun hat. Nach übereinstimmende» Meldungen in Berliner Blätter» ist der österreichische Ministerpräsident Graf Taasf«, der e« fertig gebracht hat, sich bei seinen wärmsten Freunde» miß liebig zu machen, jetzt wirklich rrgierungsuiüd« und de«hald entschlossen, einen Auftrag zur Bildung eine« Coalition«- miaisterium« dankend abzulrhnen. E« würde aber wobl nicht schwierig sein, diesen Entschluß eine« Manne« zu erschüttern, der Entschlüsse und Hemden mit gleicher Schnelligkeit zu wechseln pflegt. In Wien wird jetzt eine Anekdote erzählt, die den Vorzug besitzt, daß sie für die gegenwärtige Situation charakteristisch ist. Al« im Jahre lS7g nach dem Sturze de« liberalen Ministerium- Auersperg der Name de« Grafen Taaffr austauchtr, um in »er neuen Ministerlistr ein« Stell« zu finden, gleichzeitig aber auch di» Möglichkeit besprochen wordr, daß Fürst Auersperg mit der Neubildung de« Eabinet« betraut werden könnte, soll der damalige Iustirminister Glaser di« Bemrrkung gemacht haben: „Sehen Sie sich doch unseren Fürsten fdami» war Adolf Aucr«- verg gemeint) anl W«nn der fällt, liegt ,r; Gras Taaffe ist ungeheuer liicht. Der kann, wenn« s«in muß, »wanzig- mal hintereinander wie der Phönix au« der Asche erstehen". Bier oder sünsTage später war Gras Taaffe Minister de« Innern im provisorischen Ministerium Stremayr, snk« Monate später Ministerpräsivent.Zunächstsoll derKaiser beabsichtigen,auch noch Meiaung«äußrrungen einiger hervorragender Mitglieder de» Herrenhäuser «'nzuholen, darunt» d^Prasidenten Gr^^ Trauli»a»ii«dorff. de« Ersten Entlassung«- Btlcrek.'S Emltweilen soll der Ka>, „„ommen gesuch de« Cadinrl« ^ aaste " * Trennung Hadem Enlschließl sich " ^ Alfred von Winvisch- von Ta-ne. dann würde Fürst «N , Nachfolger- gratz die meisten Chancen vei oer ^.^le» >»> be>"" ?,aben. Fürst Windischgiatz .. ^ Au«gleich Anseben wegen seine« kr-f^n d- mit den Deutschen, in Bödmen rmv besprochenen geharnischten Absage an die g j Nach einer Meldung dcS Generals Marci a ^ ba^stch du' Lage bei Mclilin etwa« günstiger für M^rvklo stallet. Der Dampfer .«fr'fa . F' ^N^^ckten. nack, »»gekommen ist, bringt nämlich au« OberbesrblS denen General Mare.aS nach Ueb.rnabmebe-^b.reemo e.n unnn.-rdroch-n.sF.u.r auf^ General Orleaa machte Ausfälle un xoii Maure» au« ihren starken Positionen Melilla wurden durch ihn entsetzt und mit fr ich ^ . versrben. An den KriegSminister bat Ortega da» Er!»lb ger.ckiet, die Trupvenscnvung.n so lange k"';u cb">>kc . a>S bi, Baracken zur Uni.rbringung der Mannschaften g '-has r" se.en. Nach'der amilichen Madrider -'^ta bat die spanische Negierung beschlossen , da» A . . -orp, in Maroklo di- zu 20 000 Mann zu °'/stylen und mil dem Oberb.f.bl den Marchall Mar 'N j CampoS zu betraue.,, welcher von Barcelona nach M-d.,0 dessen ward. T.e spanische Preff. b.spr.ch. d.e Halt»»» Englands gegenüber den Ereignissen ?"rokkm „Liberal" saqt, England habe ,Miner den Lowenantheil de- ansprucht. Glücklicherweise lieg« aber der Schwerpunkt der Politik nicht i» London. Andere Länder hegten Wünsche für das Wohl Spanien-, »nter ihnen Frankreich (/), besten ^ym pathien um so natürlicher seien, al« Spanien vielleicht geaen e.ne Mission de« Dreibundes (?) m Marokko kampsr. Aus- seben erregt auch ein Artikel de« »Petit Paris»«» worin behauptet wird, daß die Concentrirung ver englischen Flotte bei Tanger eine Bedrohung der OntrgrUat »es marokkanischen Kaiserreich» .br»",«. Sammtl.che europäische Regierungen müßten sieh mit der Möglichkeit be schäftigen. daß England den in Egypten auSgeübten Streich in Marokko wiederhole. Eine uns auS Rom zugebendc Meldung betont, daß durch die ungewöhnliche Schärfe, die der Kampf zwischen der Rechten und dem Cad in et >m Verlaufe der zwischen dem Marchese di Ru bini und dem Ministerpräsidenten Oio- littt geführten Polemik angenommen bat, di« schon früher gehegte Annahme, daß der Kamps der bevor- stehenden Kammrrsejsion nicht dlo« in Bezug auf die Bank frage, sondern betreffs des grsammten Programm« der Regierung sich sehr bestig gestalten werde, zur Gewißheit ge- worden sei. Da« von oppositioneller Seite verbreitete Gerücht, daß zwischen einzelnen Muglierern des Cabincis Meinungsver schiedenheiten entstanden seien und baß da« Eabinet sich im Zu stand« der Krise drsinbe, werde in Regier»ng«kr,isrn «nt- schieden bestritten. Man versichert vielmehr, daß zwischen de» Mitgliedern de» Cabinet« Uber da« Regierung-Programm, so wie cs von Giolitti in Dronero entwickelt wurde, voll ständige Einigkeit herrsche und daß da« Cabinct solidarisch »in Vertrauensvotum der Kammer provocirrn werde. In den bezeichneien Kreisen begt man di« srste Zuversicht, daß die bisherige Majorität geeinigt bleiben und da« Cadinet in der Lösung der Finanzsragr mit aller Kraft unterstützen werde. Wie wir noch hinzufügen können, sollen dir italienische» Kammern zum 23. November ciuderufen werden. Der Krieg gegen Lobrugula hat durch da« seiten« de« Londoner Colonialamte» eingeschlagene Verfahren, über den Kopf drrSüdasrikagkseUschast hinweg zu einem Com pro miß mir dem Matabelrhäuptling zu gelange», einen wesentlich veränderten Charaltrr erhallen. Er ist auf dem besten Wege, sich auS einer lediglich militairischen Aktion in eine Art „Cabinet«krieg" nmzuwandel», d. h. in eine Angelegenheit, di« den Keim zu den seltsamsten Ueberraschungen und Intriguen in sich birgt und nur dann verständlich erscheint, wenn maa von der Annabme ausgebt, daß man in London Mißtrauen gegen die letzten Ziele, auch wobl gegen die Mittel und Weg« der Gesellschalt hegt. Jedenfalls baden die au» dem Lon doner Colonialamt an den Gouverneur Sir Henry Loch er» töeilten Weisungen bezüglich der Masck'onaland-Expeditio» da« Mißvergnügen der zabl- und rinslußreichen Afri» kanderpartei der Capcolonie wachgerusc» und dort da« geflügelte Wort von dem „verbrecherischen ReichSgedankra" entstehen lasten. Man argwöhnt, daß England in Sach»» Lobengnta« ein Doppelspiel treidr, daß den Londoner Staatsmännern an einer zu schnellen oder gründlichen Besiegung der Makabele im gkgcnioärligen Augenblick nichts gelegen sei, weil e« davon ein weiteres Erstarken der südafrikanischen EmancipalionSbcstrehungrn vorhersetze, wa« mit dem Plane der Schaffung eines „Indien in Afrika" allerdings unvereinbar sein würde. Wie dem in dessen auch sein möge, e« ist nicht zu leugnen, daß die Sach lage in Südafrika eine einigermaßen kritische geworden ist und von den Vertretern de« dritisben Reichsgcdanken« die Entfaltung ungewöhnlichen politischen Taktes und Verständ nisse« sür die nächst« Zukunft verlangt. Das Repräsentantenhaus der vereinigt,» Staate» bat in voriger Woche beinahe mit Stimmeneinbclligkeit die Bill McGeary's angenommen, kraft welcher da« Geary's che Anlichi liefen ge setz dahin ab geändert wird, daß den schlitzäugigen Bewohnern der Vereinigten Staate» eine weitere Frist von 6 Monaten gegeben wird, binnen welch» ditstkdeu sich rrzislPren lassen könne». Wenn eei Lxnat, n> ren .ei« Zweifel ist, der MrGeary-Vill seine Zu stimmung geben w,rd. behalten die Mongolen eine weiter« Galgenfrist,«de die Massendeportation stattsiiiden wird. Die Ver längerung derFristfürEinzeichnung terCbiiirse» in rer durch da« Geary'sche Gesetz vorgeschriebeucn Weise ist um so williger gegeben worden, al« gleichzeitig in der einen Bill ein« genauere Definitiv» des Wortes „Kausleute", welche bekanntlich unler dem Gesetze von der Erpoitation aus geschlossen sind, gegeben wurde. Unter „Kaufmann" wird künftig jede Person verstanden sein, welche Waare im eigenen Namen kaust und verkauft und keine anderen körperlichen Er- wrrdSverrichtunaen timt a>« solche, die in der Ausübung kaufmännischer Tbätigkrit Vorkommen. Unter exporlpstichtigen Arbeitern werden nach der McGeary-Bill solche Personen verstanden, welch« irgend eine Handarbeit, sowohl grobe als technische, für ihren Lebensunterhalt verrichten. Deutsche- Reich. O. K. Berlin, 31. Oktober. Unter größter Theilnabmlosig« keit haben sich heule die Berlin» Landtag-Wahlen voll zogen; von einem Wahltreiben war nicht eine Spur zu merken; in einzelnen Bezirken der äußersten Peripherie, in denen die Socialdemokratie domin>rt, waren die Wähler säst ganzau-gebliebeii; eS dürften bier kaum 5 Procent von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht baden. Die frei- Fsuillets«. Die qua-e Foelke. Roman au« der EmSga». LSs von F. «linck.Lüte»«d»r,. «ach»r»a »«»»«»» (Fortsetzung.) Solche Betrachtungen hatten den völlig gesunkenen Muth belebt. Wa« aber die Umgebung anbtlaugle, in welcher er sich befand, so drückte sic nicht besonder« schwer aus ihn. Bernd war nickt eine verweichlickte Natur, da« Lager dünkte ibm nicht schlechter als da« daheim. Da« Esten hatte ihm niemal« viel Sorge gemacht, nach dieser Seite hin war er genügsam gewesen. Nur der Branntwein fehlt« ihm, da« sich regende Gewissen zu betäuben. Doch anch hiermit fand e, sich zurecht. Der Gedanke an seine vor Kurrem überslaodene Krankheit und da« Verbot de« Arzte- ließ ihn de» Zwang der Entsagung al« einen günstigen Zufall anseheu, der ihm behilflich fein konnte, da« Laster, dem er so lange gefröhnt, siegreich zu über- winden. Seelenaualen, al« einen Schmerz über sei», Lage, i» die er durch eigene Schuld gerathen, u. s. w. gab r« für Bernd nicht, «»«schließlich sein körperliche« Befinden gab ihm «ach wenigen Tagen zu Sorgen Anlaß. Di« Ursache der grenzen losen Schwäche, von welcher er sich schon nach wenigen Tagen ergriffen süblte, war ihm fremd, aber sie beunruhigte ihn nicht wenig. Er hatte nicht gedacht, daß da« unselige Laster bereit« so unheilvoll auf seine Constitution gewirkt haben könne. Die Unruh«, von welcher er sich ergriffen siihlt«, steigerte sich bis zu einer unerträglichen Angst, die sich durch »ich»« beseitigen ließ. Bisweilen war ihm di« Kehle wie zugeschulirt, tza« Herz Nopfte so stürmisch, al« «oll« e« di« Brust sprengen, und kalt« Schweißtropfen traten vor sein» Stir». Sr verlangte nach einem Anwalt, einem vertheidiger, der ehemalige Amt«richter Hellwald sollt« ihn vertrete». Da« war sein Mann — rin erbitterter Gegner Fvelke'«, di« ib» um seine Stellung gebracht. Er würde sich seiner kräftig annrbmen, hatte er dock in der kurzen Zeit, während welcher er sein gegenwärtige« Amt bekleidet«, einen gute» Rus al« Rechtsanwalt sich erworben Bernd er«»- frmlich den Kosten punkt, da Hellwald nicht mehr am Ort, war »nd sei» Kommen mir erheblich«» Kesten verknüpft sei» würde. Iber er „batte e«", er würde e« noch mehr haben, wenn er all die sich erhebende« Schwierigkeiten siegreich überwand. Bernd verwünschte aber seine Idee, den RecktSanwalt Hellwald zu seiner Vrrtbeivigung brrbeizurufen. Sckvn die erste Begegnung mit demselben rief in ibm eine große Be stürzung hervor, obwohl derselbe sich bereit erklärte, »nter Umständen, die Vertbeidigung nach besten Kräften übernehmen zu wollen. „Geben Sie sich keiner zu leichten Auffassung von Ihrer Lag« hin, Brun«, sie ist eine äußerst gefahrvolle, und meiner Ansicht nach kann an di« Möglichkeit Idrer Freisprechung nicht gedacht werden", sagte der Recht-anwalt mit finsterer Miene. „Die Wolberich, dir schlechte Person kann doch wahrlich nicht gegen mich zeugen", murrte Bernd „Warum nicht? Nicht nur die Wahrscheinlichkeit ihrer Aussagen stehen ihr zar Seit«, sondern verschiedene in dem Procrß gegen Frau Brun«" — eine schwache Rötbe flieg dei Nennung diese« Namen« in da« Gesicht de« Anwälte« —, „unaufgeklärtr Punkte finden durch dieselben eine Beleuchtung, die jedem Rickter den Zusammenhang Nar legen wird." „Wenn ich leugne? Fragen Sie doch >p»n Sie wollen im Dorfe, Jeder kann Ihnen sagen, daß der „Tater" ein nicht-würdige«, au« Schlechtigkeit und Lügen zusammenge setzte« Wicht (Mädchen) ist." „Sie babrn de« früher auch gewußt, Brun«, und stellten dem Mädchen «in günstige« 8rumiind«ze»gniß au»." „Ja — damal« — da braucht« ich sie." „Ihr Lrugnen wird Ibnen wenig nützen. Brun«", fuhr Hellwald, obne den gemachten Einwurs zu beachten, fort. „Wolberich Heymann hat eine gewichtig« Zeugenaussage zum Beistand." Bernd sab mit dem Ausdruck der höchsten Verwunderung zu dein Anwalt ans. „Nun. di« Aussage der Frau BruuS", bejahte dieser den fragenden Blick. Bernd fuhr zusammen. seine schlafenden GesicktSzüge schienen sich plötzlich zu beleben, die bleichen, salteoreichea Wangen zeigten eine hektisch« Röthe. „Foelkr?" Daran hatte er nicht gedacht. Wie häßlich ihr Name in dem Munde diese« Elenden klang! „Eie kann doch nicht gegen mich zeugen", kam e« unsicher voa seine« Lippen „Darum denn nicht? Sine glaubwürdigere Zeugin dürft« kau» gesunde» «erde«. Jede »»«sage au« ihrem Munde wird den AuSgang Ihre« Proteste« zuversichtlich besiegeln. Kein Richter findet sich, der die Zuverlässigkeit derselben in Zweifel ziehen könnte. Sie bat in dem gegen sie gcsUbrten Proceß zweierlei bewiesen! Sie bat ersten« nach jeder Seile hin versucht, Sie zn schonen, obwobl Sie der Angreifer waren, und ist dann in keinem Punkte von der Wahrheit abgewicken, die sie doch in eine große bewußte Gefahr gebracht." Bernd Brun« saß wie zusammengesunken unter einer schweren Last, kalte, große Tropfen standen vor seiner Sliru» in dem bleichen Gesicht, au« welchem wieder di« letzte Spur von Farbe gewichen war, machte sich rin Au-druck unsagbarer Angst bemerkbar Hellwald glaubte nie zuvor einen gleich «lenden, erbärmlichen Menschen gesehen zu haben. „Ich weiß nun nicht", fuhr er nach einer minutenlangen Pause fort, „wie Sir zu Frau Brun» sieben. Dies« könnte allerving« von dem ihr al- Ehefrau gesetzlich zuslehendrn Rech» der Zeugniß Berweiaerung Gebrauch machen." In den, Gesicht Bernd'« leuchtete e« auf wie in plötzlich erwachter Loffnung, doch nur vorübergehend. Abrrmal« sank er in sich zusammen. „Sie soll die Scheidung beantragt haben", stöhnt« er. und in den wenigen Worten lag »ine verzweifelnde Hoffnuna«- lofiakrit. v ,, ° zuckte zusammen. Die Mittheilung hatte er- .^4.'" Andruck auf ihn gemacht, daß er sich vollständig außer Stande sah, sogleich weiter zu fragen. Erst nach einer längeren Pause kam cS wie verloren über seine Lippen: ^ brau Foelkr" - »r brachte den Namen diese« Elenden nicht mehr ,n Verbindung mit dem ihren über seine Uppen — ..unmöglich fähig halt,,,, daß sie au« Haß oder Rachsucht irgend eine Unwahrheit au-zusprechea im Staude sein würde." „Da« nicht — da« nicht — nein — aber — Herr Recht«- F I" vrrseben bätte. wenn „Tal.r"?"" i"»'. """" ^ - s» sagte wie - der b»b nicht gleich ei», Antwort. Bernd »run« rbeilt» ihm >a »ich«« Neue« mit, bi, Verworfenheit diese« Elenden machte ,hn nur verstummen. Derselbe war also Langen gewesen, oder batte „wa seine erst.» «»«sage» ,n „ne« Zustand gemach», iu welchem ^kaum al« verantwortlich sür dieselben hätte angesehen werde, 16»»«», sondern war nnt Wiste» und Willen al memeid,grr Zeuge gegen s,»o« Fr,« ausgetreten, um «ine ns '1^ Unschuldige zu vernichten. Nie hatte er einen höheren Grad von Ekel und Abscheu empfunden. „Herr Rechtsanwalt — sie darf nicht zeugen", fuhr in zwischen Bernd mit gesteigerter Angst fort. „Sie muß die Scheidung zurückzicben. Ich will mich ,» bester» versprechen, da« verfluchte Trinken ansacbcn — ich will »uch auch wirklich bester» und sie nie mehr „blecht behandeln." „Sie Hallen eS möglich, daß Frau Foelke in diesem Falle " Langsam waren diese Wort« über Hcllwald « Lippen ge» komme». Bernd liest ih» nicht auSsprechen. Eine »iinennbare Angst Halle ihn ersaß». Wenn Foelke gegen ihn auSsagte, dann kam er in« Zuckthau«. „Ja, ja, sie ffl so gut» seelengut, die vergiebt mir. Sie können sich darauf verlassen. Sorgen Sie nur, baß sic bierber kommt. Sie muß kommen. Wenn ich sie nur erst bei mir habe, dann werde ich sie auch schon herumkriegen. Tie sagt nicht gegen mich aus." Hellwald warf einen Blick grenzenloser Verachtung ans Bernd, in dessen hastigen, aufgeregten Worten sich die Angst, von welcher er ergriffe» war, zur Genüge au«sprach. E« dünkle ibm unmöglich, länger in der Nähe diese» Elenden zu verweilen. „Ich will mit Frau Foelke sprechen", sagte er nur noch, indem er sich zum Geben wandte, um Bernd mit seiner Furcht und jetzt wirklich erwachten Seelenqual allein zu lasten. XVI. Hellwald wanderte langsam die Straße entlang, um sich in« Freie kinau« z» begeben. Ibm war beklommen zu Mntbr, dir Unterredung mit Bernd Brun« hatte übermächtig auf ihn gewirkt, und er hoffte in der frischen Luft, fern von dem Ge triebe der Stadt, am ehesten die verlorene Ruhe wieder zu ge winnen. Ein Sturm ton Gedanken bewegte ihn und ließ da- Herz fast börbar in der Brust klopfen und da» Blut wild gegen die Schläfe hämmern. So schlimm batte er die Verhältnisse sich nicht gedacht, der Abgrund von Verworfenheit, in den er geblickt, erfüllte ihn mit Schaudern. Wir war e« möglich gewesen, daß eine Berbrechernatur, al« welche Bernd Brun« ,n dieser Stunde sich ihm enthüllt, mit einer Foelke Meinharti sich zusammengrfundrn, und welch «ine Zeit batte diese durchkostet, ehe sie mit „nein erschütternden AuSgang sich von ihm lo-geriflen. Da« Zengniß, welche« dieser Elende ihr ausgestellt, war für Hellwaiv da« Siegel seiner veränderten Meinung voa Foelke grworde». Ni« war iß»
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