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Dresdner Nachrichten : 08.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189610087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18961008
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18961008
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1896
- Monat1896-10
- Tag1896-10-08
- Monat1896-10
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- Dresdner Nachrichten : 08.10.1896
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LandeSpersicherungSamt. „Waldmeister-. § « ^ N ^ ä Ssleuvkwngsaegenslänile j» » tue (»S8, vlektr. I.i' d!. «Z I l'otrnlauin, ffoi/an. A tÄr^^d-St«ser4Srrr^k-r'^ Issel-, lisllee- unli Wseeli- > <ilr»8 8SI'Vß«E»A T». W^ILNAN^I. » H86nkrlU88t r. 8. '' Viü8viiIiLii88lr. I<», ^s^ouükvr 6oiu «InmiLli^tzn Viritoriii-ttottzl. Tonnerstag, 8. Lktbr. ^ Mnikmußliche Witterung Unsicher, bewölkt. Politisches. Inmitten des allgemeinen Trubels der russischen Kailerreise hat sich die öffentliche Aufmerksamkeit in Deutschland mit den lebten Vorgängen in Zanzibar weniger angelegentlich beschäftigt, als sie es ihrer Bedeutung »ach verdienen lim so mehr in es auaezeigt. den ersten Augenblick, den der russische Fastnachtszauber In Frankreich der staunenden Well zur Erholung läßt, zu einer Würdigung jener Ereignisse vom Standpunkte der deutschen Interessen und des deutschen nationalen Amehens zu benähen, Ter zu Grunde liegende Tvatbesiand ist lochender: Ende August d, I. wurde der Sultan Hamid von Zanzibar vergiftet und der Sohn des früheren Sultans. Prinz Said Kalid bemächtigte sich alsbald des Palastes, Die Vorgeschichte dieser Palastrevolution reicht bis aus de» Sultan Bargasch, der von 1870 bis 1888 regierte, zuruck. Dessen jüngerer Bruder wurde nach 2sähriger Regierung von einem plötzliche» Tode ereilt, woraus rin zweiter Bruder. Said Khalisa. zur Hewchaft gelangte. Im Jahre 1893 wurde ober auch dieser Sultan jählings dahinnerafft und nunmehr trat eine entschiedene Wendung in der politischen Lage Zanzibars ein, indem es den Engländern gelang, eine ihnen blindlings ergebene Kreatur aus den Thron zu setzen, die sie in der Person eines Großneffen des verstorbenen Sn d Khalisa. des im August d, I. ermordete» Sultans Hamid gesunden hatten. Das; die Engänder in dieser Weise frei schalten und walken konnten, war die Folge der verhängnißvollen deutsch-englische» Konvention vom I, Juli >8!)o. aus Grund deren England das Protektorat über Zanzibar über tragen wurde. Dadurch ist alio England formell als Vormacht in Zanzibar eingesetzt und anerkannl worden und sie Engländer zögerten nicht, aus diesem Stande der Dinge bei dem letzten Thronwechsel in der ihnen eigenen brutalen Weiie die äußersten Konsegucnzen zu ziehen. Es ist lehrreich, den Unterschied zu be trachten. der zwischen ihrem Verhalten bei der letzigcn Regierungs krise und demienigen bei derselben Gelegenheit im Jahre 1893 be steht, Zu dein genannten Zeitpunkte hatte der Prinz Said Kalis ebcnsalls bereits den Versuch gemacht, die Regierung nnzutreten und sich zu dem Zwecke im Palasle festgesetzt. Dir Engländer landeten daraufhin einige hundert Mann Marinetnippen, setzte» den ihnen nicht genehmen Prätendenten ohne Blutvergießen aus die Straße und »ahme» den Sultan Hamid in Eid und Pflicht in dem Sinne, daß er Zeit seines Lebens ausschließlich de» Willen Englands zu thun habe. Dieses Mal ging die Sache aber nicht so glatt von Statten. Es scheint, daß der inzwischen durch eine lauge Reihe diplomatischer Niederlagen und Mißerfolge im Gemüthe John Bull's angesammclte Groll förmlich nach einer Gelegenheit gelechzt hätte, die ihm gestattete, sich ohne Gefahr für sich selbst, also einem schwachen, so gut ivic wehrlosen Gegner gegenüber zu bethätigen, Diese Gelegenheit bot sich durch den abermaligm Thronwechsel in Zanzibar und das Vorgehen Said Kalid's. So wurde denn alsbald nach der Besitzergreifung des Palastes Lurch den Prätendenten scharf geschossen und es begann eines jener unnützen, schlächtermäßigen Gemetzel gegen widerslands- unfähige. zusammenaepserchte Menschen, in denen die Engländer zu einer traurigen Berühmtheit gelangt sind. Volle ^ > Stunden lang wurde aus den Schifsskanvnen und den Mannegewehren nach Herzenslust darauf losgeknallt. Die Wirkung war furchtbar. Rach der Schilderung eines Augenzeugen sind in der kurzen Zeit von 15 Minuten über 500 wehrlose Menschen hingeschlachtet worden. Dabei vermochten die^Truppen" des Sultans das Feuer säst gar nicht zu erwidern. Sie wurden einfach glatt von den Kanonen wegrasirt, sodaß manche der Geschütze überhaupt nicht zum Feuern kamen. Das Ganze war eine blutige Barbarei, deren Ilnmenschlichkcit Herr Gladstvnc sich aä notam nehmen sollte, wenn er sich aus eine seiner sulminantcn Entrüslnngsreden gegen die türkischen „Gräuel" präparirt. Die .Handlungsweise der Eng länder in dem vorliegenden Falle steht moralisch und civiliiatonich aus gleicher Höhe mit der Beschießung Alexandriens im Jahre 1882 und dem berüchtigten, über alle Maßen schandbaren „blmrinx »>>" während des indischen Aufstandes im Jahre >857, bei dem die eingeborenen Sepohs schanrenweise vor die Mündungen der Kanonen gefesselt und so „in die Lust geblasen" wurden. Es kommt hinzu, daß das Bombardement des Palastes in der ganzen Stadt eine wilde Plünderung entfesselte, die von den Engländern nicht nur nicht gehindert wurde, sondern an der sich die englischen Marinesoldateu selbst bethcillgten. Wie die englischen Truppen hausten, zeigt eine eingehende Schilderung der in Rede stehenden Vorgänge, die die „Köln. Ztg." aus Zanzibar erhält und in der eS wörtlich heißt: „Die Paläste wurden von den eng lischen Marin etrupven in einer Weise ausge plündert, die man bei disziplinieren Soldaten nicht für möglich halten sollte. Von den Kost barkeiten, die die Sultane an gehaust hatten, blieb nichts übrig, alle Kästen und Kisten wurden durchwühlt. Handelsverträge und an dere S t a a ts p a p i ere lagen im Schutte umher," Nach diesen civilisatorischen Heldenthaten in Zanzibar kam aber den Herren Engländern die Kehrseite der Medaille Lii Gesicht, indem ihnen der Haupttheil der Beute, der Prinz Said Kalid selbst, im letzten Augenblick entschlüpfte. Er flüchtete sich nämlich in das deutsche Konsulat, wurde dort einige Wochen in schützendem Gewahrsam gehalten und dieser Tage zur Erhöhung seiner Sicher heit ans das deutsche Kanonenboot „Seeadler" vor Zanzibar über- geiührt. Die von England beantragte Auslieferung ist unter Bcrusung auf den bestehenden AuslieserungSvertrag. nach dem eine Auslieferung wegen politischer Handlungen uirzulässig ist. von Deutschland verweigert worden. Die Engländer haben über diese Haltung der deutschen Regierung rin gewaltiges Geschrei erhoben und auch gegen die Uebersührung des Prinzen Said Kalid aus den „Seeadler. die der Londoner Regierung rechtzeitig mitgethcilt worden war. „Protest" eingelegt. Trotzdem hat sich die deutsche Regierung in ihrer streng korrekten Haltung nicht im Mindesten beirren lassen und so den Engländern wieder einmal recht deutlich vor Auge» geführt, daß die Zeit des mühelosen „Grapiens" aus den, Gebiete der internationalen Politik für die tapferen Söhne Albions vorüber ist, und zwar nicht anr wenigsten da. wo englische Uebergrisse aus deutschen Widerstand stoßen. Man muß der aus- richtigen, von einen, klaren, festen Willen geleiteten Haltung der deutschen Negierung, die auch nicht einen Moment von der von dem Völkerrecht und dem nationalen Interesse gleichmäßig vor- geichricbenen Richtung in dieser Angelegenheit abwich, entschiedenes, rückhaltloses Lob zollen. Um so unbegreiflicher ist eS. daß ein sonst in nationalen Dingen konsegucntcS und nrtheilSsähigcS Berliner Blatt, die „B. B.-L ". unmittelbar nach dem ersten Bekanntwerden der Vor aknae in Zanzibar Folgendes schreiben konnte: „In diesem Falle stehen dir Sympathien Europas auf englischer Seite und wenn man sich fragte, was England angesichts der Ereignisse in Zanzi bar thun werde, so ist die Antwort in einer Weile erfolgt, die dem Prestige Großbritanniens nur förderlich (!> sein kann," Und ferner: „Dnrcb die Flucht des VerrätherS und Venchmöcers in das deutsche Konsulat ist ein Präzedenzfall geschaffen, der nur im ersten Augen blick verwirrend erlcheiut. Wir nehmen an, daß. noch ehe diese Zeile» in die Presse gehen, werde in später Ncichlstuude noch ein Telegramm die Auslieferung des Redellen melden," Was soll man zn einer solchen Auffassung der Ausgaden und Ziele der deutschen Politik in Za»zidar sagen? Weiler kan» man nicht füglich mit dem Hammer »eben dein Nagel vordeitresse». als es mii ,ener Beiirtheillliig der deuischew Stellung gegenüber der eng lischen in Zanzibar geschieht. Das erinnert doch gar zu sehr an de» Geist, aus dem der Vertrag vom 1. Juli 189.» geschlossen ist, der wohlbegründete deutsche Ansprüche gegen ein Linsengericht preiSgab. In Wirklichkeit liegt die Sache so. daß mit Kalid. dem. wie es i» dem Eingangs erwähnten Artikel der „Köln, Ztg," heißt, „allgemein geradezu vergötterten, rechtmäßigen Sultan von Zan zibar", Deutschland beim arabischen Element ungeheuer an An sehen gewonnen hat und zur thatsächlichcn Vormacht in Ostasrika geworden ist. Alles sei mit dem englischen Regiment nnriisrieden lind infolgedessen ein starker AiiSwandererstrom »ach der oenlschen Kolonie zu gewärtigen. Indem die denlsche Regierung die»e Ver hältnisse richtig abschätztr und im gegebenen Augenl'Iick entiprcc1n>iid handelte, hat sie dein deutschen Eninuß und Ansehen in Lstasrika eine erhebliche Stärkung zugesührt und mit weitailsichauendeiil Blick für die Zukunft der deillschoi Machtstellung im Osten des schwarze» ErdtheilS vorgesorgt. Diese Thatsache ist für das deutsche Natio»albcw»ßlseiii so nusmunterno und anregend, daß sie un mittelbar zn den, Wuniche berauSkordert. es möchte auch in der gelammten übrigen Kolonialpolitik stets dieselbe Umsicht und Energie von unserem auswärtigen Amte gezeigt werden. Das ist »in so nöthiger, als gerade das schärfere .Hervortreten der russisch- sranzösischcn Führung in der auswärtigen Politik auch eine größere Regsamkeit Deutschlands ln den Lebensfragen seiner kolonialen Berhäligung wünschenswerth ericheiueu läßt. Aernickireib- nutz Aernwrech-Berichte vom 7. Oktober. Berlin. Im Jagdschloß Hubertusstock fand heute im An schluß an die unter Vorsitz des Kaisers statlgesnndene Bildung des Kronralhes eine Tafel bei dem Kaiserpaare statt, zn welcher die Theilnehmer an der Sitzung geladen waren. Man nimmt an. daß in dem Kronrath die Entscheidung über die Militärslraiprozeß- ordnnng gefallen sei. — Der Kaiser hat anläßlich des Ablebens des Fürsten Alexander von Schönblirg-Hartenstein. dessen ältestem Sohne telegraphisch seine Theilnahmc ausakiprochen. — Die „Post" nimmt, entgegen anderweiken Meldungen an, daß der Entsenoung des Generals Griimbkow-Pajcha nach Berlin eine höhere politische Bedeutung bei;»legen ist. Den Tag des Empfanges, zu denr vor aussichtlich der türkische Botschafter den Spezialgesandten des Sulians begleiten wird, dürste heute der Staatsiekrctär des Aus wärtigen. der am Kronrath in Hubertusstock rheiinimmt. den Kaiser sestzusetzen bitten Berlin. Sicherem Vernehmen nach wird den parlamen tarische» Körpcrschaslkn bei der bevorstehenden Session wegen der Konperlirung der 4-vwz. Reichs- und preußischen Staatsanleihen in 3'5-proz. eine Vorlage gemacht werden, Berlin. Die Gersten- und Hopsenausstclliing, die unter Mitwirkuna der deutschen Landwlrtyschasts-Gesellschaft und des deutsche» HopsenbauvcrrinS vom Verein Versuchs- und Gähr- anstalt für Brauereien hier veranstaltet ist. wird morgen durch Minister v. .Hammerslein eröffnet, Es sind >69 Gersienproben und i:!5 Hopseiihallcn zum PreiSbewcrv gestellt, gegen >89 bezw. 209 im Vvriahre — Ter Aufruf zu Gunsten der im Essener MeineidSprozeß verurtheilkeil Bergleute, den die deutsche Gesell schaft für ethische Kultur an die bürgerlichen Kreise des deutschen Volkes gerichtet hat. hat noch Mittkeilnngen. die gestern Geb, Rath Förster machte, über 2c>00 Unterschriften gefunden. — In der heutigen außerordentlichen Magistratssitzung wurde die Vor lage. betreffend Umwandlung der Pferdebahnen in Bahnen mit elektrischem Betriebe an die Bcrkebrsdeputation zurückverwlesen mit der Maßgabe, auch mit anderen Gesellschaften m Verhandlung zu treten. Dieser Beschluß ist eine Folge der vonderFirma Siemens u. Halske eingeleiteten Bewegung gegen das Monopol der großen Berliner Pferdebahn-Gesellschaft. Hambur a. DaS Landgericht verurtheilte als Beriisnnas- instanz die mit einer Slerbekasse verbundene „Militärische Kameradschaft von 1881", einen ausgeschloffenen sozialdemokratischen Gastwirth wieder als Mitglied aiiszunehmen. In der Begründung heißt es. es könne eine entehrende Handlungsweisc, die laut Statuten den Ausschluß hcrbeisübren könne, in der Zugehörigkeit zu einer zwar radikalen, aber öffentlich anerkannten Partei nicht erblickt werden. K ö l n. Die „Köln. Ztg." verbreitet sich, anscheinend inspirirt. an leitender Stelle über die letzttägigen Pariser Ereignisse und sagt: Durch die gestrigen Ansprachen oes Ezaren und des Präsi denten Faure seien alle Zweifel genommen, daß eft, Zweibund mit einenr verbrieften verbürgten Vertrag zwischen Frankreich imd Rußland bestehe, Diesem Bunde bie vertragsmäßigen Rechte ab- zusprcchen. sei fürderhin nicht mehr zulässig. Es könnte gefährlich werden, vor solch' unzweideutigen Kundgebungen dem Vogel Strauß nachzuahmen. Ebenso sicher sei, daß der russisch-französische Vertrag wie die Dreibundsvcrtrüge lediglich die Abwehr, nicht de» Plan eines Angriffs vorsehc. Cronbera. Der König von Griechenland trifft morgen zu zweitägigem Besuche bei der Kaiserin Friedrich hier ei». Darm stabt. Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland werden am Sonnabend Vormittag 9 Uhr aus dem hiesigen Ludwig- bahnhos eintreffen und nach Uebersührung des kaiserlichen Zuges nach dem Maln-Neckar-Bahnhose dort offiziell empfangen werden. Abends werden die hiesigen Vereine den hohen Gästen vor dem alten Schlosse eine Serenade bringen. Wien. Heute Mittag war der Termin abgelaufen, den die Direktion der Staatseisenbahn-Gesellschaft den Streikenden zur Wiederaufnahme der Arbeit gestellt halte. Da sich Niemand meldete, betrachtet die Direktion die Ausständigen als entlassen und gedenkt in den nächsten Tagen neue Arbeiter z» engaairen. Prag. Die Lage im Strcikgebiet ist andauernd beruhigend. Die Nacht ist durchaus ruhig verlaufen. Die Nachrichten der Blätter über GewaltthStiakeiten im Juliusichachte entsprechen den Thatsache» nicht. Im Distrikt Komotau ist die Belegschaft fast Vvllstäiwig einaesabren. Einige in Kopttz verbreitete Flugschriften wurden sofort beschlagnahmt. — Heute wurde in den Werkstätten der StaatSeiscnbahn-Gesellschast z» Prag und Bnbna die Arbeit mit etwa 100 Arbeitern wieder ausgenommen. Paris. Ter Kaiser und die Kaiserin von Rußland uns Präsident Faure begaben sich heute Vormittag im offenen Wage» nach der Notredameftrche. Aus dem ganzen Wege war eine dichle Menschenmenge angeiammeli. die unausgeietzl ries: „Es lebe dc> Kaiser, es lebe die Kaiserin!" Um 10 Uhr langte der Zug an der Kirche an. wo das ruffnche Kailerpaar vom Eczbischoi von Paris, Kardinal Richard, der von den Generalvikaren und den Mitgliedern des Kapitels umgeben war, sowie dem Justizminister empfangeu wurde. Unter der Führung des Erzbischofs besichtigte das Kann paar mit dem Präsidenten Faure das Schiff und die Seiten kapellen. sowie nach kurzem Verweilen vor der Grobknpellc Pastcur's den Kirchruschntz. Von der Notrednmelirchc begaben daS russische .Kaiserpaar und ocr Präsident sich nach dem Justiz palastc und später unter lebhaften Zurufen ver Menge nach dem Pantheon. — Wie die Blätter berichten, inachte der Empfang in Paris eine» tiefen Eindruck, besonders die Kaisen» äußerte sich enthusiastisch und voll Entzücken. Der Kaiser bemerkte gegenüber dem Präsidenten Faure und den ihm vorgeslellten politischen Per sönlichleitcn, er werde niemals den Tag vergessen. Von den gestern vorgekommene» Unfällen verliefen 3 tövtlich. Unter den 3 Todkcii befindet sich der Rentier Harmasnne, der durch den Husichlaa eines Kürnssierpferdes getödtcr wurde und ein Lampen anzünder. welcher bei der Vorbereitung zur Illumination anr dem Gitter des Tuileriengcirtens ailfgespicßt wurde. Paris. Am Eingänge des Pantheon empfing der Unter- richtsmtntster Ramband das russische .Kaiserpaar und den Präsidenten Faure. die nach Besichtigung der Fresken, welche die Wände des Monumentalbaues zieren, zu den Gewölben Hinabstiegen, wo sie einen Augenblick vor dem Grabmal Earnvt's verweilten. Halb >2 Uhr traf das russische Kaiserpaar im Jnvalidenhotel ein, wo zahlreiche Generale sic erwarteten. Nach der Besichtigung des GrabdenlmalS Napoleon I, vor welchem der Kaiser einen Augen blick still verweilte, ging Se. Majestät allein mit dem Gcncral Billot und einigen Offizieren in die.Krypta, dann begaben die! Herrschaften sich durch die Kapelle nach dem Lazaretts, dem Sveiie-! sanl und dem Artillericmilselii» und verließen das Hotel onrch i den Ehrenhos, wo die Generale und Invaliden sich aufgestellt halten. In allen Straßen, welche das russische Knlserpaar heute Vormittag vaisirte. drängte sich eine begeisterte Menschenmenge, welche den Maiesiäte» fortwährend Huldigungen Varbrachte. In unterrichteten Kreisen versichert man. daß der Kaiser von Rußland sich in vertraulichem Verkehr sehr gerührt zeigte und seine ganze Keungthiiling über die so glänzenden Parlier Festlichkeiten und! den so wainicn und jo würdigcn Empfang seitens der Bevölkerung! äußerte Man ist in diesen Kreisen der Meinung, daß diese Feste > sicher dazu beitragen werden, die Univn Frankreichs mit Rußland ^ m dauerhafter Weise zu stützen. " Paris. Der Kaiser von Rußland empfing den Minister des Aeußeren Hanotanx gestern Nachmittag um 5 Uhr in besonderer Audienz, welche bis nach 6 Ubr oauerte. Hanotcuix harte gestern auch im "Auswärtigen Amt eine längere Unterredung mit dem, Leiter des rivsffcheu Ministeriums des Auswärtigen Schiichkin. * Paris. Die Feier zur Grundsteinlegung der Brücke j Alexander III. verlief auf das Glänzendste. Der Kaiser und die Kaiserin trafen um 3 Uhr in Cours-la-Reine ein. wo in einem prächtigen Zelte der Präsident Faure und die Präsidenten der beiden Häuser des Parlaments, die Minister und das diplomatische Corps versammelt waren. Ter Kaiser und die Kaiserin wurden von dem zahllosen Publikum, welches die auf dem rechten und linke» Seineuser errichteten Tribünen füllte, sowie von der auf den Schiffen Kopf an. Kops stehenden Menge enthusiastisch begrüßt. Nach der Ansprache des HandelSniinisters Boucher, worin er den Kaffer und die Kaiserin bat, diesem großen Werke der Civiliiation und des Friedens seine hohe Weihe und den huldvollen Schutz der Kaiserin zn thcil werden zn lasten, wurde eine Festkaniate ge sungen. woraus eine von dem Akademiker Heredia gedichtete Ode von Paul Monnet vorgetragen ward. Dieselbe klingt In den Wunsch anS, daß die Zukunft dem Kaiser, welcher einen unerschütterlichen Granifftein einmanere und der eine Wohnstätte des Friedens bilden werde, den Namen „der Große" beilegen möge. Während sodann die Eeremonie der Grirndsteinlegimg von dem Kaiser, der Kaiserin und dem Präsidenten Faure vorgeiwmmen wnrde, segelte von dem jenseitigen Seinenfer langsam ein weißes Boot heran, auf dem sich vierzig weisjaekleidete Mädchen, Töchter der hervorragendsten Handels Herren und Fabrikanten, besanden. Dieielben überreichten der Kaiserin unter den brausenden Zurufen der Volksmenge eine l Meter hohe silberne Vase mit den seltensten, prächtigsten Blumen. Das Kaffer paar ward bei der Abfahrt ebenfalls mit endlosen! Jubel begrüßt. * Part §. In der Münze nahmen daS Ezarenpaar und der Präsident Faure verschiedene Ateliers in Augenschein und wohnte,, dem Prägen der Erinnerungsmedaille bei, welche ihnen alsbald überreicht wurde. Im Institut hielt der Akademiker Legouva eine An- jvrache. worin er brwlllkommnetc und an de» Besuch Peter deS Großen erinnerte. Darauf las Fran','ois Eopp« e eine von ihm verkaßte Ode zn Ehren der Majestäten vor. Tie Majestäten und Präsident Faure wohnten auch einige Augenblicke den Arbeiten an de», Wortcrdnche In der Akademie bei und unterschrieben da? über die Festsitzung niisgcnommcne Protokoll. Von dem Institut aus begaben sich die hohen Herrschaften »ach dem Hotel de Äille, von der Menge, welche sich dichter als iemals ciiigescimmclt. mit »nbcschreiblichein Enthusiasmus begleitet Paris, Lessep'S zweiter Sohn Victor hat sich durch Hincib- stürzen vom vierten Stockwerk eines Hauses getvdtet, Tours. Der General Trochu ist gestorben. Montreal. Der Ausstand der Beamten der kanadischen Pacisicbahn ist aus Grundlage der von der Bahngesellschnst ge stellten Einigungsbcdingunge» beendet worden. K o nsta » tin op e l. Das von de» Regierungen der Ver einigten Staaten von Nordamerika. Spanien, .Holland und Griechenland ausgesprochene Verlangen se eines Stotioiisschi'seS, wurde von der Pforte mit der Begründung abgelchnt, daß vieles Recht nur den Signatarmächten des Berliner Vertrags zustcbe. Ein vorgestern abgehaltener ordentlicher Ministerrnth und der gestrige außerordentliche Ministerrath beriethen über eine etwaige .Konfiskation der Güter der in das Ausland emigrirten Armenier * Lim a. (Reuter-Meldung» Nach weitere» Berichten danerl der Brand in Guayaauil noch fort. Unter den zerstörten Gebänd"» befinden sich vier Banken, alle .Konsulate, olle HoletS, biS aus eines, zwei Kirchen, alle größeren Geschäftshäuser, die Kasernen und das "Arsenal. Simla, In Bombay sind seit dem 2. Oktober 97 Erkrank ringen an Beulenpest und 76 Todesfälle vorgekommen. lieber Aden und mehrere cgyptische Häsen ist die Quarantäne verhängt worden. PfiiilN'S TiiL's Kmdcrmitch. ZrrsLvrr MMerri Gebr. Pfund, VlUltznrrlr. 7S.
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