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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.08.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-08-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070821015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907082101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907082101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-08
- Tag1907-08-21
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Anzeigen Preis für Inserate au« Leipzig und Umgebung die 6 gespaltene Petitzeise 25 Pf , finanzielle Anzeigen 30 Ps„ Reklamen I M.: von au«wärt« 30 Pf, Reklamen 1.20 M. vomAu«land50Ps,, flnanz. Anzeigen75Pf. Reklamen 1.50 M. Inserate v. BchSrden im amtlichen Teil 40 Pi. Bcilugegebübr 5 M. p. Tausend exkl. Post gebühr. lbcschästianzcigen an bevorzugter Stelle im Preise erhöht. Rabatt nach Taris. Festertcilte Aufträge können nicht zurück gezogen werden. Für da« Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme: Auguftu«platz 8 bei sämtlichen Filialen u. allen Annoucen- Lkpeditioncn de« In- und Auilande«. Haupt Filiale verltn: Tarl Tunck: Herzog!. Bahr. Hosbuch- handlung Lützowstraste 10. (Telephon VI, Nr. 4603). Nr. 231. Mittwoch 21. August 1907. 1V1. Jahrgang. Das wichtigste vom Tage. * Der britische Minister des Aeußern hat den kaiserlichen Geschäftsträger in einer Note benachrichtigt, daß zwischen der Kap- regierung und dem kaiserlichen Generalkonsul in Kap stadt ein Nachrichtenaustausch über die Bewegungen Morcngas eingerichtet worden sei. * Der Deutsche Jnnungs- und Handwerkertag in Eisenach sprach sich für Unterst Übung der Mittelstands- beweg nng aus. * Gestern morgen erfolgte auf das Lager des Generals Drude von Norden her ein Angriff der Stämme Hen ata und Ztadia. Für heute wird ein großer Kabylenmarsch aus der Gegend von Mazagan erwartet, sS. Ausl.) * Der Prozeß wegen Verschwörung gegen das Leben des Zaren hat gestern in Petersburg begonnen. * Wie uns von diplomatischer Seite mitgeteilt wird, ist nunmehr amtlich festgestellt worden, daß die jüngsten Gerüchte von einem Ab bruch der Verhandlungen zwischen Japan und den Ver einigten Staaten Nordamerikas den Tatsachen nicht ent sprechen. Man hofft, daß in nicht ferner Zeit eine Verständigung gelingen würde, um so mehr, als England zu diesem Zwecke auf beiden Seiten seinen Einfluß geltend macht. * Im Stephan spreis WOOO Krönens, der gestern in Pest gelaufen wurde, ging Baron S. Uechtritz F.-H. „Sixtus" als erster durchs Ziel. iS. Sport.s * In dem Pfarrdorfe Tarmsheim in Württemberg ist am Dienstag eine große Feuersbrunst ausgebrochen, die bis zum Abend bereits 40 Häuser und die Kirche ergriffen hatte. fS. Letzte Dep.s Marokkanische Perspektiven. Die Blicke der Politiker werden zurzeit durch verschiedene Monarchenbesuche angezogen. Aber nicht diese, sondern die Ereignisse in Marokko werden auf die Länge die Aufmerksamkeit der europäischen Mächte wachhalten. Allem Anschein nach bereiten sich dort Dinge vor, die plötzlich eine «große Frage" schaffen und die Spannung erneuern können, die im vorigen Jahr während der Konferenz in Algeciras Europa beunruhigt hat. Es ist für Deutschland von besonderem Inter esse, daß der Ursprung der neuen Komplikation in Casablanca liegt, d. h. in demjenigen Küstenplatz, den bekanntlich die deutsche Regierung bei den Verhandlungen in Algeciras der deutschen Polizeihoheit unterstellt zu sehen wünschte. Dem scharfen Widerstand der Mehrheit gegenüber hat damals Deutschland auf diese Einschränkung der fran zösisch-spanischen Polizcihohcit verzichtet. Es ist sehr wahrscheinlich, daß, wenn damals Casablanca die von Deutschland gewünschte Sonderstellung erhalten hätte, die gegenwärtigen Vorfälle vermieden worden wären: denn der Fanatismus der marokkanischen Banden richtet sich erklärter maßen gegen die Gefahr, die ihnen speziell von Frankreich zu drohen scheint. Indessen, es hat keinen Wert, über diese Dinge jetzt nachträg lich Betrachtungen anzustellen. Die Verhältnisse sind durch die ein- mütigen Beschlüsse der europäischen Möchte geregelt, und auch Deutsch land kann jetzt nichts anderes tun, als für die Erhaltung der Ordnung in Marokko zusammen mit den Franzosen eintreten, wenigstens soweit es seine diplomatischen Mittel gestatten. Dabei wird aber schon jetzt mit großer Vorsicht zu verfahren sein. Denn jeder Vorstoß der französischen Macht in das Sultanat führt zu einer Verstärkung seines Einflusses, der schwer rückgängig zu machen ist. Wie erinnerlich, hat Frankreich infolge der Ermordung eines An gehörigen in der Hauptstadt Marokkos vor kurzem einen wichtigen Platz jenseits der algierischen Grenze besetzt und sich dort häuslich eingerichtet. Es ist sehr fraglich, ob Frankreich je diese Besetzung von Udjda wieder aus geben wird. Bei den unaufhörlichen Reibereien an der Grenze wird es immer neue Gründe finden, die Okkupation weiter auszudchnen. Jetzt ist infolge der Ermordung von 5 Franzosen die Okkupation und des Bombardement von Casablanca auf dem Fuße gefolgt, und es haben sich mehrere Tausend französischer Krieger ebenso wie im Osten auch im Westen des Sultanats festgesetzt. Trügt nicht alles, so werden wir jetzt eine Erneuerung des Beispiels erleben, das die Engländer in Aegypten gegeben haben. Nach der Revolte Arabi Paschas haben bekanntlich die Briten das Nildclta be- setzt, und obwohl jede englische Regierung erklärte, daß ihre Truppen das Land verlassen würden, sobald die Ruhe wieder hergestellt sei, ob wohl die souveräne Macht, die Pforte, obwohl auch andere Mächte, be sonders Frankreich, an die gegebene Zusage erinnerten, ist die Stellung Englands in Aegypten allmählich die einer Protektoratsmacht geworden, und niemand denkt mehr daran, ihm den Besitz streitig zu machen. Eine ähnliche Gelegenheit bietet sich jetzt sür die französische Er- oberungslust, und wenn man zurückdenkt an die Gruppierung der Mächte auf der vorjährigen Konferenz, so läßt sich schon heute Voraussagen, daß nur eine einzige Macht vorhanden sein wird, die in der Lage und geneigt sein wird, gegen diesen Prozeß allmählicher Aufsaugung Einwand zu erheben. Diese Macht könnte nur Deutschland sein, das unmöglich sür sein Interesse an Marokko im vergangenen Jahr solche Aufwendungen gemacht hat, um jetzt schweigend das Schicksal des Landes sich vollziehen zu lassen. Ein solcher Prozeß käme einer so schweren diplomatischen Niederlage Deutschlands gleich, daß eine Negierung, die mit ver schlungenen Armen dieser Entwickelung zusähe, vor der öffentlichen Mei nung des Reiches gerichtet dastehen würde. Vorderhand werden frei lich in Paris alle Art Zusicherungen verkündet, daß es Frankreich ledig lich um die Wiederherstellung der Ordnung zu tun sei, und ihm alle Er- oberungsgedanken fernliegen. Wir werden gut tun, solche Verspre chungen für das zu nehmen, was sie tatsächlich sind, Beschwichtigungs versuche. Ohne Zweifel, Marokko kann durch die Neutralisierung des Landes auf der Konferenz von Algeciras nicht das Recht erlangt haben, ungestraft der Schauplatz von Missetaten seiner Untertanen gegen fremde Staatsangehörige zu werden. Aus diesem Grunde müssen wir unseren Einfluß im Sultanat mit einsctzen, daß Frankreich, Spanien und Italien die geschuldete Genugtuung in vollem Maße zuteil wird. Aber zu einer Schmälerung der Rechte, die wir in Marokko seit alterS her besitzen und deren Bestätigung wir nach vielen Mühen und selbst unter Opfern an unserem Prestige bei der vorjährigen Regelung der internationalen Verhältnisse des Sultanats durchgesetzt haben, dürfen wir nimmermehr unsere Zustimmung geben. Es wäre mit unserer Weltstellung zu Ende, wenn die Liquidierung der marokkanischen Masse, für die wir eben erst unsere ganze politische Stellung in die Wagschale geworfen, jetzt auf einem Umwege besorgt würde, ohne daß wir in die Lage gesetzt würden, dabei ein Wort mitzusprechen. Für die verantwort lichen Leiter unserer Politik erwächst hier eine Ausgabe, deren Bedeu tung ihnen hoffentlich vollbewußt bleiben wird. Die preußische wahlrechtsbervegung. Während es nicht an verzweifelten Versuchen von reaktionärer Seite fehlt, das Vorgehen Friedrich Naumanns in der preußischen Wahlrechts frage als einen Schlag ins Wasser zu bezeichnen, der diesen „politischen Ideologen", „Sonderling", „unpraktischen Politiker", „Offizier ohne Soldaten" „wieder einmal charakterisiere", zeigt sich^ daß Naumanns bekannter Artikel tatsächlich den Stein der Wahlrechtssrage für Preußen ins Rollen gebracht bat, und die konservativen Zeitungen selbst tragen hierfür täglich neue Beweise herbei, indem sie auch ihrerseits nicht mehr von der Wahlrechtsvorlage loskommen können, so gern sie möchten. Nicht um neue Urteile zu fällen, sei folgendes geschrieben, sondern um über den Gang der Wahlrechtsbewegung weiter zu informieren. Am Sonntag erschien von dem nationalliberalen Abgeordneten Tr. Paul Krause ein Artikel „Praktische Wahlrechtstaktik" in der „National zeitung". Er legte in diesem Artikel alles Gewicht darauf, daß das jetzige preußische Wahlsystem unhaltbar sei, daß aber an eine sofortige Einführung des Reichstagswahlrechtes sür Preußen nicht zu denken sei» schon um der Stellung des Herrenhauses und der preußischen Staats regierung willen. Er fährt dann fort: Er fährt dann fort: Zwischen dem unerreichbaren Ncichstagswahlrecht und dem un haltbaren Landtagswahlrecht muß man Programmpunkte suchen, für die sich eine Mehrheit im Abgeordnetenhause zusammensindet und jür die auch die Zustimmung des Herrenhauses erwartet werden kann. Es scheint, als ob die Staatsregierung sich jetzt auf denselben Stand punkt gestellt hat. Wer bessere Vorschläge, als die in den nationalliberalen An trägen enthaltenen, zu machen bat, möge sie machen. Tic Abschaffung'der indirekten Wabl dürste schwerlich großen Be denken begegnen. Eine erhebliche Annäherung an das gleiche Wahlrecht ist unbedingt erforderlich, damit auch die geringer bemittelten Volkstreise zu ihrem Rechte kommen. . . ' . ' Die völlige Beseitigung der Ungleichheit des Wahlrechts ist aus den angegebenen Gründen untunlich. Um den für das Staatsinteresse wesentlichen Momenten die erforderliche Geltung zu verschaffen, er scheint die Bewilligung von Mehrstimmen empfehlenswert. Ein höheres Alter, ein gewisses Einkommen mögen hierzu berechtigen. Ob man, im Hinblick auf die große Bedeutung der Landwirtschaft, dem Grundbesitz, auch abgesehen von einem gewissen Einkommen, eine Mehrstimme zuerkcnnen will, ist ernster Erwägung wert. , Zweifelhaft bleibt die in den nationalliberalen Anträgen gleichfalls geforderte Be rücksichtigung höherer Bildung. So richtig diejes Verlangen theoretisch sein mag, so zahlreich und erheblich sind die praktischen Bedenken da gegen. Nennt man noch die Proportionalwabl und die Wahlpflicht, so dürsten die sür die Ausgestaltung unseres Wahlsystems in Frage kom menden Probleme erschöpft sein. Diese Ausführungen sind der „Krenzzeitung" immer noch zu weit gehend. Ihr ahnt, daß die Sacke ernst werden kann, und sie sucht darum mit folgenden Ausführungen flau zu machen: Nach den umgehenden Gerüchten soll im Gegensatz zu Sachfen die preußische Regierung auf eine solche Aenderung des Wahlrechts sinnen, die mehr Rücksicht nimmt aus die Berufsstellung, als auf die Steuer kraft.' Wir wissen es nicht. Undenkbar aber wäre es nicht, daß die Regierung durch eine solche Beachtung konservativer Prinzipien auf der einen Seite Stimmung zu machen juchte für ein Entgegenkommen gegen die liberalen Wünsche auf der anderen Seite. Wir würden jolchc Vorschläge streng loyal zu prüfen haben, können uns aber noch nicht vorstellcn, welche zwingenden Gründe vorliegen mögen, um ge rade jetzt, in einer Zeit der größten sozialen Wandlungen, eine gesetz geberische Aktion vorzunebmcn, die keinen Teil des Volkes auch auf die Dauer befriedigen könnte. Das ist Wasser auf die Mühle der „Deutschen Tageszeitung". Sie meint: Was die von der „Kreuzzcuung" erwähnten umgehenden Gerüchte anlangt, so sind sie in einem früheren Stadium der Angelegenheit ent standen. Es ist möglich, ja sogar wahrscheinlich, daß man in einigen Regierungskreisen an eine möglichst bald vorzunehmende Aenderung des Wahlrechtes gedacht hat. Neuerdings scheint man aber von diesem Gedanken mehr und mehr abgekommen zu sein, und zwar ganz beson ders infolge des bekannten Naumannschen Artikels und der darauf folgenden Erörterungen, durch die zweifellos erwiesen wurde, daß eine Einigung der Blockparteien aus eine sogenannte mittlere Linie in dieser Frage unmöglich ist. Hatte man früher geglaubt, durch die Abände rung des preußischen Wahlrechts den Block zu festigen, so ist man in zwischen zu der besseren Einsicht gelangt, daß dadurch lediglich die Blockpolitik gefährdet würde. Daß die Blockpolitik erst reckt gefährdet würde, wenn nichts ge schähe, dafür scheint die „Deutsche Taacsztg." kein Verständnis zu haben. Im „B. T." veröffentlicht inzwischen der Abg. Träger einen Leit artikel, mit dem er aus der Forderung des Reichstagswahlrechts beharrt. Er gibt zunächst einen historischen lleberblick über die Vorstöße, die schon gegen das bestehende preußische Wahlrecht versucht worden sind, erwähnt dabei zum Schluß den früheren nationalliberalen Abänderungsantrag, nach welchem unter Beseitigung der indirekten Wahl bei höherer Steuer- leistuna, höherer Bildung und höherem Alter ein erhöhtes Wahlrecht eingesiiyrt, den Wählern der dritten Abteilung ein erweitertes Wahl recht gewährt und den Minderheiten eine Vertretung ermöglicht werden sollte, und fährt dann fort: Diesen Vorschlag nimmt die „Norddeutsche Allgemeine" wieder aus und verlangt daneben in alter Bescheidenheit nur noch eine Sonder vertretung agrarischer Interessen. Der Spruch, den der Herr Reichs kanzler einst bei Hellem Gläserklang für seinen hoffentlich noch in weiter Ferne liegenden Leichenstein im voraus bestimmt hat, würde für seine gesetzgeberischen Monumente dem entschiedenen Liberalismus durchaus unzulässig erscheinen, so daß er bei der Auffrichtung von Denksteinen mit solcher Inschrift jede Mitwirkung unbedingt versagen müßte. Gerade hinstchtlich der Einführung des Rcichstagswahlrechte« in Preußen kann und darf er keinen Schritt zurückweichen, auch nicht das geringste Zugeständnis machen. Alles oder nichts! lautet hier die Parole, denn jedes weniger ist nichts. Unnötig, jich den Kopf über etwaige Kompensationen zu zerbrechen, dieses ist ern Punkt sür sich, der aufrecht bleiben muß, sollte auch der Block daran zerschellen Der entschiedene Liberalismus hat sich dieser Politik nicht grundsätzlich ge- weigert, sogar schon ein gewisses Entgegenkommen gezeigt, sie aber nie mals dabin verstehen können, daß er ihr zu Ehren seine fundamental sten Grundsätze verleugnen und seine Lebensbedingungen aufgeben solle. Jeder Erfolg, um diesen Preis errungen, würde ein Nagel zu jeinem Sarge sein, ihm die treuesten Anhänger abwendig und das törichte Geschrei der Preisgabe von Volksrechten zur Wahrheit machen. Unmöglich kann dem Herrn Reichskanzler Paarung mit Unterordnung des einen Teils gleichbedeutend erscheinen. Was er von den ent schieden Liberalen verlangen darf, weiß er ganz genau, seine Sache ist es, sich mit den Konservativen auseinanderzusetzcn. „Auf in den Kampf, Torero!" Alles ist bereit, der entschiedene Liberalismus ist schon eingeseift, mit wohlriechender Seife, wie dankbar anzuerkennen, hoffentlich schneidet er sich nicht selbst! Damit ist von neuem aus den Kreisen der Freisinnigen Volkspartei heraus bekannt geworden, daß man dort unweigerlich an der Forderung der Einführung des Neichsiagswahlrcchts sesthalten will. Wir meinen, daß diese Divergenz zwischen dem „gemäßigten" und dem „scharfen" Liberalismus das gemeinsame Drangen auf Ab änderung des bestehenden Wahlrechts nicht hindern, nicht einmal schwächen darf. Man soll sich hier nicht untereinander bekriegen, wie weit die Wahlrcchtsänderung zu geben hat. Damit leistet man nur den konservativen Reaktionären Helfersöienste. Man muß vielmehr um dieses gemeinsamen Gegners willen die Differenzen zurzeit zurückstcllen und um so schärfer all das bekämpfen, was sich in der Regierung und im konservativen Lager an Widerspruch gegen eine baldige Reform bemerkbar macht. Deutsches Reich. Leipzig, 21. August. * Ter Kaiser i» Mainz. Nach der Ankunft im Schlosse fand eine FrübstückStafel zu 33 Gedecken statt, bei der zur Rechten des Kaisers die Großherzogin von Hessen und Prinz Friedrich Karl von Hessen, zur Linken Prinzessin Friedlich Karl von Hessen uns der Großherzog von Hessen saßen. Der Kaiser bat folgende Auszeichnungen verliehen: daS Großkreur des Roien Avleroidens mit Eichenlaub dem lommanrierenven Generat des 18. Armeekorps von Eichborn, den Roten Adlerorden 3. Klasse mit Schleifen dem Chef des Generalstabes des 18. Armee korps Oberstleutnant Ilse, den Kronenorvrn 3. Klasse dem Aojutanten beim Generalstab des 18. Armeekorps Major von Klenck und dem Major Hücher vom Generalstab des Gouvernements Mainz, ferner den Kronenordcn 1. Klasse dem Generalleutnant Freiherrn v. Gayl, Kommandant der 21. Division, den Stern zum Roten Adlerorcen 2. Klasse mit Eichenlaub dem Generalleutnant v. Strantz, ren Stern zum Roten Adlerordcn 2. Klasse dem Generalleutnant v. Wachter, Adjutanten des Großberzogs, den Noten Avlerorden 2. Klasse mit Eichen laub dem Generalmajor v. Dietlein und dem Generalmajor Kettler, den Kronenorden 3. Klasse dem ersten Artillerieosfizier vom Platze Mainz, Oberstleutnant Staabs, den Roten Adlerorcen 3. Klasse mit Schleifen dem Obersten v. Bredow, Kommandeur des Imanterie- regimenlS Nr. 87 und dem Obersten v. Dewitz, Kommandeur des Imanterieregiments Nr. 88, den Kronenorcen 3. Klasse dem Oberst leutnant v. Gel dern-Cr>spenvorf, Kommandeur des Feldartillelie» rcglmeutS Nr. Kl. * Beim Reichskanzler. Der Gesandte von Flotow, der bisher den Dienst beim Reichskanzler Fürsten Bülow halte, tritt am Heuligen Dienstag seinen Urlaub an und wird vom Gesausten von Müller ab- gelöst. Zum Besuch beim Reichskanzler wird der deutjchkonservattve Abg. von Normann in Norderney erwartet. * Bayerische Regierung und Zentrum. In bemerkenswerter Weise polemisiert die „Münch. Allg. Ztg.", der man sonst Beziehungen zu den konservativ-katholischen Politikern des bayerischen Reichsrats nachjagt, gegen das Entgegenkommen, das die Regierung dem Zentrum bei der letzten Wablkreiseinteilung bewiesen habe. Das Blatt schreibt anläß lich der soeben über die Landtagswahlen erschienenen Statistik: „Die Kammer der Abgeordneten bietet dank einer ungerechten Wablkreiseinteilung ein durchaus falsches Bild der Stimmung des Volkes. Das Zentrum hat nicht die Hälfte aller Stimmen er halten und verfügt über 98, das ist mehr als 60 Proz. aller Mandate. Die Liberalen haben fast ein Viertel sämtlicher Stimmen und dabei weniger als ein Sechstel aller Mandate erhalten. Das Zentrum hat seine überwiegende Mehrheit einem vom Standpunkt der Staats räson aus durchaus unverständlichen Entgegenkommen der Regie rung zu verdanken. Wäre die Wahlkreiseintcilung gerecht, so könnte nicht eine einzige Partei die Gesetzgebung des Landes beherrschen und auch die Berater der Krone zum willenlosen Werkzeug ihres Machtbewußtseins und ihres Wirtschafts- und kulturpolitischen Egoismus herabwürdigen. Die Staatsregierung bat es so gewollt! Möge sie die Verantwortung nickst allzu schwer drücken, die sie vor Krone und Volk zn tragen hat!" ft. Tie Stärkcverhältnisse des Marincpersonals der größeren See- machte. Bekantlich soll unser Personal der Marine für den nächsten Etat um 3000 Personen vergrößert werden, so daß wir dann die ersten 50 000 überschreiten würden. Deutschland hat augenblicklich 1515 Seeoffiziere, 293 Maschineningenieure, 234 Sanitätsoffiziere, 189 Zahl- meister, 21 Geistliche, 553 Seeossiziersaspirantcn (Kadetten), 149 tech nische Offiziere, 39 W5 Teckoffiziere, Unteroffiziere und Gemeine aller Branchen feinlchließlich Schiffsjungen), zusammen 42 369. Hierzu kommen 1279 Mann der Marineinfanterie, 3265 der Matrosenartillerle, also Totalsumme 46 913. — Englandhat insgesamt 128 460 Perwncn der Marine, darunter 2978 Seeoffiziere, 1146 Maschineningenieure, 529 Sanitätsoffiziere, 631 Zahlmeister einschließlich 34 Sekretäre und 115 Clerks, 174 Geistliche einschließlich 39 Lehrer, 1397 Kadetten einschließlich 1<>9 Jngcnieurkadetten. — Frankreich bat 56 800 Personen des Marincpersonals, darunter 1769 Seeoffiziere. 396 Maschineningenieure. — Italien hat 28 500 Personen des Marinepersonols, darunter 970 Seeoffiziere, 262 Maschineningenieure. — Japan hat 39712 Personen des Mari.repersonals, darunter 1623 Seeoffiziere, 446 Maschinen ingenieure, 285 Sanitätsorfizierc, 225 Zahlmeister, 600 Kadetten, 130 technische Offiziere, Geistliche befinden sich nicht in der japanischen Marine, ebenso auch nicht in der franzö lschen und italienischen. — Oe st erreich-Ungarn bat 13265 Personen des MarineperjonalS, darunter 563 Seeoffiziere und 100 Maschineningenieure. -Rußland bat 48 000 Personen des Marinepersonals, darunter 1942 Seeoffiziere, 528 Maschineningenieure. - Die Vereinigte» Staaten von Amerika haben 48 140 Personen des Marincpersonels, darunter 1488 Seeoffiziere und Maschineningenieure zusammen. * Rattonalttberale Arbeiter brachten folgenden Antrag sür den Delegiertentag ein: „Der Delegiertentag wolle beschließen: 1) Grund sätzliche Stellung gegen die „Gelben" Gewerkschaften m nehmen; 2> Ausschluß derjenigen Herren aus der nationalOberalen Partei an;u- bahnen, welche den christlich organisierten Arbeitern ihr KoalitionSrechl vorenthalten und die „Gelben" Gewerkschaften protegieren, da ein solches Verhalten weder „nationalen" noch „liberalen" Grundlätzen entspricht." Auf dem Delegiertentage sollen laut dem „Hann. Cour." drei Arbeitnehmer aus rem Saarrevier diese Antiäge emgehenv be gründen, und zwar ein gemaßregelter nationalliberaler Hüttenarbeiter aus Bürbach, ein deutschnationaler Handlungsgehilfe au» St. Johann
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