Zur Deutung von Orantenreliefs auf Scheibenfibeln der Karolingerzeit

  • Mechthild Schulze-Dörrlamm (Autor/in)

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Abstract

Zwei bislang kaum bekannte Typen gegossener Scheibenfibeln aus der Karolingerzeit tragen das Relief einer Person (en face) mit betend erhobenen oder ausgebreiteten Armen. Diese namenlosen Oranten haben zwar keinen Nimbus, stellen aber Heilige dar, die identifizierbar sind. So handelt es sich bei der Halbfigur einer stehenden Person mit betonter Taille um die Gottesmutter (Maria Orans). Dagegen dürfte der auf seinem Pferd sitzende Reiter mit ausgebreiteten Armen Martin von Tours († 397) sein, der Nationalheilige der Franken. Ihn konnte man auf den winzig kleinen Scheibenfibeln zwar nicht bei der berühmten Mantelteilung darstellen, aber mit betenden Händen, die zwei Hälften des geteilten Mantels zu tragen scheinen. Das ungewöhnliche Bildmotiv aus dem 9. Jahrhundert ähnelt dem Orantenreiter auf westfränkischen Zierscheiben des 6./7. Jahrhunderts in erstaunlicher Weise. Deshalb könnten Zierscheiben dieses Typs die ältesten, archäologischen Spuren der Martinsverehrung sein.

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Veröffentlicht
2016-12-14
Sprache
de
Beitragende/r oder Sponsor
RGZM
Schlagworte
Karolingerzeit, Heiligenverehrung, Fibeln, Maria Orans, Martin von Tours, Zierscheiben