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Wenn Paradiestore sich in Luftschlösser verwandeln. Imagination und Vision im Garten der Lüste von Hieronymus Bosch

Michael, Meinhard

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Abstract

Eine Reihe von Motiven im Garten der Lüste von Jheronimus Bosch verlangt eine imaginative Leistung. Angedeutete sexuelle Szenen sind nur "vorzustellen". Im Paradies ist (Reindert Falkenburg folgend) Imagination gefordert, ohne die nicht zu erkennen ist, dass Christus und Eva hier das mystische Paar bilden. Das Bild ist insgesamt eine Imagination – denn es sind die imaginativen Seelenkräfte, die der Träumenden die sinnlichen Bilder vor das innere Auge stellen. Imagination wird nicht nur vorausgesetzt, sondern thematisiert. Die bisherige Untersuchung hatte unter anderem ergeben, dass im Garten der Lüste die fünf äußeren Sinne inszeniert sind und darüber hinaus der dreigeteilte Bau einer Seele (vegetativ, sensitiv, rational) sowie Verstand, Gedächtnis und Wille zu kalkulieren sind. Der Aufsatz setzt dort an und ergänzt die ermittelte Seelenordnung um Imagination/Phantasie. Es lässt sich zeigen, dass der Garten der Lüste, ein Inbegriff der Phantasie, zwischen reproduzierender Imagination und freier-regelloser Phantasie unterscheidet sowie die um 1500 waltende Skepsis vor den Leistungen der Phantasie teilt. Eine Anomalie im Vordergrund führt zur Vermutung, dass die vier Tore im Hintergrund dezidiert Leistungen der regellosen Phantasie sind. Für den Vordergrund wird vorgeschlagen, in den drei Kleinarchitekturen Baum-Zelt, Portal mit Anbau sowie Baum-Säulen-Stumpf eine komplette Architektur der inneren Seelenkräfte anzunehmen, eine Ordnung, wie sie von den Darstellungen der drei Gehirnventrikel bekannt ist. Diskutiert wird, ob der Garten der Lüste als Thematisierung der Imagination oder der weiblichen Imagination verstanden werden muss. Bei aller Dominanz des Imaginären ist in dem Triptychon auch ein Bogen des Unsichtbaren gespannt, der bildlosen Vision: von Adams Traum bis zum unsichtbaren Grund der erweckt erwachten Frau. Im "Finale" des Bildes kommt die durch die Komposition der "abgelaufenen Zeit" bei den Betrachtern geforderte eigene Vision dessen hinzu, was am Ende der irdischen Zeit erwartet wird. Insgesamt stellt sich so ein Gegensatz zwischen der ablenkenden Fülle der Imagination und der unsichtbaren empfohlenen Vision her.

Document type: Article
Date: 2018
Version: Primary publication
Date Deposited: 04 Jul 2018 09:12
Faculties / Institutes: Research Project, Working Group > Individuals
DDC-classification: Painting
Controlled Keywords: Bosch, Hieronymus / Garten der Lüste, Imagination, Vision
Subject (classification): Artists, Architects
Iconography
Painting
Countries/Regions: Benelux