Vergangenheitsbewältigung in der VR China: Die Aufarbeitung der Hungersnot im Großen Sprung nach vorn

  • Felix Wemheuer (Autor/in)

Abstract

Dieser Artikel analysiert, wie der chinesische Staat und die Gesellschaft fast 50 Jahre nach dem „Großen Sprung nach vorne“ (195 8-1961) die Hungersnot aufarbeiten. Die weit verbreitete Ansicht, dass in China keine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit stattfindet, wird widerlegt. Basierend auf der Gedächtnistheorie von Jan Assmann wird die offizielle Interpretation der Regierung mit inoffiziellen Erinnerungen verglichen. Dabei wird gezeigt, wie kritische Akademiker und lokale Kader Lücken im offiziellen Kanon nutzen, um das Leiden der Bauern und staatlichen Terror zu thematisieren. Das kommunikative Gedächtnis von Dorfbewohnern hält die Erinnerungen an den Überlebenskampf während der Hungersnot bis heute wach. Trotz der vielfältigen Diskurse gibt es in China bisher keine politische Kraft, die, basierend auf den Erinnerungen der Bauern, die Hegemonie der Kommunistischen Partei in der Geschichtsschreibung brechen könnte. Die große Kluft zwischen Stadt und Land verhindert eine Verbindung von alternativen Erinnerungsdiskursen zu einer neuen Historiografie. (Manuskript eingereicht am 4.12.2006; zur Veröffentlichung angenommen am 25.4.2007)

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Veröffentlicht
2020-08-25
Sprache
Deutsch
Beitragende/r oder Sponsor
GIGA
Schlagworte
Volksrepublik China, Großer Sprung, Hunger/Hungersnot, Erinnerungspolitik/Erinnerungskultur, Vergangenheitsbewältigung, Bauern, Communist Party of China, Geschichtsschreibung, Kader, Wissenschaftler/Forscher