Prävalenz der erektilen Dysfunktion bei Patienten mit Systemischer Sklerose im Vergleich zu anderen Kollagenosen und Gesunden: Die PEDSI-Studie

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/129283
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1292838
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-70646
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2022-07-07
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Henes, Jörg (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2021-05-18
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Freie Schlagwörter:
systemic sclerosis
erectile function
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Die Systemische Sklerose (SSc) ist eine Autoimmunerkrankung und zählt zur Gruppe der Kollagenosen. Sie ist gekennzeichnet durch eine überschießende Kollagenbildung mit Fibrosierung von Haut, Hautanhangsgebilden und Organen, sowie Vaskulopathien der Endstreckengefäße und kann dadurch zur sexuellen [SDF] und erektilen Dysfunktion [ED] führen. Unsere primäre Fragestellung bestand darin festzustellen, wieviele Patienten mit SSc von einer SDF/ED betroffen sind. Dies haben wir mit anderen Kollagenosen [aK] und einer gesunden Kontrollgruppe [KG] verglichen. Neben diesem Hauptziel haben wir das Auftreten einer Depression und deren Zusammenhang zur SDF und ED untersucht. Es wurden insgesamt 67 Patienten und 123 Gesunde in einem Zeitraum von 06/2018 bis 03/2020 an der Universitätsklinik Tübingen rekrutiert. Die Patienten wurden 1:1 mit der KG altersgematched, da das Alter den höchsten Einflussfaktor der ED darstellt. Die Datenerfassung erfolgte durch einen allgemeinen Fragebogen zu Lebensgewohnheiten und Sexualität. Die sexuelle Funktion wurde mittels International Index of Erectile Function [IIEF] und dem Qualisex – Fragebogen geprüft (Rosen et al., 1997, Gossec et al., 2012). Zur Erfassung einer zusätzlich vorliegende Depression wurde das Becks Depressions Inventar (BDI) (Beck et al., 1961) verwendet. Daneben wurden Daten zur Krankheitsausprägung, - manifestation und der Medikation aus der Patientenakte entnommen. Als statistische Testverfahren wurden der Mann-Whitney-U-Test, der Chi- Quadrat-Test nach Pearson, der t-Test für unabhängige Stichproben und der exakte Fisher-Test bei einer Stichprobe ≤ 20 verwendet. Die Mittelwerte mit Standard-Abweichung [SD] wurden für metrische Variablen und Prozentwerte für kategoriale Variablen angegeben. Korrelationen wurden mittels Kendall-Tau-b und Eta Koeffizient auf Signifikanz geprüft. Das Signifikanzniveau wurde auf 0.05 (5%) festgelegt. Die Auswertung der sexuellen Funktion zeigte, dass nur 37,5% der Patienten zum Zeitpunkt der Datenerfassung sexuell aktiv waren. Demgegenüber standen 82,8% der gesunden Männer. Als häufigste Ursache für die signifikant erhöhte sexuelle Inaktivität der Patienten wurde Beschwerden im Rahmen der Kollagenose (28,1%) genannt. Unter den Patienten mit SSc wurde diese Ursache signifikant häufiger als bei den Patienten mit aK beschrieben (34,1% vs. 17,4%; p=0.035). Außerdem schildern 42,2% der Patienten ein reduziertes Lustempfinden, sowie 21,9% ein verändertes Selbstbewusstsein seit Eintritt der Erkrankung. Unter den Patienten fanden wir im IIEF eine SDF bei 36,1%. Dies war signifikant häufiger als bei der KG mit 4,7% (p<0.001). Unter den SSc – Patienten litten deutlich mehr an einer SDF als Patienten mit aK (42,5% vs. 23,8%). Die Auswertung der einzelnen Kategorien des IIEF ergab bei den Patienten eine Prävalenz der ED von 54,6%. Bei den SSc – Patienten waren 55,0% und bei Patienten mit aK 54,5% von einer ED betroffen. Die ED war damit in beiden Kohorten signifikant häufiger als bei Gesunden (12,7%). Zusätzlich konnten wir die höchste Prävalenz bei der schweren ED mit 47,5% der SSc – Patienten und 40,9% der Patienten mit aK ausmachen. Daneben fanden wir bei 54,8% der Patienten, ebenfalls signifikant häufiger als bei den Probanden der KG (15,9%), eine gestörte Orgasmus Funktion. In der nicht ausreichend zufriedenstellenden Befriedigung der Patienten spiegeln sich die Ergebnisse der sexuellen Funktion wider. Nur 13,1% der Patienten stellten keine Abweichungen in der allgemeinen Befriedigung fest. Unsere Patienten erreichten im Qualisex – Fragebogens einen Mittelwert von 2,96 (SD 2,14). Der Mittelwert der SSc – Patienten lag bei 2,92 (SD 2,21) und die Patienten mit aK erreichten im Mittel einen Wert von 3,02 (SD 2,06). Unsere Patienten erreichten damit einen niedrigeren Wert als Patienten mit RA (3,3) bei der Entwicklung des Qualisex – Fragebogens (Gossec et al., 2012). Obwohl unsere Patienten nachweisliche Defizite in der sexuellen und erektilen Funktion aufweisen und sogar mehr als die Hälfte der Patienten (51,6%) von sich behauptet an Erektionsproblemen zu leiden, wurde das Thema Sexualität nur bei 21,9% der Patienten jemals in einem Arzt–Patienten–Gespräch angesprochen. Dabei halten 65,6% das Thema für relevant und 42,2% haben den Bedarf es vermehrt zu thematisieren. Anhand des BDI konnten wir bei 29,7% der Patienten eine milde bis schwere Depression feststellen. Die SSc – Patienten waren häufiger von einer Depression betroffen als Patienten mit aK (36,6% vs. 17,4%). Damit lag eine Depression signifikant häufiger bei unseren Patienten als in der gesunden KG vor (6,3%). Zudem konnten wir eine signifikante Korrelation zwischen dem Auftreten einer ED und einer mittels BDI klassifizierten Depression nachweisen. Die stärkste Korrelation fanden wir bei den Patienten mit SSc. Die Ergebnisse dieser Arbeit belegen eindeutig: Patienten mit SSc und aK entwickeln häufiger eine SDF und ED als das Normalkollektiv. Es entstehen zudem erhebliche Einschränkungen in deren Sexualität. Die aufgezeigten Zusammenhänge zwischen erektiler Dysfunktion als auch sexueller Dysfunktion und Depression demonstrieren die Bedeutsamkeit der Betreuung in allen Bereichen. Hierzu gehört auch die Sexualität. Eine qualitative Versorgung der Patienten mit SSc und aK kann nur gewährleistet sein, wenn das Thema Sexualität mehr in den Fokus der behandelnden Ärzte rückt und eine offene Kommunikation zwischen Arzt und Patient stattfinden kann.

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