Beurteilung und Bedeutung des EuroSCORE-Systems in Bezug auf seine Anwendbarkeit im Klinikalltag

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/71905
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-719051
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-13317
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2016-08
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Häberle, Helene (PD Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2016-07-12
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Schlagworte: Herzchirurgie
Freie Schlagwörter: EuroSCORE
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Diese retrospektive Arbeit leistet einen Beitrag zur Beurteilung des EuroSCORE-Systems in Bezug auf seine tägliche Anwendbarkeit. Der EuroSCORE dient mit seinen 17 kardiologischen und operationsbezogenen Parametern der Bestimmung des Risikos von Patienten, innerhalb der ersten 30 Tage nach einem herzchirurgischen Eingriff zu versterben. Hierzu wurden Daten bereitgestellt, mit denen sowohl EuroSCORE I (additiv und logistisch) als auch EuroSCORE II (logistisch) ermittelt werden konnten. Alle Patienten der untersuchten Kohorte (n=105) wurden herzchirurgisch durch Herzklappenersatz (MKE, AKE) oder koronaren Bypass behandelt. Ziel dieser Arbeit war zum einen die Bestimmung von EuroSCORE I und II der untersuchten Kohorte. Die Daten wurden zudem mit denen der Originalarbeit von Nashef et al. aus dem Jahr 1999 und weiteren Studien verglichen. Weiter wurde eine Szenario-Analyse unter Bildung einer Subkohorte (n = 51) am Beispiel Pulmonale Hypertonie (PAP) durchgeführt. Hierdurch konnten Veränderungen des Risikoprofils aufgrund fehlender EuroSCORE-Parameter aufgezeigt werden. Es erfolgte zudem die Korrelation von EuroSCORE-Ergebnissen mit postoperativen Daten (Laborwerte, Medikamente, Liegezeiten, Dialyse, etc.). Da es sich bei den EuroSCORE-Daten nicht um normalverteilte Daten handelt, erfolgte die Korrelation mittels SpearmanRho, Boxplots sowie der Berechnung von Häufigkeiten. Es konnte bestätigt werden, dass beide EuroSCORE-Varianten zwar zur Risikoeinschätzung der 30-Tages-Mortalität dienen, das Risikoprofil aber je nach Score deutliche Unterschiede ergeben kann. Beim Betrachten der EuroSCORE-Ergebnisse wurde festgestellt, dass EuroSCORE I und EuroSCORE II die Patienten in unterschiedliche Risikogruppen einteilen können. Nach dem EuroSCORE I wurden die meisten Patienten in eine hohe Risikogruppe eingeteilt, nach dem EuroSCORE II befand sich die Mehrheit aber in der Gruppe mit geringem Risiko. Außerdem stellte sich heraus, dass die Prognosegüte des EuroSCORE-Systems sehr von der zuverlässigen Erhebung der Einzelparameter abhängt. In der Szenario-Analyse konnte gezeigt werden, dass das vorausgesagte Risiko deutliche Unterschiede annehmen kann, wenn einzelne Score-Parameter nicht korrekt bestimmt und daher gegebenenfalls Annahmen getroffen werden. Für den Fall „PAP vorhanden“, also korrekt bestimmter pulmonal-arterieller Druck, ergab dies bei der untersuchten Subkohorte für den EuroSCORE I logistisch im Einzelfall sogar ein über dreifach erhöhtes prädiktives Mortalitätsrisiko im Gegensatz zu „PAP nicht vorhanden“. Patient und Arzt erhalten für nicht oder nicht korrekt ermittelte Parameter gegebenenfalls eine Falschaussage und können nicht adäquat zwischen Nutzen und Risiko abwägen. Die Szenario-Analyse wie auch die allgemeinen Ergebnisse dieser Arbeit zeigen Schwachstellen auf, die die Anwendbarkeit des mittlerweile in die Jahre gekommenen EuroSCORE-Systems teilweise in Frage stellen. Des Weiteren werden Faktoren wie z.B. Spätletalität, Lebensqualität der Patienten oder auch die individuelle Qualität des Operateurs nicht erfasst. Dennoch haben sich präoperative Scoring-Systeme auch bewährt. Dies bestätigen neben zahlreichen Studien auch die Korrelationsergebnisse dieser Arbeit. Neben der Objektivierung des Patientenguts kann der EuroSCORE als ökonomisches Qualitätsinstrument dienen sowie eine Vorhersage in Bezug auf die Frühletalität liefern. Dies stellt eine wichtige Voraussetzung für die Präventivmedizin dar und damit einen entscheidenden Schritt im Hinblick auf ein hochwertiges Qualitätsmanagement.

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