Erfassung des Unterschenkelvolumens und subjektive Beschwerden bei mehrstündiger Stehexposition auf hartem Untergrund sowie einer Anti-Ermüdungsmatte

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/75706
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-757069
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-17108
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2017
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Rieger, Monika (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2017-03-24
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Schlagworte: Stehen , Arbeitsplatz , Gesundheitsstörung , Gesundheitsgefährdung
Freie Schlagwörter: Steharbeit
Anti-Ermüdungsmatte
Unterschenkelödem
subjektve Beschwerden
Steharbeitsplatz
mehrstündiges Stehen
Effekte
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Langjährige Berufstätigkeit mit ausgeprägter Stehexposition wird mit einem erhöhten Risiko für Erkrankungen des venösen Systems und MSB in Verbindung gebracht. Beschäftigte in Stehberufen nehmen langes Stehen als verstärkte Beanspruchung wahr. Hersteller sogenannter AEm versprechen physische Entlastung und gesteigerten Stehkomfort. In dieser Dissertation sollten die Effekte einer Anti-Ermüdungsmatte bei mehrstündiger Stehexposition auf die Ödembildung im Unterschenkel und die subjektive Beschwerdesymptomatik bestimmt werden. Dafür wurden zwei Laborstudien durchgeführt. Eine Methodenstudie (Studie I) überprüfte die Messmethode der Wasserplethysmographie (WP) die in der weiterführenden Studie zur Steharbeit zum Tragen kommen sollte. Anschließend wurden die Effekte der AEm auf das Unterschenkelvolumen (USV) bei einer mehrstündigen Stehexposition anhand der WP untersucht und auch das Aufkommen von subjektiven Beschwerden der Versuchspersonen betrachtet (Studie II). Die WP gilt heute als Goldstandard für die Volumenmessung von Extremitäten. Dennoch variieren die Angaben hinsichtlich der Durchführung dieser Messmethode in der Literatur stark. Deshalb wurde sie für die Anforderungen zur Evaluation von Steharbeit modifiziert und auf ihre Intra- und Interraterreliabilität überprüft. Dazu führten 2 Untersucher die WP an jeweils einem (randomisierten) Unterschenkel von 20 gesunden Probanden im erwerbsfähigen Alter (11♀, 9♂; 26,6 ± 7,1 Jahre; 68,2 ± 11,6 kg; 1,75 m ± 8,8 cm) an 2 unterschiedlichen Tagen jeweils dreimal durch. Der Standard Error of Measurement (SEM) wurde als Maß für die Test-Retest-Reliabilität innerhalb eines Tages und Untersuchers (Intrarater-Reliabilität) herangezogen und lag bei 27 ml (Untersucher 1) und 23 ml (Untersucher 2). Ein statistisch signifikanter, systematischer Bias zeigte sich zwischen der ersten und der zweiten Messung (mittlere Differenz U1 = 23 ml und U2 = 19 ml, etwa 0,6-0,7 % des durchschnittlichen Unterschenkelvolumens). Diese Volumenzunahme ist am ehesten auf das Bewegungsverhalten der Probanden vor der ersten Messung zurückzuführen, da dieses nicht weiter standardisiert wurde, jedoch einen Einfluss auf die Volumenmessung haben kann. Im Vergleich dazu kam es bei Messung zwei und drei, bei denen das Bewegungsverhalten vor der Messung (ca. 20 Min sitzen) klar definiert war, zu keinem systematischen Unterschied. Die Interrater-Reliabilität wurde mittels ICC berechnet und lag bei ICC = 0,998. Schließlich wurde auch hier der SEM zur weiteren Beurteilung herangezogen, wobei die geringe Differenz (4 ml) zwischen den Untersuchern ebenfalls auf eine hohe Reliabilität hindeutete. Die Untersuchung der Intra- und Interraterreliabilität der WP verdeutlicht, dass sie für Prä-Postvergleiche des Unterschenkelvolumens (USV) innerhalb eines Untersuchungstages verwendet werden kann. Dabei spielt der Einfluss des Untersuchers (bei erfahrenen Untersuchern) eine untergeordnete Rolle. Nach Angaben der Fachliteratur belaufen sich Änderungen im USV aufgrund von langem Stehen auf etwa 3-5 % und liegen damit deutlich oberhalb des ermittelten systematischen Bias. Daher können sie mit dieser WP reliabel erfasst werden. Dennoch sollte das Bewegungsverhalten vor den WP Messungen standardisiert werden, um solche systematischen Unterschiede zu minimieren. Aus der vorliegenden Pilotstudie sollen mögliche Effekte einer AEm auf die Ödembildung im Unterschenkel und subjektive Beschwerden bei mehrstündiger Stehexposition abgeleitet werden. Junge, gesunde Versuchsteilnehmer (n = 30), die beruflich keiner langandauernden Stehexposition ausgesetzt sind, standen hierzu in randomisierter Reihenfolge einen Tag auf der AEm (Modell 782 Sky Trax®) und einen weiteren auf gewöhnlichem Linoleumboden. Die Gesamtexpositionsdauer je Messtag betrug 275 Min und war in drei Phasen mit 110, 110 und 55 Min unterteilt. Dazwischen wurden Sitzpausen von 35 respektive 10 Min eingehalten. Vor der ersten und nach der letzten Expositionsphase wurde das Unterschenkelvolumen (USV) eines Beines (randomisiert) mittels Wasserverdrängung erfasst; die Differenz wurde als Maß für die Ödembildung herangezogen. Außerdem wurde alle 27,5 Min nach dem Vorhandensein von Beschwerden (ja/nein) in fünf möglichen Kategorien (Schmerz, Brennen, Kribbeln, Ziehen, Verspannung), deren Intensität (nummerische Likert-Skala 1-10, mit 1 = sehr schwache/ 10 = Beschwerden maximaler Ausprägung) und Lokalisation gefragt. Die Daten von 27 Studienteilnehmern konnten ausgewertet werden (Dropouts = 3, 14♀, 13♂; 24 ± 3,5 Jahre; BMI 22 ± 1,5 kg/m2). Das USV nahm bei allen Versuchsteilnehmern während eines Messtages deutlich zu, unabhängig vom Untergrund. Auf der AEm lag die Zunahme des USV im Mittel bei 105 ± 42 ml (3,6 ± 1,8 %), auf dem Linoleumboden bei 109 ± 54 ml (3,4 ± 1,4 %). 10 Studienteilnehmende waren zu allen erfassten Befragungszeitpunkten auf dem Linoleumboden beschwerdefrei, 7 auf der AEm und 5 (19 %) davon auf beiden Stehuntergründen. 22 (81 %) von 27 Versuchspersonen gaben mindestens an einem Zeitpunkt Beschwerden an. Bei 64 % aller Befragungszeitpunkte wurden Beschwerden verneint. Traten Beschwerden auf, waren diese gering ausgeprägt – die Intensitäten 1–3 wurden bei 88 % der Antworten genannt. Die am häufigsten aufgetretenen Beschwerden (mit Lokalisation) waren Verspannungen (im unteren Rücken) und Schmerzen (in den Füßen), Beschwerden in Hüfte/Oberschenkel und Knien wurden selten genannt. Unterschiede zwischen den Untergründen konnten hierbei nicht festgestellt werden. Auch wenn es sich bei der vorliegenden Studie nur um eine Pilotstudie handelte und keine Fallzahlberechnung erfolgte, scheint die Schlussfolgerung erlaubt, dass die untersuchte AEm keinen Einfluss auf das USV und die Beschwerdewahrnehmung bei jungen Erwachsenen ohne berufliche Stehexposition zu haben scheint. Beide Studien unterstreichen die Befunde aus früheren Forschungsprojekten. Die WP, wie sie hier durchgeführt wurde, ist eine geeignete Methode für Messungen von Volumenänderungen in den unteren Extremitäten und kann für Vergleiche des USV vor und nach einer mehrstündigen Stehexposition herangezogen werden. Auch die Tatsache, dass eine lange Stehexposition Auswirkungen auf das USV hat und zu Beschwerden führen kann, hat sich hier bestätigt. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund des demografischen Wandels sollten in weiterführenden Studien auch ältere Beschäftigte mit und ohne venöse Vorerkrankungen und MSB vergleichend untersucht sowie weitere Zielgrößen berücksichtigt werden. In weiteren Forschungsprojekten sollte ferner überprüft werden, ob AEm mit anderem Härtegrad/Beschaffenheit oder der Einsatz anderer Oberflächen eine Ödembildung und subjektive Beschwerden reduzieren und/oder präventiv auf diese Parameter wirken kann. Darüber hinaus sollte auch die Interaktion von sog. Sicherheitsschuhen und AEm auf die genannten Zielgrößen untersucht werden.

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