Depressivität, Stresserleben, Essverhalten und Ernährung nach Sleeve-Gastrektomie: Eine 4-Jahres Katamnese

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/77451
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-774514
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-18852
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2017-09-06
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Teufel, Martin (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2017-04-07
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Schlagworte: Fettsucht , Depressivität , Essstörung
Freie Schlagwörter: Adipositastherapie
Adipositaschirurugie
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Einleitung: Die Sleeve-Gastrektomie (SG) als restriktives Verfahren der bariatrischen Chirurgie ist das in Deutschland am häufigsten angewendete adipositaschirurgische Operationsverfahren. Bislang fehlen umfangreiche Daten zum Langzeitverlauf. In der vorliegenden Studie wurden daher erstmalig die psychische Gesundheit, das Essverhalten inkl. Essstörungssymptomen und die Ernährung im mittel- bis langfristigen Verlauf nach SG untersucht. Des Weiteren sollten mögliche Prädiktoren des Gewichtverlusts identifiziert werden. Methode: Von 169 am Zentrum mit SG behandelten Patienten nahmen 82 an der Studie teil (48.5%). Davon wurden 64 Patienten im Zentrum und 18 telefonisch oder postalisch nachuntersucht. Die psychische Gesundheit wurde mit Hilfe der PHQ-D Module für Depressivität und Stress untersucht. Das Essverhalten und Essstörungen wurden durch ein strukturiertes Experteninterview (EDE-Interview) und Fragebögen (FEV; SIAB, einzelne Fragen) erfasst. Zur Ernährungserhebung wurden zwei 24-h-Ernährungsprotokolle und ein Ernährungsfragebogen (FFQ) verwendet und mit der Multiple Source Methode analysiert. Mögliche präoperative und postoperative Prädiktoren des Gewichtsverlusts wurden mit Hilfe von linearen schrittweisen Regressionsanalysen untersucht. Ergebnisse: Zum Zeitpunkt der Untersuchung lag die SG im Mittel 4 Jahre zurück. Der BMI vor SG betrug 48,7±8,4 kg/m2 und 37,1±8.1 kg/m2 im Follow-Up. Das Excess Weight Loss (EWL) betrug 51.3±26.3 %. Nach der SG verringerten sich Depressivität und Stresserleben und das Essverhalten verbesserte sich deutlich: Die Patienten waren weniger ablenkbar durch Nahrungsreize und das starke Hungerempfinden war geringer, die kognitive Kontrolle des Essverhaltens war immer noch funktionell hoch. Vor der SG erfüllten 9 Patienten die Kriterien für eine Binge Eating Störung, nach der SG nur 1 Patient (nach DSM-V) bzw. kein Patient (nach DSM-IV). 17.6% der Patienten berichteten Loss-of-Control-Eating nach der SG und 39.1% Grazing. Die tägliche Energieaufnahme war moderat mit 1661 kcal. Patienten mit auffälligem Essverhalten nach SG hatten ein geringeres EWL, eine stärker ausgeprägte allgemeine und essstörungsspezifische Psychopathologie und eine höhere tägliche Kalorienaufnahme als Patienten ohne auffälliges Essverhalten. Als signifikante Prädiktoren für das EWL erweisen sich die präoperative Depressivität (PHQ-D) (Varianzaufklärung von 5.3%), das präoperative Körpergewicht (Varianzaufklärung von 5.5%) und das postoperative Essverhalten (EDE-Gesamtscore) mit einer Varianzaufklärung von 34.8%. Diskussion: 4 Jahre nach der SG hat sich die psychische Gesundheit der Patienten deutlich verbessert. Das Vollbild von Essstörungen ist selten, aber Essstörungssymptome waren häufig. Ein höheres Ausgangsgewichts sowie eine stärker ausgeprägte Depressivität vor SG erhöhen die Wahrscheinlichkeit für einen geringeren Gewichtsverlust. Der zentrale Einflussfaktor auf den Gewichtsverlust scheint aber das postoperative Essverhalten zu sein. Patienten mit postoperativ auffälligem Essverhalten haben nicht nur einen geringeren Gewichtverlust, sondern auch schlechtere Outcomes in allen Bereichen. Zukünftig sollten daher Patienten mit auffälligem Essverhalten nach SG frühzeitig identifiziert und mit gezielten Interventionen unterstützt werden. So könnte das chirurgische Outcome der SG noch weiter verbessert werden.

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