Verhaltenmonitoring bei Kindern mit Autismus - ein Vergleich ereigniskorrelierter Potentiale

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/95216
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-952162
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-36599
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2019-12-02
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Renner, Tobias (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2019-10-25
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Schlagworte: Autismus
Freie Schlagwörter: Verhaltensmonitoring
ereigniskorrelierte Potentiale
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Die Autismus-Spektrum-Störung (ASS) ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung nach DSM-5 und ICD-10, die sich durch Beeinträchtigungen der sozialen Interaktionen und der Kommunikation sowie durch begrenzte, repetitive und stereotype Verhaltensmuster, Interessen und Aktivitäten auszeichnet. Fähigkeiten von denen man vermutet, dass sie bei Kindern mit ASS beeinträchtigt vorliegen, sind die Empathiefähigkeit und das Verhaltensmonitoring. Beide stehen im Fokus der dieser Dissertation zugrunde liegenden Studie, wobei in dieser Arbeit auf das Verhaltensmonitoring eingegangen wurde. Mit Hilfe eines Flanker Tasks, den Kinder einer Kontrollgruppe und Kinder mit ASS durchführten, wurden mittels Elektroenzephalogramm(EEG)-Messungen ereigniskorrelierte Potenziale (ERP) abgeleitet. Es wurde dabei die Amplitude der Error-Related Negativity/Error-negativity (ERN/Ne) und der Error Positivity (Pe) nach Fehlern und nach korrekten Antworten gemessen und zwischen den beiden Probandengruppen verglichen. Die ERN/Ne diente dabei als Marker des unbewussten Verhaltensmonitorings und die Pe für das bewusste Verhaltensmonitoring. Zudem mussten die Kinder und ihre Eltern im Vorfeld der Studie verschiedene Fragebögen ausfüllen, um mögliche psychiatrische Komorbiditäten abzuklären. Lagen bei Kindern der Kontrollgruppe solche vor, so galt dies als Ausschlusskriterium. Bei den Kindern mit ASS wurden am Untersuchungstag des Weiteren Fragebögen, die der ASS-Diagnostik dienen, durchgeführt. Mit den Kindern selbst wurde die Autism Diagnostic Observation Schedule (ADOS) gemacht und mit den Eltern wurde der Fragebogen Autism Diagnostic Interview – Revised (ADI-R) durchgegangen. Zuletzt wurde noch das Elterninterview KIDDIE-Schedule for Affective Disorders and Schizophrenia- Present and Lifetime (KIDDIE-SADS-PL) durchgeführt, um näher auf psychiatrische Komorbiditäten bei den Kindern mit ASS einzugehen. Bei der Auswertung der Ergebnisse zeigte sich ein trendhaft signifikanter Unterschied des Differenzmaßes der Amplitude der ERN/Ne nach Fehlern an der Elektrodenposition FCz und ein signifikanter Unterschied der Pe-Amplitude nach korrekten Antworten an der Elektrodenposition Cz. Es konnte zudem eine signifikant höhere Amplitude der ERN/Ne nach Fehlern an der Elektrodenposition FCz im Vergleich zu Cz bei den Kindern der Kontrollgruppe nachgewiesen werden, was bei den Kindern mit ASS nicht der Fall war. Für die Komorbiditäten Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und Ticstörung zeigte sich bei den Kindern mit ASS, dass sie einen Einfluss auf die Amplitude der ERN/Ne hatten. Für die Diagnosen Depression, Zwangsstörung und Störungen des Sozialverhaltens ließ sich eine signifikant höhere Amplitude der Pe nach korrekten Antworten an Cz bei den Kindern mit ASS, die Auffälligkeiten im Bezug auf diese Diagnosen aufwiesen, nachweisen im Vergleich zu Kindern ohne diese Komorbiditäten. Im Bezug auf den Einfluss der Ausprägung der ASS auf die Amplituden der ERPs, ließ sich nur ein Effekt auf die Pe finden. Diese war positiver je ausgeprägter die ASS war. Abschließend zeigte sich eine signifikant positive Korrelation zwischen der Amplitude der ERN/Ne und der Pe nach korrekten Antworten sowohl an der Elektrodenposition FCz als auch an Cz. Ein Interpretationsansatz für die gefundenen Ergebnisse ist ein geringer Anstieg des Verhaltensmonitorings nach Fehlern bei Kindern mit ASS im Vergleich zu den Kindern der Kontrollgruppe, was eine Erklärung für das signifikant unterschiedliche Differenzmaß sein könnte. Sollte dies der Fall sein, so könnte man von einer geringeren Aktivität des dorsalen Anteils des anterioren cingulären Cortexes (ACC), in dem die ERN/Ne entsteht, ausgehen. Damit verbunden wäre ein weniger ausgeprägtes Verhaltensmonitoring bei Kindern mit ASS denkbar. Die signifikant positivere Amplitude der Pe nach korrekten Antworten an Cz bei den Kindern mit ASS deutet darauf hin, dass der rostrale Anteil des ACC, in dem die Pe entsteht, aktiver ist. Dieses stark ausgeprägte Verhaltensmonitoring nach korrekten Antworten lässt sich als unökonomisch qualifizieren, denn eine Anpassung des Verhaltens scheint nach Fehlern angebrachter zu sein, um diese in Zukunft zu vermeiden. Weitergehend könnte man eine Wechselwirkung des rostralen und dorsalen Anteils des ACC vermuten. Diese Annahme wird durch die gefundene signifikant positive Korrelation zwischen der Amplitude der ERN/Ne und der Pe unterstützt. Daraus würde folgen, dass ein geringes unbewusstes Verhaltensmonitoring durch ein stärkeres bewusstes Verhaltensmonitoring kompensiert werden könnte. Abschließend lässt sich im Bezug auf die anfänglich aufgestellten Hypothesen für die Kinder mit ASS sagen, dass die vermutete signifikant geringer ausgeprägte Amplitude der ERN/Ne und Pe nicht nachgewiesen werden konnte. Im Gegenteil: Bezüglich der Pe zeigte sich eine signifikant positivere Amplitude. Was die Hypothese, dass je ausgeprägter die ASS ist, desto geringer die Amplituden der ERPs, angeht, so zeigte sich, dass die Ausprägung der ASS in dieser Studie keinen Einfluss auf die ERN/Ne hatte. Für die Amplitude der Pe zeigte sich eine stärkere Positivierung je ausgeprägter die ASS und nicht wie vermutet eine Verringerung der Amplitude. Die Annahme, dass die Komorbiditäten ADHS und Ticstörung die Amplituden der ERPs beeinflussen, ließ sich durch die gefundenen Ergebnisse bestätigen. Zusammenfassend zeigt sich also in dieser Arbeit, dass sich das Verhaltensmonitoring bei Kindern mit ASS von dem bei Kindern einer Kontrollgruppe unterscheidet.

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