Berufsbezogene Ängste bei Lehrerinnen und Lehrern : Eine explorative Studie mit Lehrerinnen und Lehrern an Berufsschulen und Gymnasien im Kreis Tübingen

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Zitierfähiger Link (URI): http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-31667
http://hdl.handle.net/10900/47570
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2007
Sprache: Deutsch
Fakultät: 6 Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Fachbereich: Sportwissenschaft
Gutachter: Grupe, Ommo
Tag der mündl. Prüfung: 2007-11-23
DDC-Klassifikation: 150 - Psychologie
Schlagworte: Lehrer , Angst
Freie Schlagwörter: Angst , berufsbezogene Angst , Lehrerangst , Sportlehrerangst , Bewältigung
anxiety , occupationally-based anxiety , anxiety of teachers , anxiety of teachers for physical education , coping
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

In der vorliegenden Studie mit explorativem Charakter wurden in einer einmaligen Totalerhebung am Beispiel der Lehrerinnen und Lehrer an Berufsschulen und Gymnasien im Kreis Tübingen im Schuljahr 2004/2005 die Verbreitung der einzelnen Formen der berufsbezogenen Lehrerangst und die möglichen Zusammenhänge zwischen der Häufigkeit des Auftretens und der Intensität des Empfindens der einzelnen Angstformen mit weiteren Variablen wie Alter, Geschlecht, Schultyp, Region, Schulgröße, etc. erfasst und untersucht. Bei der schriftlichen Befragung wurde der leicht veränderte, standardisierte Fragebogen zur Erfassung der berufsbezogenen Ängste bei Lehrern eingesetzt, der von Grossmann & Winkel (1977) und Winkel (1980) konzipiert wurde und neun Formen der berufsbezogenen Angst umfasst (Versagens-, Herrschafts-, Straf-, Personen-, Konflikt-, Trennungs-, Existenz-, Unbewusste und Neurotische Angst), welche anhand einer vierstufigen Skala bezüglich der Häufigkeit des Auftretens und der Intensität des Empfindens erhoben wurden. Die umfangreiche und repräsentative Stichprobe der vorliegenden Studie (insgesamt 499 Lehrerinnen und Lehrer; Chi^2=.03, p>.05) erlaubt vielfältige und differenzierte Aussagen, die über die befragten Lehrerinnen und Lehrer an Berufsschulen und Gymnasien im Kreis Tübingen Geltung für die gesamte Lehrerschaft der Region Tübingen beanspruchen dürfen. Anhand der Prozentanteile der Lehrerinnen und Lehrer, welche eine bestimmte Antwort in Bezug auf die Häufigkeit (H) und die Intensität (I) angegeben haben, gehören Versagensangst (H: 50,7%; I: 24,4%), Herrschaftsangst (H: 29,9%; I: 16,6%), Strafangst (H: 26,8%; I: 12,4%), Personenangst (H: 25,6%; I: 15,6%) und Konfliktangst (H: 23,4%; I: 8,8%) zu den Angstformen, welche am häufigsten auftreten und besonders intensiv empfunden werden. Bei der Interpretation der Ergebnisse (signifikante Zusammenhänge) stützt sich diese Studie zum Teil auf die schon vorliegenden empirischen Erkenntnisse aus anderen einschlägigen Studien. Den Erkenntnissen der vorliegenden Studie zufolge existieren berufsbezogene Lehrerängste und gehören durchaus zur Lehrertätigkeit. Die Entstehung der berufsbezogenen Lehrerängste ist komplex und umfasst neben der Lehrperson vor allem die Besonderheit des Lehrberufs: Uneindeutige, widersprüchliche Aufgaben, die an Lehrerinnen und Lehrer gestellt und von ihnen gefordert werden; schwierige, wechselnde Rahmenbedingungen der Lehrertätigkeit (neue Klassen, immer wieder Reformen, etc.); relativ schwere Messbarkeit der Erfolge der eigenen Arbeit und der Lernfortschritte der Schüler; diverses Verständnis vom Unterrichten bei Schülern, Eltern, Schulbehörden und Lehrern selbst; große Verantwortung (Aufsicht, Erziehung); als unzureichend empfundene Trennung zwischen Arbeitsplatz und Freizeit und das Gefühl, mit der Schule und Arbeit nie fertig zu werden. Diese Besonderheiten sind in unterschiedlicher Gewichtung von Lehrer zu Lehrer als die Hauptursachen für die Entstehung der berufsbezogenen Ängste zu sehen. Laut den Ergebnissen der vorliegenden Studie (u.a. anhand der Prozentanteile der befragten Lehrer, welche eine bestimmte Antwort bezüglich der Häufigkeit und Intensität gewählt haben oder der Mittelwerte je nach Angstform) und den bisher durchgeführten einschlägigen Studien ist eine kleine Zahl von Lehrerinnen und Lehrern in stärkerem Maße von berufsbezogenen Ängsten betroffen. Die vorliegende Studie bestätigt, dass die behandelte Problematik an den Schulen tabuisiert wird (65,4% der befragten Lehrerinnen und Lehrer) und dass sich befragte Lehrerinnen und Lehrer mehr Transparenz für diese Problematik wünschen (76,4% der befragten Lehrerinnen und Lehrer). Eine enge Beziehung besteht ebenfalls zwischen der allgemeinen Häufigkeit (aH) und der allgemeinen Intensität (aI) der berufsbezogenen Lehrerangst und dem Wunsch der Lehrerinnen und Lehrer nach Berufswechsel (aH: Chi^2=38.60, p<.05; aI: Chi^2=38.91, p<.05) und der Berufszufriedenheit (aH: Chi^2=32.25, p<.05; aI: Chi^2=38.85, p<.05). Die Ergebnisse über Zusammenhänge von verschiedenartigen Variablen mit den einzelnen Formen der Lehrerangst (signifikante Zusammenhänge mit der Häufigkeit und der Intensität) ergeben wichtige Erkenntnisse, stimmen zum Teil mit den Ergebnissen der anderen bisher durchgeführten einschlägigen Studien überein (z.B. Peez, 1983 und Jehle & Krause, 1994) und zeigen, dass die Problematik der berufsbezogenen Lehrerängste existiert. Allerdings muss die Aussagekraft der Ergebnisse dieser Studie durch weitere einschlägige Untersuchungen unterstützt werden. Ein weiteres Anliegen dieser Arbeit liegt darin, den Lehrern einige Anregungen aufzuzeigen, wie sie mit ihren Ängsten umgehen, sie bekämpfen oder vorbeugen können. Es werden verschiedene Ansätze zur Bewältigung, Reduktion oder Vorbeugung von berufsbezogenen Lehrerängsten dargestellt und einige davon etwas ausführlicher beschrieben.

Abstract:

This study with an explorative Character collected and investigated in a total survey (universal census) the spreading of single forms of occupationally-based anxiety and possible correlations between the frequency of distribution (appearance) and the intensity of sensation of single forms of occupationally-based anxiety and other variable (items) like i.e. age, sex, type of school, region of school, size of school and many others, illustrated by teachers on vocational and high school in the district of Tübingen (Germany) in the year 2004/2005. Anxiety was measured with the questionnaire of Grossmann & Winkel (1977) and Winkel (1980), which encompasses nine forms of occupationally-based anxiety [anxiety of failure, anxiety of control (rule), anxiety of punishment, anxiety of persons, anxiety of conflict, anxiety of separation, existential anxiety, involuntary/instinctive anxiety and neurotic anxiety] using a four point scale to determine frequency and intensity. The extensive (comprehensive) and representative (controlled) sample of this study (in all 499 teachers; Chi^2=.03, p>.05) allows diverse and sophisticated statements of teachers on vocational and high school for the whole district of Tübingen. Looking at the greatest proportion of frequency (f) as well as intensity (i) of single forms of occupationally-based anxiety (the percentage of teachers choosing a particular scale of frequency and intensity of anxiety) anxiety of failure (f: 50.7%; i: 24.4%), anxiety of control (rule) (f: 29.9%; i: 16.6%), anxiety of punishment (f: 26.8%; i: 12.4%), anxiety of persons (f: 25.2%; i: 15.6%) and anxiety of conflict (f: 23.4%; i: 8.8%) are the forms of occupationally-based anxiety which are stated to occur the most by teachers. Interpreting the results (significant connections) this study is based on results which have come in yet from other surveys on occupationally-based anxiety of teachers. Based on the results of this study the occupationally-based anxieties of teachers exist and are a part of the occupation of teachers. The peculiarity of the occupation of teachers is the main reason why occupationally-based anxieties occur: various contradictory duties, which are set and demanded by teachers; difficulties and continually changed general set-ups of the occupation of teachers (new classes, permanent reforms, and many others); difficulty to measure the results of the work (effort) of teachers and the progress in learning by pupils; multiple understanding of what is to be taught by teachers, pupils, parents, administrative body of school of teachers; a great responsibility (supervision, education); insufficient separation between job and free time. These items are responsible for the appearance of occupationally-based anxieties of teachers. Based on the results of this study (i.e. indicated by percentage of teachers choosing a particular scale of frequency and intensity and the means per form of anxiety) and other surveys concerning occupationally-based anxieties of teachers, only a small group of teachers reported a higher frequency and intensity of anxieties. The results of this study confirm the tabooing of the occupationally-based anxieties of teachers in many schools, where the asked teachers are working (65.4% teachers of sample). The asked teachers demanded more transparency for this problem (76.4% teachers of sample). Close, significant relationships exist between the general frequency (gf) and the general intensity (gi) of occupationally-based anxiety and the desire of teachers to change their occupation (f: Chi^2=38.60, p<.05; i: Chi^2=38.91, p<.05) and the job satisfaction (gf: Chi^2=32.25, p<.05; gi: Chi^2=38.85, p<.05). The results on the relationships of various variables with the single forms of the occupationally-based anxieties of teachers revealed several important findings (significant relationships on the frequency and intensity of anxiety) that are according to some of the findings on the other studies of occupationally-based anxieties of teachers (i.e. Peez, 1983 and Jehle & Krause, 1994) and show that this problem exists. The validity of the results of this study must be confirmed by continuing/following surveys of the occupationally-based anxieties of teachers. The additional subject of this study is to show how teachers can live with, control or prevent their occupationally-based anxieties. Several approaches for coping with occupationally-based anxieties are introduced and a few of this are described in detail.

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