Die antischiitische Ideologie von al-Qa’ida im Irak und ihre Akzeptanz in der arabischen Öffentlichkeit

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Zitierfähiger Link (URI): http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-41025
http://hdl.handle.net/10900/46426
Dokumentart: Studienarbeit
Erscheinungsdatum: 2008
Sprache: Deutsch
Fakultät: 5 Philosophische Fakultät
Fachbereich: Asien- und Orientwissenschaften
DDC-Klassifikation: 290 - Andere Religionen
Schlagworte: Qaida , Irak , Zarqawi, Abu Musab
Freie Schlagwörter: Schiitenhass , Akzeptanz von Terrorismus
Shiites , Acceptance of Terrorism
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Legitimation terroristischer Gewalt gegen Schiiten im Irak seit der amerikanischen Invasion von 2003. Im ersten Teil wird die Ideologie von al-Qa’ida im Irak (AQI) vorgestellt, die unter ihrem 2006 getöteten Führer Abu Mus’ab al-Zarqawi eine spezifisch anti-schiitische Stoßrichtung erhalten hat. Die sich daraus ergebende Kampfstrategie hat im Irak zu einer starken intra-muslimischen Polarisierung (Sunniten vs. Schiiten) geführt. Dabei wird herausgestellt, daß das Kampfkonzept von AQI im Vergleich zur „alten“ al-Qa’ida von Bin Laden und Zawahiri eine höhere Stufe der Eskalation von Gewalt darstellt, nämlich insofern als diese nicht mehr mit politischen Forderungen verknüpft ist (z.B. Rückzug der USA aus der islamischen Welt), sondern zur bedingungslosen Vernichtung eines als wesenhaft böse angesehenen Gegners (der Schiiten) führen soll. Die Rechtfertigung dafür lautet, das Schiitentum sei kein Teil des Islam, sondern vielmehr eigens zur Zerstörung des „wahren“ Islam (des Sunnitentums) erschaffen worden. Im zweiten Teil der Arbeit wird untersucht, inwieweit dieses extremistische Gedankengut Akzeptanz in der arabischen Öffentlichkeit findet. Das geschieht, indem Reaktionen auf ein Ereignis betrachtet werden, in dem sich die Ideologie der AQI exemplarisch manifestiert: ein Bombenanschlag auf schiitische Zivilisten in Bagdad im Juli 2008. Analysiert wurden Leserkommentare zu Artikeln auf den Homepages der arabischen TV-Sender al-Arabiya und al-Jazeera, die sich mit dem Ereignis beschäftigen. Das Ergebnis zeigt, daß nur eine Minderheit (13%) der Leser anti-schiitische Ansichten vertreten und einzelne Elemente der AQI-Ideologie replizieren. Von diesen rechtfertigen nur wenige den Anschlag explizit. Viel häufiger sind indirekte Rechtfertigungen. Solche Kommentare zielen meist darauf ab, den Status der Schiiten als Muslime in Frage zu stellen, was impliziert, daß ihr Leben als von geringerem Wert angesehen wird. Als Gegenstück zum anti-schiitischen Cluster gibt es auch ein Segment von Lesern, die sich als Schiiten zu erkennen geben und auf das Attentat mit einer verstärkten Betonung ihrer spezifisch schiitischen Identität reagieren. Insgesamt zeigen die Leserkommentare, daß AQI mit seiner Strategie der konfessionellen Polarisierung zwar nicht „mehrheitsfähig“, aber dennoch durchaus erfolgreich ist, und zwar auch über den Irak hinaus, denn die Leser sind keineswegs alle Iraker, sondern stammen aus der gesamten arabischsprachigen Welt.

Abstract:

The present study deals with the legitimization of terrorist violence against shiites in Iraq since the american invasion of 2003. The first part introduces the ideology of al-Qa’ida in Iraq (AQI), which has gained a specific anti-shiite approach under the leadership of Abu Mus’ab al-Zarqawi, who was killed in 2006. AQI’s fighting strategy has led to a strong polarization within the muslim community (sunnites vs. shiites) in Iraq. The study points out that AQIs strategy represents a higher level of escalation of violence compared to Bin Laden’s and Zawahiri’s “old” al-Qa’ida, insofar as violence is no longer connected to political demands (e.g. the USA’s withdrawal from the islamic world), but is aiming at total, unconditional elimination of an enemy seen as inherently evil (the shiites). This is justified by claiming that the shia is not part of islam, but was created with the intent of destroying “real” islam (the sunna). The second part of the study explores to what extent these extremist ideas are accepted in arab public opinion. This is done by analyzing reactions to an incident which can be seen as a showcase of AQI’s ideology: a bomb attack on shiite civilians in Bagdad in july of 2008. The study analyses reader’s comments about articles on the homepages of the arab satellite programs al-Arabiya and al-Jazeera dealing with the incident. The results show that only a minority of readers (13%) supports anti-shiite ideas and replicates elements of AQI’s ideology. Of these, only very few justify the attack explicitly. Indirect justifications are more frequent. Typically, these comments put the shiites’ muslim identity into question, implicating that their lives are less valuable because they are not muslims. Complementing the anti-shiite cluster, there is also a segment of readers revealing themselves as shiites, who react to the attack by empasizing their specifically shiite identity. All in all, the comments show that AQI’s strategy of confessional polarization has not gained a majority in arab public opinion, but nevertheless has been somewhat successful in Iraq as well as in other arab countries.

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