"Der christlich-jüdische Dialog in Deutschland am Beispiel der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit (GcjZ)"

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Zitierfähiger Link (URI): http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-45004
http://hdl.handle.net/10900/46573
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2009
Originalveröffentlichung: --
Sprache: Deutsch
Fakultät: 5 Philosophische Fakultät
Fachbereich: Sonstige - Kulturwissenschaften / Kunstgeschichte)
Gutachter: Kehrer, Günter (Prof.)
Tag der mündl. Prüfung: 2009-11-19
DDC-Klassifikation: 290 - Andere Religionen
Schlagworte: Religiöser Pluralismus , Religionssoziologie , Nichtchristliche Religion , Monotheismus , Jüdische Gemeinde , Judentum
Freie Schlagwörter: Religionswissenschaft , Jüdisch-christlicher Dialog , Interreligiöse Zusammenarbeit , Kulturbegegnung , Neuere deutsche Geschichte
Religious sciences , Jewish-Christian dialogue , Interreligious cooperation , Cultural interchange , Later German history
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Die Dissertation untersucht die Entwicklung des christlich-jüdischen Dialogs in Deutschland. im Zeitraum ab der Nachkriegszeit (1948) bis 2009. Hierbei richtet sich das Augenmerk vor allem auf die deutschen Vereine „Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit“. Diese haben sich in ihren Satzungen der Überwindung religiöser Vorurteile verpflichtet. Die Arbeit intendiert, über die Optionen zur Entlarvung und Bekämpfung von Vorurteilen über Menschen anderer Religionen, insbesondere von mythisch-irrationalen Klischeebildern über Menschen jüdischen Glaubens, aufzuklären. Dies erfolgt anhand konkreter Beispiele aus der Lebenswelt von Vereinsmitgliedern, die sich für interreligiöse, schwerpunktmäßig christlich-jüdische Veranstaltungen einsetzen. Thematisiert wird in der Dissertation nicht ausschließlich der Religionsdialog unter Geistlichen, sondern im Mittelpunkt steht die Dokumentation und Analyse der Kooperation von Menschen unterschiedlicher ideologischer Ausgangspunkte, Atheisten eingeschlossen. Ausgangspunkt für die Untersuchungen war die Hypothese, dass permanente, friedliche und effektive Zusammenarbeit möglich sei, ohne dass die Teilnehmer an der Zusammenarbeit ihre individuellen Glaubensweisen einander angleichen. Die Dissertation ist eine religionshistorische Arbeit zu einem aktuellem Thema und ist zum Teil parallel zu den laufenden Geschehnissen in der christlich-jüdischen Zusammenarbeit (z.B. Reaktionen auf die neue Karfreitagsfürbitte) entstanden. Die Analyse erfolgte aus einem religionssoziologischen Blickwinkel. Wesentlich ist dabei die Gegenüberstellung von Selbst- und Fremdbild dreier religiöser Gruppen (Katholiken, Protestanten, Juden) und der verschiedenen liberalen und konservativen (orthodoxen) Gruppierungen innerhalb der drei Glaubensgemeinschaften. Als theoretischer Hintergrund sind zu erwähnen: Buber, Martin: Das dialogische Prinzip, Gerlingen 1997: Bei Buber ist die Theorie entscheidend, dass es für Menschen nicht eine absolute Wahrheit gibt, sondern verschiedene Wahrheiten. Im Dialog kann man sich einer gemeinsamen Wahrheit annähern, wenn man dem anderen aufrichtig und aufmerksam entgegenkommt. Diese Theorie steht im Konflikt mit dem christlichen „Sendungsauftrag“, dem die Überzeugung zugrunde liegt, dass das Christentum die einzig richtige Religion und somit einzig gültige Wahrheit sei. Dieser Konflikt tritt im christlich-jüdischen Dialog zutage und wird analysiert. Kehrer, Günter, Religionssoziologie, Berlin 1968: Unter dem Aspekt dieses Werks wurde die Verflechtung zwischen Religion und Gesellschaftsstrukturen kritisch hinterfragt. Habermas, Jürgen: Theorie des kommunikativen Handelns, Bd. I, Frankfurt a.M. 1988 und Bd. II, Frankfurt a.M. 1988: Von Habermas wurde vor allem die Idee aufgegriffen, dass im gesellschaftlichen Diskurs der Moderne Kultur, also auch die Religion „nicht länger im Rücken des kommunikativ Handelnden“ bleibt, sondern „die Gestalt grundsätzlich kritisierbaren Wissens annimmt“ (Bd. II, S: 329) und die Wiedergabe von Durkheim durch Habermas: „An die Stelle einer sozialen Integration durch Glauben tritt eine durch Kooperation.“ (Bd II, S. 130) Dies trifft für die „Gesellschaften“ in besonderem Maße zu. Alle drei Soziologen (bzw. Philosophen) beschreiben Religion aus einem sozialen Aspekt und ihre Bedeutung für die Gesellschaft unter den Bedingungen der Säkularisierung. Untersucht wurden die Veränderungen der Sprache, der Aktivitäten und der Themen innerhalb der „Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit“ in Deutschland von 1948 bis 2009. Außerdem richtete sich der Blick auch auf die gesellschaftliche Wirkung der Vereine. Es wurden vor allem qualitative Untersuchungen gemacht: Beobachtung und Aufzeichnung von Diskussionen, soziologische Interviews, Netzwerkanalyse (Beziehungen der Vorstandsmitglieder untereinander), doch auch quantitative Untersuchungen, soweit möglich: Ermittlung von Teilnehmerzahlen, Anzahl von Diskussionen bei allen örtlichen Vereinen zu bestimmten Themen. 5. Ergebnis Im Ergebnis zeigte sich einerseits die erfolgreiche Integration der drei religiösen Gruppen Juden, Katholiken und Protestanten in den Verein, ohne dass die Mitglieder ihre ursprüngliche religiöse Orientierung aufgegeben hätten. Dies bestätigte die These, dass eine gegenseitige Assimilierung zum besseren Verständnis nicht nötig ist. Andererseits zeigte sich aber auch deutlich die Fokussierung der Veranstaltungen auf das „gehobene Bildungsbürgertum“ als Zielgruppe, also auf eine Gruppe, der a priori (durch intensives Lesen und kulturelle Bildung) eine gewisse Weltoffenheit und Fähigkeit zur distanzierten Betrachtung der eigenen kulturellen Wurzeln zugeschrieben wird. In diesem Milieu ist der christlich-jüdische Dialog verwurzelt, eine Breitenwirkung auch unter jungen Leuten und im „Arbeitermilieu“ ist nicht deutlich nachzuweisen.

Abstract:

This thesis investigates the development of the Christian-Jewish dialogue in Germany in the period from the time after world war II (1948) up to 2009. For this aim, the investigations are focussed on the German ”Societies for Christian-Jewish co-operation” (“Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit”). These societies have committed themselves in their constitutions to overcome religious prejudices. The work shall enlighten the possibilities to unmask and fight prejudices about other religions, especially mythical and irrational stereotypes about Jews. This is shown with concrete examples of men who are engaged in inter-religious activities. In this case it deals with activities for Christians and Jews (and more and more also for Muslims). The topic of the thesis is not exclusively the religious dialogue between theologians and religious experts, but mainly the documentation and analysis of co-operation of people with various ideological starting points, atheists included. At the origin of the work, there was the hypothesis, that long-lasting, peaceful and effective co-operation is possible without assimilation of the religious points of view the members have. The thesis is a work in religious history about a current topic and was developed partially parallel to the collateral incidents in Christian-Jewish co-operation, for example to the reactions on the new intercession for Good Friday. The analysis of the incidents was carried out from a sociological point of view. Crucial is the confrontation of self-perception and image of three religious groups (Catholics, Protestants and Jews) and their various liberal and conservative (orthodox) groupings. The theoretical background comes from the following books: Buber, Martin: Das dialogische Prinzip, Gerlingen 1997: For Buber the theory is important, that for men there not one absolute truth, but there are various “truths”. In the dialogue one can find a common truth, if men approach each other honestly and intersted. This theory is in conflict with the Christian missionary order, which is interpreted like this, that the Christian religion is the only true religion and for that the only right way of thinking. This conflict appears in the christian-jewish dialogue and is analyzed in the thesis. Kehrer, Günter, Religionssoziologie, Berlin 1968: From this aspect the interweavement of religion and social structures was questioned critically. Habermas, Jürgen: Theorie des kommunikativen Handelns, Bd. I, Frankfurt a.M. 1988: Especially the idea from Habermas was applied, that in the social discourse of modernity culture, and also religion will no longer remain “in the back of the communicating actor”, but “achieve the form of generally criticizeable knowledge” (vol. II, page 329) and the citation of Durkheim of Habermas: “At the place of a social integration by belief there comes the integration by co-opertaion.” (vol. II, page 130). This fits for the “societies for Christian-Jewish co-opertaion”.The three sociologists describe religion from a social point of view and ist meaning for the society under the conditions of secularization. These books are written by sociologists who treated religious topics from a social point of view and their significance for modern societies, under the conditions of secularization. The work examines the changing of language, activities and topics in the “Societies for Christian-Jewish co-operation” in Germany from 1948 to 2009. Further, the focus was on the effect of the societies. The methods of examination were mostly qualitative: Survey and documentation of discussions, sociological interviews, network analysis (about the friendship of leading members). Also quantitative methods were used, as far as possible, namely the research for membership amounts, for the amount of discussions about certain topics. As a result there was shown the successful integration of the three religious groups Jews, Catholics and Protestants into the societies, without the dropping of the initial religious beliefs of the members. So the hypothesis was affirmed, that assimilation is not needed for better understanding. On the other hand, the focus of the activities and events on the “higher educated class” as target group was obvious, a group, to which one ascribes (rightly or not) a priori a certain open-mindedness and the capacity to reflect the own cultural roots with distance. In this milieu the Christian-Jewish dialogue has its roots, a broad effect on young people and on the “working class” is not seen yet.

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