Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung ADHS - Eine populationsbasierte retrospektive Studie über Behandlungsverläufe von Kindern und Jugendlichen mit zentral wirksamen Substanzen in einer Kinder- und Jugendpsychiatrischen Praxis

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Zitierfähiger Link (URI): http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-46974
http://hdl.handle.net/10900/45627
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2009
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Sonstige
Gutachter: Mühlbauer, Bernd (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2006-10-25
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Schlagworte: Wirkung , Nebenwirkung
Freie Schlagwörter: Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung , Methylphenidat , Stimulanzien
Attention deficit hyperactivity disorder , Methylphenidate , Stimulant medication , Untoward effects , Action of a drug
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Anhand des Datenmaterials von 103 Patienten einer Kinder- und Jugendpsychiatrischen Praxis mit der Diagnose Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperkinetisches Syndrom (ADHS) wurde eine retrospektive Analyse des medikamentösen Behandlungsverlaufes durchgeführt. Fokussiert wurde auf erwünschte und unerwünschte Effekte der Behandlung mit Methylphenidat, Amphetamin und Atomoxetin in verschiedenen galenischen Zubereitungen. Das erste ADHS-bezogene Arztgespräch erfolgte im Alter von durchschnittlich 8,6 Jahren, die ersten Medikamentenverordnungen folgten mit etwa einjährigem Abstand zum Erstgespräch. Bei 90% der Kinder wurden Komorbiditäten festgestellt. Kinder mit einer Hyperaktivität (ICD 10; F 90.1) wiesen signifikant häufiger und mehr komorbide Störungen auf als Kinder ohne Hyperaktivität (ICD 10; F 90.0). Die häufigsten Komorbiditäten waren Störungen des Sozialverhaltens und Entwicklungsstörungen. Als Monotherapien wurden Methylphenidat in kurzwirksamen Zubereitungen (IR-MPH) und in retardierten Präparationen, Atomoxetin (ATX) und Amphetamin verordnet. Kombiniert wurden mit abnehmender Häufigkeit IR-MPH mit retardiertem MPH, ATX mit retardiertem MPH, ATX mit IR-MPH, Amphetamin mit IR-MPH und Amphetamin mit ATX. Auslassversuche wurden ebenfalls durchgeführt. Bezüglich der Einnahmedauer zeigten sich medikamentenspezifische Unterschiede: IR-MPH wurde als Monotherapie und in Kombination mit retardiertem MPH am längsten ohne Medikamentenwechsel eingenommen. Bei 90% der Kinder wurden unerwünschte Ereignisse beschrieben. Im ersten Halbjahr nach Therapiebeginn wurden signifikant mehr unerwünschte Ereignisse dokumentiert als in den nachfolgenden Behandlungshalbjahren. Im Durchschnitt wurde bei jedem fünften Arztbesuch ein unerwünschtes Ereignis dokumentiert. Am häufigsten waren Schlafstörungen, Appetitstörungen, Ticstörungen und Bauchschmerzen. Insbesondere in den ersten Monaten der medikamentösen Therapie wiesen die Kinder Wachstumsverzögerungen auf. Auch im weiteren Verlauf der Behandlung waren geringfügige Verzögerungen zu beobachten. Bei Einnahme von MPH-Retardpräparaten wurden signifikant häufiger unerwünschte Ereignisse beschrieben als bei Therapien mit den übrigen Medikamenten und Medikamentenkombinationen oder bei Durchführung von Auslassversuchen. Alle weiteren Medikamente und Medikamentenkombinationen unterschieden sich nicht hinsichtlich des Auftretens unerwünschter Ereignisse voneinander oder von den Auslassversuchen. Die therapeutischen Effekte wurden von den behandelnden Ärzten zu fast einem Drittel als günstig eingestuft, ohne dass signifikante Unterschiede zwischen den Medikamenten und Medikamentenkombinationen zu beobachten waren. Ungünstige Verläufe wurden signifikant häufiger unter der Kombination von ATX mit einem IR-MPH-Präparat beschrieben. Die Studie legt nahe, dass in der medikamentösen Therapie des ADHS IR-MPH als Monotherapie sowie in Kombination mit retardiertem MPH aufgrund des günstigen Profils bevorzugt werden sollte. Bei Therapien mit MPH-Retardpräparaten alleine sowie der Kombination von ATX mit IR-MPH muss das Wirkungs-/ Nebenwirkungsprofil im Einzelfall beurteilt werden.

Abstract:

Based on the data set of consecutive 103 patients with the diagnosis Attention Deficit Hyperactivity Disorder (ADHD) of a child and adolescent psychiatry practice a retrospective analysis of the medical treatment was performed. It was focused on the beneficial and untoward effects of drug treatment with methylphenidate, amphetamine and atomoxetine in different pharmaceutical formulations. The first consultation of the physician took place at the mean age of 8.6 years, followed by the first medical prescription in average one year later. 90% of the children were characterized by comorbidities. Hyperactive children had significantly more frequent comorbidities than children without hyperactivity. The most common comorbidity was disruptive behavior disorder. Immediate- and extended-release methylphenidate as well as atomoxetine and amphetamine were given as single-treatment regimens. Combinations of immediate- with extended-release methylphenidate, atomoxetine with extended-release methylphenidate, atomoxetine with immediate-release methylphenidate, amphetamine with immediate-release methylphenidate and amphetamine with atomoxetine were prescribed in decreasing frequencies. Drug holidays were also observed. Both immediate-release methylphenidate and its combination with extended-release methylphenidate showed the longest intake period without changing treatment regimen. In 90% of the children untoward effects were reported. The frequency was significantly higher during the first six months period when compared to later periods. On average, one adverse effect was documented for every five doctor visits. The most frequently adverse effects were insomnia, decreased appetite, tic disorders and abdominal pain. Children showed growth delay, in particular within the first month of treatment, yet also during treatment. Untoward effects were described significantly more often during the intake of extended-release methylphenidate than during other single-treatment regimens, combination treatment regimens or drug holidays. The latter did not differ in the incidence of described undesired effects. A beneficial effect of drug treatment was noticed by the physicians for one third of consultations without any significant difference between the different treatment regimens. Untoward effects occured significantly more often under the combination treatment regimen with atomoxetine and immediate-release methylphenidate. The study shows that immediate-release methylphenidate and the combination of immediate- with extended-release methylphenidate should be first choice for ADHD drug treatment. For extended-release methylphenidate as single treatment regimen and for atomoxetine and immediate-release methylphenidate as combination treatment regimens, the benefit/risk ratio should be thoroughly weighed for each individual patient.

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