Erwünschte und unerwünschte Wirkungen von Antidepressiva aus der Sicht der Patienten

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Zitierfähiger Link (URI): http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-9949
http://hdl.handle.net/10900/44413
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2003
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Sonstige
Gutachter: Gaertner, Ines
Tag der mündl. Prüfung: 2002-11-20
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Schlagworte: Antidepressivum , Arzneimittelnebenwirkung , Compliance <Patient>
Freie Schlagwörter:
antidepressant , side effect , compliance
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

26 vorwiegend depressive Patienten ohne wesentliche kognitive Beeinträchtigungen, wurden mittels eines strukturierten Interviews zu ihren Kenntnissen von Antidepressiva, sowie ihrem subjektiven Erleben und ihren Bewertungen dieser Wirkstoffgruppe befragt. Dabei verdeutlichte sich, daß die in der pharmakopsychiatrischen Therapie zunehmend betriebenen Aufklärungsbemühungen durchaus Wirkung zeigen und ein großer Teil der Patienten gute Kenntnisse ihrer Medikamente aufwies: 85% der Patienten kannten die Handelsnamen ihrer derzeitigen Medikamente, 46% waren vollständig über die wesentlichen angestrebten Wirkungen von Antidepressiva orientiert und mehr als 80% wußten, daß es Interaktionen von Antidepressiva mit anderen Substanzen gibt – insbesondere, daß Alkohol deren unerwünschte Wirkungen verstärkt. Es gab bei den überwiegend guten Medikamentenkenntnissen der Patienten jedoch auch Schwachstellen. So war die für die Compliance der Patienten durchaus relevante Kenntnis der unterschiedlichen Latenzzeiten erwünschter und unerwünschter Wirkungen von Antidepressiva nur bei 38% der Patienten vorhanden, und die absolut therapierelevante Information, daß Antidepressiva nicht abhängig machen, war bei einem großen Teil der Patienten (38%) nicht gegeben. Bei der Erfassung des subjektiven Erlebens unerwünschter Wirkungen von Antidepressiva zeigte sich, daß die Patienten weit häufiger Symptome als Nebenwirkung einordneten, als dies die Ergebnisse von Fremdbeurteilungen aus der bisherigen Forschungsliteratur belegen. Psychische und neurologische Beschwerden wurden dabei als am gravierendsten erlebt. Des weiteren stützen Ergebnisse unserer Befragung die Hypothese, daß die Beeinträchtigung der Patienten durch Nebenwirkungen ärztlicherseits häufig unterschätzt wird: 42% sahen sich durch unerwünschte Medikamentenwirkungen stärker beeinträchtigt, als dies ihre behandelnden Ärzte beschrieben. Bei der Erfassung des subjektiven Erlebens erwünschter Wirkungen von Antidepressiva wurde deutlich, daß die Mehrheit der Patienten bei sich eine positive Wirkung ihres Medikaments feststellte und auch beschreiben konnte. Auch zeigten sich die allermeisten Patienten mit der medikamentösen Therapie und ihren behandelnden Ärzten zufrieden. Die Patienten waren mehrheitlich ihren Medikamenten gegenüber positiv eingestellt und sahen ihre Lebensqualität durch die medikamentöse Therapie verbessert. Die Ergebnisse dieser Befragung weisen also darauf hin, daß trotz zunehmender Edukationsbemühungen immer noch deutliche Schwachstellen bei den Medikamentenkenntnissen depressiver Patienten existieren. Demnach müßte verstärkt dafür gesorgt werden, Vorurteile hinsichtlich eines angeblichen Abhängigkeitspotentials aller Psychopharmaka auszuräumen. Außerdem sollten die Patienten besser über die Latenzzeiten erwünschter und unerwünschter Wirkungen von Antidepressiva aufgeklärt werden. Darüber hinaus zeigt diese Befragung, daß die Kommunikation zwischen Arzt und depressivem Patient hinsichtlich der Einordnung subjektiv als Nebenwirkung erlebter Symptome intensiviert werden muß.

Abstract:

26 mainly depressive patients were interviewed about their knowledge, their subjective experience, and their evaluation of antidepressants. The results of this interview showed that the educational work of the medical practitioners is more and more successful: 85% of the patients knew the names of their medicines, 46% were completely informed about the wanted effects of antidepressants, and 80% knew about interactions of antidepressants with other substances, especially they knew that alcohol increases their side effects. Nevertheless there were some weak points in the knowledge of the patients: For example only 38% knew about the different latent periods of wanted and unwanted effects of antidepressants, a very important information with regard to the compliance of the patients. Moreover, a large part of the patients (38%) did not know that there is no risk of getting addicted to antidepressants, an information which is also absolutely important for the compliance of the patients. Concerning the subjective experience of side effects of antidepressants it has been shown that in comparison with the frequency of side effects described in literature, patients more frequently considered their troubles as side effects. In this context patients could tolerate psychic and neurological symptoms the least. Moreover results of our interview underline the hypothesis that medical practitioners frequently underestimate patients` impairment by side effects: 42% reported they suffered more severely from side effects than it has been described by their medical practitioners. Concerning the subjective experience of wanted effects of antidepressants it has been shown that the majority of patients experienced a positive effect of their medicines. Moreover, most patients were content with their medicinal therapy and with their medical practitioners. Most patients had a positive attitude to their medicines and reported that their quality of life increased in consequence of their medicinal therapy. Results of our interview show that in spite of increasing educational work, there are still weak points concerning the knowledge depressive patients have about their medicines. Therefore, it is necessary to eliminate prejudices about a supposed risk of getting addicted to psychiatric drugs. Moreover, patients should be better informed about the different latent periods of wanted and unwanted effects of antidepressants. In addition results of our interview show that the communication between medical practitioner and depressive patient concerning troubles subjectively experienced as side effects has to be intensified.

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