Zur Notwendigkeit und Methodologie prozessual verstandener Sozialforschung : am Beispiel der Erforschung zwischenbetrieblicher Kooperation
Author(s) / Creator(s)
Dick, Michael
Other kind(s) of contributor
Wehner, Theo
Endres, Egon
Abstract / Description
Das interpretative Paradigma in den Sozialwissenschaften
Wirklichkeit und Kommunikation
Bis heute haben Wissenschaftler aller Disziplinen keine Antwort auf die
existentielle Frage, ob es eine Realität außerhalb der menschlichen Wahrnehmung
gibt oder wie diese beschaffen ist. Erkenntnistheoretische Auseinandersetzungen
um dieses Problem drehen sich daher auch weniger um dessen eindeutige
Entscheidung, als vielmehr darum, wie man mit der Nicht-Entscheidbarkeit dieser
Frage umgeht: "Wenn die Naturwissenschaft nicht mehr von überzeitlichen,
universellen Gesetzen spricht, sondern stattdessen zeitliche, soziale oder lokale Bezüge herstellt, dann kann man nicht mehr von etwas Wirklichem hinter der Naturwissenschaft sprechen, das sich in ihr ausdrückt", zitiert Ilya Prigogine, Chemie-Nobelpreisträger 1977, in seinem Vorwort zu Coveney/Highfield (1992, S.10) die Organisatoren einer Konferenz der Nobelpreisträger in St. Peter, Minnesota, 1989. Da auch Wissenschaftler Menschen sind, beruhen auch deren Erkenntnisse auf menschlicher Beobachtung und ihre Überführung in kollektiv anerkannte Wissensbestände auf menschlichen Kommunikationsprozessen. Für die Sozialwissenschaften ist daher die Übereinkunft folgerichtig, daß zumindest das, was Menschen für die Wirklichkeit halten, aus Kommunikation besteht (vgl. Watzlawick, 1976). Es kann und soll hier nicht geklärt werden, ob es eine unabhängige äußere Realität gibt, sondern wie sich diese Realität im Denken und Handeln der Menschen in bestimmten Erfahrungskontexten niederschlägt. In diesem Beitrag geht es darum, die Voraussetzungen für die Erforschung menschlichen Zusammenlebens, insbesondere menschlichen Handelns in und zwischen Organisationen zu skizzieren. Er geht dazu von besagtem
konstruktivistischen Axiom aus, daß Realität das ist, was Menschen über die von
ihnen vorgefundene Wirklichkeit denken und kommunizieren. Das bedeutet, daß
soziale Realität sich mit den ablaufenden Deutungs- und Kommunikationsprozessen
verändert. Es bedeutet nicht, daß jeder Kommunikationsakt Realität verändert, subjektive und intersubjektive Interpretationen durchlaufen vielschichtige Vermittlungsschleifen, bis sie gleichsam gesellschaftlich geteilte(objektivierte) Gültigkeit erlangen. Objektivität ist folglich nur innerhalb eines bestimmten Fragehorizontes und damit in einem historisch und kulturell bestimmten Kontext zu erlangen.
Keyword(s)
Organisationspsychologie Kommunikation Organisationspsychologie Kommunikation organizational psychology CommunicationPersistent Identifier
Date of first publication
1996
Is part of
Harburger Beiträge zur Soziologie und Psychologie der Arbeit, Nr. 13, 1996, ISSN 0944-565X
Is part of series
Harburger Beiträge zur Soziologie und Psychologie der Arbeit;13
Citation
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Author(s) / Creator(s)Dick, Michael
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Other kind(s) of contributorWehner, Theode
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Other kind(s) of contributorEndres, Egonde
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PsychArchives acquisition timestamp2022-11-17T10:46:41Z
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Made available on2005-03-01
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Made available on2015-12-01T10:30:05Z
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Date of first publication1996
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Abstract / DescriptionDas interpretative Paradigma in den Sozialwissenschaften Wirklichkeit und Kommunikation Bis heute haben Wissenschaftler aller Disziplinen keine Antwort auf die existentielle Frage, ob es eine Realität außerhalb der menschlichen Wahrnehmung gibt oder wie diese beschaffen ist. Erkenntnistheoretische Auseinandersetzungen um dieses Problem drehen sich daher auch weniger um dessen eindeutige Entscheidung, als vielmehr darum, wie man mit der Nicht-Entscheidbarkeit dieser Frage umgeht: "Wenn die Naturwissenschaft nicht mehr von überzeitlichen, universellen Gesetzen spricht, sondern stattdessen zeitliche, soziale oder lokale Bezüge herstellt, dann kann man nicht mehr von etwas Wirklichem hinter der Naturwissenschaft sprechen, das sich in ihr ausdrückt", zitiert Ilya Prigogine, Chemie-Nobelpreisträger 1977, in seinem Vorwort zu Coveney/Highfield (1992, S.10) die Organisatoren einer Konferenz der Nobelpreisträger in St. Peter, Minnesota, 1989. Da auch Wissenschaftler Menschen sind, beruhen auch deren Erkenntnisse auf menschlicher Beobachtung und ihre Überführung in kollektiv anerkannte Wissensbestände auf menschlichen Kommunikationsprozessen. Für die Sozialwissenschaften ist daher die Übereinkunft folgerichtig, daß zumindest das, was Menschen für die Wirklichkeit halten, aus Kommunikation besteht (vgl. Watzlawick, 1976). Es kann und soll hier nicht geklärt werden, ob es eine unabhängige äußere Realität gibt, sondern wie sich diese Realität im Denken und Handeln der Menschen in bestimmten Erfahrungskontexten niederschlägt. In diesem Beitrag geht es darum, die Voraussetzungen für die Erforschung menschlichen Zusammenlebens, insbesondere menschlichen Handelns in und zwischen Organisationen zu skizzieren. Er geht dazu von besagtem konstruktivistischen Axiom aus, daß Realität das ist, was Menschen über die von ihnen vorgefundene Wirklichkeit denken und kommunizieren. Das bedeutet, daß soziale Realität sich mit den ablaufenden Deutungs- und Kommunikationsprozessen verändert. Es bedeutet nicht, daß jeder Kommunikationsakt Realität verändert, subjektive und intersubjektive Interpretationen durchlaufen vielschichtige Vermittlungsschleifen, bis sie gleichsam gesellschaftlich geteilte(objektivierte) Gültigkeit erlangen. Objektivität ist folglich nur innerhalb eines bestimmten Fragehorizontes und damit in einem historisch und kulturell bestimmten Kontext zu erlangen.de
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Persistent Identifierhttps://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bsz:291-psydok-4606
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Persistent Identifierhttps://hdl.handle.net/20.500.11780/205
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Persistent Identifierhttps://doi.org/10.23668/psycharchives.8626
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Language of contentdeu
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Is part ofHarburger Beiträge zur Soziologie und Psychologie der Arbeit, Nr. 13, 1996, ISSN 0944-565X
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Is part of seriesHarburger Beiträge zur Soziologie und Psychologie der Arbeit;13
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Keyword(s)Organisationspsychologiede
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Keyword(s)Kommunikationde
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Keyword(s)Organisationspsychologiede
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Keyword(s)Kommunikationde
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Keyword(s)organizational psychologyen
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Keyword(s)Communicationen
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Dewey Decimal Classification number(s)150
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TitleZur Notwendigkeit und Methodologie prozessual verstandener Sozialforschung : am Beispiel der Erforschung zwischenbetrieblicher Kooperationde
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DRO typeother
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Visible tag(s)PsyDok
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Visible tag(s)Harburger Beiträge zur Soziologie und Psychologie der Arbeit