At the intersection of literary, cultural, and memory studies, the present study gives an insight into the as yet largely undiscovered cultural significance of African-American theater by female playwrights for the understanding of African-American identity construction in and through culturally specific notions, experiences, and encodings of time. Drawing on major theories of collective memory and cultural identity, the study aims to draw attention to the different mechanisms of African-American cultural self-creation and self-affirmation as displayed in selected plays by non-canonical female authors from the 1910s to the 1990s. Due to the fact that theater represents a constitutive carrier of collective memory, the cultural performance and embodiment of time and memory on stage provides a most valuable opportunity for analyzing and identifying processes and mechanisms of cultural identity formation, transformation, and affirmation. Focussing on the close interrelation between time, memory, and identity, the present study answers the question of how the literary genre of drama enables African-American female authors of the 20th century to approach, codify, and convey the specificity of black cultural identity formation within the context of temporal organization and experience. It argues that the representation and embodiment of the characters’ African-American identity on stage is grounded in a particular culturally and historically shaped perception and interpretation of time as ‘remembered time’. It is shown that the cultural performance of time and memory in the plays serves to construct and confirm a distinct African-American identity based on a specific re-working and re-assessment of time and history, thereby informing the creation of a counter-history and a counter-memory to white American history. In short, the study offers an analytic approach to the representation and creation of African-American identity by anchoring the question of a ‘culturalization’ of time within the dramatic work of selected 20th-century African-American female playwrights, seeking to direct attention to the diversity and cultural significance of this rich literary tradition.

Die Dissertation befasst sich mit den Aspekten von Zeit und Gedächtnis als Basis kultureller Identitätsbildungsprozesse in ausgewählten Stücken afroamerikanischer Autorinnen aus verschiedenen Zeitabschnitten im 20. Jahrhundert. Der Textkorpus umfasst dabei einige kanonische Autorinnen, die zu einem festen Bestandteil der schulischen und universitären Curricula geworden sind, konzentriert sich aber besonders auf Dramatikerinnen, deren Werke noch nicht die gebührende Aufmerksamkeit erhalten haben. Im Zentrum der Untersuchung steht die Frage, wie gender- und ethniespezifisch Zeit und Zeitlichkeit in den Stücken organisiert und wie in diesem Zusammenhang kulturelle Identität als Projektion sozialer Beziehungen und Verkörperung kultureller Muster geformt wird. Im Rückgriff auf Theorien aus der Kulturwissenschaft und der Erinnerungsforschung zeigt die vorliegende Studie, dass die Repräsentation und Darstellung der afroamerikanischen Identität der Figuren auf einer Kulturalisierung von Zeit, d.h. auf einer spezifischen, historisch und kulturell geformten Wahrnehmung, Darstellung und Interpretation von Zeit, basiert. Die Hauptthese dieser Arbeit ist, dass die in den Stücken dargestellte kollektive afroamerikanische oder ‚schwarze’ Zeit als eine ‚erinnerte Zeit’ gezeichnet wird, welche in und durch ein bewusstes Erinnern und Aufarbeiten einer gemeinsamen Vergangenheit auf Seiten der Figuren definiert ist. Durch den Fokus auf das kollektive und kulturelle Gedächtnis inszenieren die Stücke ein Kontinuum der Zeit, in welchem die Vergangenheit als sinn- und identitätsstiftende Orientierungsgröße für die Gegenwart und die Zukunft fungiert. Der Fokus auf das Zusammenspiel von Zeit, Gedächtnis und Identität in den Stücken eröffnet dabei einen signifikanten Einblick in Prozesse afroamerikanischer Identitätsbildung im 20. Jahrhundert, die im Theater abgebildet und verarbeitet werden. Damit bieten die Theaterstücke eine äußerst wertvolle Ressource, um Mechanismen der Bildung, Veränderung und Bestätigung kultureller Identität in und durch die kulturelle Formung von Zeit und Zeitlichkeit zu untersuchen und zu identifizieren. An der Schnittstelle von Literatur-, Kultur- und Erinnerungsforschung betont die Arbeit die Notwendigkeit, das afroamerikanische Theater weiblicher Autorinnen in seiner wissenschaftlichen und kulturellen Signifikanz zu erkennen und (neu) zu entdecken.