Antecedents and Effects of Teachers’ Emotions in the Classroom

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2015
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Das Klassenzimmer ist ein Ort voller Emotionen, die einen essentiellen Bestandteil von Wohlbefinden und Gesundheit darstellen. Über die letzten 20 Jahre haben Emotionen im schulischen Kontext daher auch vermehrte Aufmerksamkeit sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der pädagogisch-psychologischen Forschung erhalten. Die Aufmerksamkeit konzentrierte sich dabei aber vornehmlich auf die Emotionen von Schülerinnen und Schülern. Für diese konnte man zeigen, dass ihre Emotionen beispielsweise mit Lernstrategien, der Selbstregulation, der akademischen Leistung sowie mit der späteren Berufswahl zusammenhängen und so eine bedeutenden Stellenwert in Lehr- und Lernprozessen einnehmen. Es ist anzunehmen, dass auch die Emotionen der Lehrkräfte eine wichtige Rolle spielen – sowohl für die Lehrkräfte selbst als auch für die von ihnen initiierten Instruktionsprozesse und letztlich für ihre Schülerinnen und Schüler. Bisher gibt es jedoch nur wenig empirisch gesicherte Erkenntnisse zu der Bedeutung der Emotionen von Lehrkräften. Die vorliegende Dissertation zielt darauf ab, diese Forschungslücke zu schließen und beschäftigt sich mit den Antezedenzien (Studie1) und Folgen (Studie 2-4) der Emotionen von Lehrkräften.

In der ersten Studie (Kapitel 2) liegt der Fokus auf den Antezedenzien der Emotionen von Lehrkräften (Ärger und Freude), wobei sowohl die objektiven Klassenbedingungen, das heißt das Verhalten der Schülerinnen und Schüler in einer Unterrichtsstunde (Motivation und Disziplin), als auch die subjektiven Appraisals (d.h. kognitive Beurteilungen) der Lehrkräfte berücksichtigt wurden. Aufbauend auf einem theoretischen Modell zu den Emotionen von Lehrkräften, welches auf den Annahmen von Appraisal-Theorien beruht (Frenzel, Goetz, Stephens, & Jacob, 2009) wurde die Hypothese aufgestellt, dass nicht nur die Klassenmerkmale selbst, sondern insbesondere die subjektiven Appraisals der Lehrkräfte ihre Emotionen hervorrufen. Zur Untersuchung der Fragestellung wurden in einem dreiwöchigen Zeitraum 39 Mathematiklehrkräfte gemeinsam mit einer ihrer Klassen aus dem 9. oder 10 Schuljahr (N = 758 Schülerinnen und Schüler) anhand von Kurzfragebögen, die am Ende einer jeden Mathematikstunde ausgefüllt wurden (N = 328 Unterrichtsstunden), befragt. Es zeigte sich, dass die Emotionen der Mathematiklehrkräfte signifikant durch die Motivation und Disziplin der Schülerinnen und Schüler vorhergesagt werden konnten. Die aufgeklärte Varianz erhöhte sich jedoch beträchtlich (von 24% auf 65% bei Freude und von 26% auf 61% bei Ärger), wenn die subjektiven Appraisals der Lehrkräfte als Prädiktoren mit einbezogen wurden. Die Befunde legen nahe, dass Emotionen im Unterricht stark durch die eigenen kognitiven Appraisals beeinflusst werden und weniger stark durch das tatsächliche Verhalten der Schülerinnen und Schüler in einer Unterrichtsstunde. Entsprechend ergeben sich Ansatzpunkte für Interventionen: Individuelle Appraisals sind prinzipiell veränderbar, zum Beispiel durch Reappraisal-Strategien (d.h. kognitive Neubewertungen), so dass Lehrkräfte bis zu einem gewissen Grad ihre Emotionen im Unterricht selbst steuern und verändern können.

Die zweite Studie (Kapitel 3) beschäftigt sich mit der Rückwirkung der Emotionen von Lehrkräften auf das Verhalten beziehungsweise die Emotionen ihrer Schülerinnen und Schüler. Auf Basis der Crossover Theorie (Härtel & Page, 2009) wurde angenommen, dass die Emotionen von Lehrkräften sowohl vermittelt über ihr Instruktionsverhalten auf die Emotionen der Schülerinnen und Schüler wirken, als auch direkten Einfluss durch emotionale Ansteckungsprozesse (Hatfield, Cacioppo, & Rapson, 1994) nehmen. In einer Experience sampling Studie mit 149 Schülerinnen und Schülern der 9. Jahrgangsstufe, wurden die von den Schülerinnen und Schülern wahrgenommenen Emotionen ihrer Lehrkräfte (Freude, Ärger und Angst), das Instruktionsverhalten (Kontroll- und Wertinduktion) als auch die eigenen Emotionen der Schülerinnen und Schüler (Freude, Ärger und Angst) in insgesamt 2230 Unterrichtsstunden erfasst. Ergebnisse aus intraindividuellen Mehrebenenanalysen ergaben, dass die Emotionen der Schülerinnen und Schüler signifikant mit ihrer Wahrnehmung der Emotionen der Lehrkräfte sowie dem Instruktionsverhalten zusammenhängen. Zudem klärten die wahrgenommenen Emotionen der Lehrkräfte über das Instruktionsverhalten hinaus Varianz in den Emotionen der Schülerinnen und Schüler auf, was als Indiz für direkte Ansteckungsprozesse gewertet werden kann. Die Befunde unterstreichen die hohe Relevanz von Emotionen in Lehr- und Lernprozessen und unterstützen die Annahme, dass die kognitiven Komponenten im Lehrberuf (z.B. das Fachwissen, Überzeugungen, pädagogisches Wissen) nur ein wichtiger Aspekt der Professionskompetenz sind und die emotionalen Komponenten nicht vernachlässigt werden sollten.

Während der Fokus der ersten beiden Studien auf dem Zusammenhang der Emotionen von Lehrkräften mit Schüleroutcomes lag, wurden die Emotionen von Lehrkräften in der dritten und vierten Studie (Kapitel 4 und 5) im Kontext von Gesundheit bzw. der emotionalen Erschöpfung (Kernkomponente des Burnouts) betrachtet. In der dritten Studie wurde der Zusammenhang von emotionaler Erschöpfung auf die erlebten Emotionen im State (d.h. die Beurteilung von momentanen Emotionen, direkt in der Situation) und Trait (d.h. generalisierte Überzeugungen zu diesen Emotionen in retrospektiven Auskünften) untersucht. Auf Basis des Accessibility Model of Emotional Self-Report (Robinson & Clore, 2002) wurde angenommen, dass emotionale Erschöpfung eine identitätsbezogene Überzeugung darstellt, die Einflüsse auf die berichteten negativen Emotionen im generalisierten Selbstbericht nimmt (Trait) – nicht aber auf die situationsbezogenen Angaben (State). In einer Studie mit 69 Lehrkräften wurden daher generalisierte Berichte zum emotionalen Erleben (Trait-Emotionen via Fragebogen) und situationsbezogene Angaben (State-Emotionen) im Experience sampling direkt im Unterricht (in durchschnittlich 15 Unterrichtsstunden pro Lehrkraft) erfasst. Es zeigte sich, dass die Intensität der unterrichtsbezogenen Emotionen (positiv und negativ) im Trait von allen Lehrkräften überschätzt wurde. Das Ausmaß an Überschätzung, das heißt die Diskrepanz zwischen Trait- und State Emotionen, wurde darüber hinaus bei den negativen Emotionen (nicht bei den positiven) durch die emotionale Erschöpfung der Lehrkräfte systematisch beeinflusst. Lehrkräfte mit einer hohen emotionalen Erschöpfung überschätzten folglich ihre negativen Emotionen stärker als Lehrkräfte mit geringer emotionaler Erschöpfung. Die Befunde indizieren, dass emotionale Erschöpfung mit einer dysfunktionalen kognitiven Verzerrung über das eigene Emotionserleben einhergehen kann, wodurch die Entwicklung von Burnout langfristig noch weiter verstärkt werden könnte.

In Studie 4 wurde die Rolle der emotionalen Arbeit näher untersucht, da bisherige Forschung in akademischen und nicht-akademischen Settings bereits zeigen konnte, dass das Unterdrücken oder auch Vorspielen von Emotionen (oberflächliche Emotionsregulation, d.h. Surface Acting) ressourcen-verbrauchend ist und langfristig zu Erschöpfung führen kann. Mittels einer Experience sampling Studie, wurden 39 Lehrkräfte zu randomisierten Zeitpunkten direkt im Unterricht zu ihren diskreten Emotionen (Ärger, Angst und Freude) sowie zum Surface Acting befragt. Diese Aussagen wurden mit Fragebogendaten zu ihrer emotionalen Erschöpfung in Verbindung gesetzt. Es zeigte sich, dass die teilnehmenden Lehrkräfte in etwa jeder dritten Stunde ihre Emotionen (oberflächlich) regulierten, insbesondere in Stunden in denen sie wenig Freude und viel Ärger empfanden. Lehrkräfte mit einer hohen emotionalen Erschöpfung erlebten zudem signifikant mehr Ärger und weniger Freude im Unterricht und gaben häufiger an, dass sie ihre Emotionen oberflächlich regulierten, was neben dem negativeren Emotionserleben die emotionale Erschöpfung weiter verstärken kann. Die Ergebnisse der Studie implizieren, dass das Erleben von Freude im Unterricht als wichtige Ressource genutzt werden kann, da es emotionale Arbeit und damit eventuell auch langfristig der Entwicklung von Burnout vorbeugen kann.

Die Ergebnisse der durchgeführten Studien zeigen, dass die Emotionen der Lehrkräfte sowohl mit dem Verhalten und den Emotionen der Schülerinnen und Schüler als auch mit der Gesundheit der Lehrkräfte in Verbindung stehen. Die Arbeit möchte einen Beitrag dazu leisten, dass die Emotionen von Lehrkräften in der pädagogisch-psychologischen Forschung stärker in den Fokus rücken. Zudem liefert die Arbeit wichtige Hinweise für die Gestaltung von Interventionen zur Förderung positiver Emotionen im Unterricht.

Fachgebiet (DDC)
150 Psychologie
Schlagwörter
Emotionen, Lehreremotionen, Emotionale Erschöpfung, Trait Emotionen, State Emotionen, Unterricht
Konferenz
Rezension
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Zitieren
ISO 690BECKER, Eva S., 2015. Antecedents and Effects of Teachers’ Emotions in the Classroom [Dissertation]. Konstanz: University of Konstanz
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Prüfungsdatum der Dissertation
October 19, 2015
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Konstanz, Univ., Diss., 2015
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