DIE BEDEUTUNG VON BELASTUNG, EMOTIONSVERARBEITUNG UND KÖRPERSENSITIVITÄT FÜR FUNKTIONELLE NEUROLOGISCHE SYMPTOME (FNS)

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Dissertation
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Zusammenfassung

Funktionelle neurologische Symptome (FNS), wie beispielsweise funktionelle Lähmungserscheinungen und Empfindungsstörungen, sind neurologische Symptome ohne ausreichend erklärendes organisches Korrelat. In bisherigen Studien wurden verschiedene prädisponierende und aufrechterhaltende Faktoren für FNS berichtet: traumatische Lebensereignisse, dysfunktionale Emotionsverarbeitung sowie veränderte Körpersensitivität. Unklar ist bisher, wie diese Faktoren zusammenwirken könnten. Ergebnisse aus funktionell-bildgebenden Studien weisen auf ein bei FNS erweitertes emotionsverarbeitendes Netzwerk hin, das somatosensorische Areale mit einschließt. Bisher konnte jedoch nicht spezifiziert werden, ob bereits frühe, automatische Emotionsverarbeitungs-Komponenten und/oder die Emotionsregulation auffällig sind. Die vorliegende Arbeit untersuchte FNS anhand verschiedener Methoden: auf Selbstauskunftsebene mittels Fragebogen und auf hirnfunktioneller Ebene mittels Magnetenzephalographie (MEG). In die drei Studien wurden gesunde Vergleichspersonen und Patienten mit einer dissoziativen Störung eingeschlossen, die aufgrund von mindestens einem im Vordergrund stehenden negativen FNS diagnostiziert wurde (ICD-10: F44.4, F44.6, F44.7). Studie 1 untersuchte den Zusammenhang zwischen belastenden Lebensereignissen, Emotionsverarbeitung (z. B. Alexithymie) und FNS. Die Ergebnisse bestätigten eine besondere Bedeutung von emotionalen Belastungen in der Kindheit (emotionale Vernachlässigung und emotionalen Missbrauch) sowie von aktuellen negativen Lebensereignissen und Alexithymie für FNS. Zudem zeigte sich ein partiell mediierender Einfluss von Alexithymie einerseits und aktuellen negativen Lebensereignissen andererseits auf den Zusammenhang zwischen emotionalen Belastungen in der Kindheit und FNS. In Studie 2 wurden positive, neutrale und negative Bilder in schneller Abfolge unter neuromagnetischer Ableitung präsentiert (Rapid Serial Visual Presentation Design), um frühe Komponenten der Emotionsverarbeitung zu erfassen. Patienten mit FNS unterschieden sich von gesunden Vergleichspersonen nicht in der frühen, automatischen Differenzierung von emotionalen und neutralen Bildern (110−330 ms nach Stimulus-Beginn), wiesen aber über alle Bildkategorien hinweg eine frühe reduzierte globale und posteriore Aktivität auf (110-150 ms). Im gleichen frühen Zeitbereich zeigte sich bei Patienten mit FNS (nicht je-doch bei gesunden Vergleichspersonen) auch in sensomotorischen Arealen eine Enkodierung emotional bedeutender Stimuli. In Studie 3 wurde neuromagnetische Aktivitätsmodulation während des aufmerksamen Betrachtens neutraler und negativer Bilder sowie instruierter kognitiver Neubewertung erfasst. Durch transkutane elektrische Nervenstimulation wurde die Körpersensitivität vor und nach der Emotionsregulationsaufgabe erhoben. Auf hirnfunktioneller Ebene wiesen Patienten mit FNS nicht wie gesunde Vergleichspersonen einen Regulationseffekt in frontalen, sondern in somatosensorischen Arealen auf. Nach der Emotionsregulationsaufgabe empfanden Patienten mit FNS einen Reiz früher als unangenehm und berichteten eine transiente Zunahme von FNS. Zusammenfassung: Auch wenn traumatische Lebensereignisse kein Diagnosekriterium für eine dissoziative Störung mit FNS (ICD-10) oder eine Konversionsstörung (DSM-5) darstellen, unterstreichen die vorliegenden Daten die Bedeutung von belastenden Lebensereignissen für FNS. Zumindest für einen großen Anteil der Patienten ist davon auszugehen, dass frühe, emotionale und über die Zeit kumulierende Belastungen einen Einfluss auf die Entstehung von FNS haben. Zudem scheint Alexithymie den Zusammenhang zwischen den emotionalen Belastungen in der Kindheit und der Schwere der funktionellen neurologischen Symptomatik zu vermitteln. Ein für FNS charakteristisches emotionsverarbeitendes Netzwerk, das sensomotorische Areale mit einschließt, scheint bereits während frühen Emotionsverarbeitungsprozessen, aber auch bei Emotionsregulation eine Rolle zu spielen. Zudem empfanden Patienten mit FNS Reize nach der Emotionsregulationsaufgabe früher als unangenehm − bei gleichzeitig verstärkter FNS-Symptomatik. Beides unterstreicht eine dysfunktionale Einbindung des sensomotorischen Systems während Emotionsverarbeitung und könnte als eine ‚Umleitung‘ von (negativen) Gefühlen in (unangenehme) Körperempfindungen gedeutet werden. Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit spezifizieren die Bedeutung von Emotionsverarbeitung und heben ihre Relevanz für die Diagnostik und Therapie von FNS hervor.

Zusammenfassung in einer weiteren Sprache
Fachgebiet (DDC)
150 Psychologie
Schlagwörter
funktionelle neurologische Symptome, Konversionsstörung, somatoforme Dissoziation, Emotionsverarbeitung, traumatische Lebensereignisse, Körpersensitivität, Magnetenzephalographie
Konferenz
Rezension
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Zitieren
ISO 690FIESS, Johanna, 2016. DIE BEDEUTUNG VON BELASTUNG, EMOTIONSVERARBEITUNG UND KÖRPERSENSITIVITÄT FÜR FUNKTIONELLE NEUROLOGISCHE SYMPTOME (FNS) [Dissertation]. Konstanz: University of Konstanz
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December 6, 2016
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Konstanz, Univ., Diss., 2016
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