Wie wird geisteswissenschaftliches Wissen gemacht? Arbeitsprozesse in den Geisteswissenschaften : Ergebnisse einer qualitativen Studie

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2010
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Zusammenfassung

Wie wird geisteswissenschaftliches Arbeiten gemacht? Und wie verändert sich geisteswissenschaftliches Arbeiten durch die Neuen Medien? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der vorliegenden Studie, deren Ausgangspunkt die Frage nach den sich verändernden Anforderungen der Geisteswissenschaften an Universitätsbibliotheken ist. Erkenntnisinteresse der Studie ist, aus einer sowohl wissenschaftssoziologischen wie auch bibliotheksbezogenen Perspektive zu untersuchen, wie GeisteswissenschaftlerInnen ihren Arbeitsalltag gestalten, welche Arbeitsmaterialien sie zu welchen Arbeitsschritten, zu welchem Zeitpunkt und an welchem Ort nutzen. Dieses Erkenntnisinteresse speist sich aus einer Beobachtung mit zwei Hintergründen: Sowohl im wissenschaftssoziologischen Diskurs als auch in der bibliothekarischen Diskussion über wissenschaftliches Arbeiten, das durch Informationstechnologien Veränderungen erfährt, standen die Naturwissenschaften bislang tendenziell im Vordergrund es ist jedoch davon auszugehen, dass die Neuen Medien auch Umgestaltungen im alltäglichen Arbeitsprozess der Geisteswissenschaften zeitigen. Diese Veränderungen sind für die Soziologie ebenso wie für wissenschaftliche Bibliotheken von Interesse.

Ziel der Studie war damit, anhand einer offenen, qualitativen Methode geisteswissenschaftliches Arbeiten zu explorieren. Dafür wurden quer über verschiedene wissenschaftliche Statusgruppen hinweg offene Leitfadeninterviews mit acht LiteraturwissenschaftlerInnen und HistorikerInnen durchgeführt.

In der Auswertung erwiesen sich drei Bereiche als zentral: die Arbeitsorganisation mit den Forschungsabläufen, die Arbeitspraktiken und die Arbeitsmaterialien. Die Arbeitsorganisation der befragten GeisteswissenschaftlerInnen zeichnet sich durch eine klare räumliche Trennung von Forschung beziehungsweise Lehr- und Geschäftsbereich aus. Die Forschung, der nahezu durchgängig zuhause nachgegangen wird, ist von heterogenen Arbeitsabläufen geprägt. Diese sind zwar unter den InterviewpartnerInnen verschieden, sie sind jedoch individuell standardisiert und greifen beständig ineinander. Schreiben und Lesen werden als zentrale Praktiken wahrgenommen; Techniken wie Skizzieren, Strukturieren oder Exzerpieren stellen allerdings ebenso zeitintensive und komplexe Arbeitspraktiken der Verflüssigung und Einkulturierung von Materialien, das heißt der Handhabbarmachung und Integration der Materialien in die eigene Wissenskultur, dar. In der Ausübung dieser Praktiken wird fortwährend zwischen dem Papier und dem Computer hin und her gewechselt; Praktiken und Arbeitsmedien sind insofern eng miteinander verknüpft, dass ein Arbeitsschritt, der in einem Medium gelingt, nicht ohne weiteres auf ein anderes Medium übertragen werden kann.

Der (aus)gedruckte Text steht für die InterviewpartnerInnen im Mittelpunkt des Arbeitens: Texte sind Forschungsobjekt, Arbeitsmittel und Forschungsprodukt; der Zugang zu den Arbeitsmaterialien erfolgt sowohl elektronisch als auch in Printform mit einer klaren Tendenz zum Buch. Monografien haben eindeutig den höchsten Status unter den Publikationsformen, werden allerdings nicht immer auch am intensivsten genutzt. Gelesen werden die Texte am liebsten in gedruckter Form, da nur so das aktive Lesen, das Anmerkungen, Unterstreichungen und Notizen beinhaltet, effektiv gestaltet werden kann und die Arbeitsmaterialien in sinnvoller Weise verflüssigt werden können. Recherchiert wird zu einem großen Teil auf elektronischen bibliotheksbezogenen Wegen, allerdings spielen sowohl das Internet als auch insbesondere die offline-Recherche in Form des Schneeballsystems eine große Rolle. Schreiben stellt für alle InterviewpartnerInnen mehr dar als die Verschriftlichung vorab gefundener Ergebnisse: Während des Schreibprozesses finden zentrale Denkprozesse statt. Alleiniges elektronisches Publizieren ist (außer im Fall von Rezensionen über die Informationsplattform H-Soz-u-Kult) unüblich. Elektronisches Publizieren wird nicht generell abgelehnt, allerdings steht bei der Wahl der Zeitschrift beziehungsweise des Verlags das Renommee des Publikationsortes im Vordergrund. Geisteswissenschaftliche Praktiken sind demnach in einem komplexen, fragilen und sehr individuellen Arbeitsprozess verankert, in dem die Integration von Neuen Medien, wie zum Beispiel die Nutzung von elektronischen Artikeln, Literaturverwaltungsprogrammen, elektronischen Kommunikationsformen, webbasierten Lehrformen oder elektronischem Publizieren umsichtig von den WissenschaftlerInnen angegangen wird.

Im Mittelpunkt der Lehre stehen die Diskussion und die Vermittlung von Interesse für den Forschungskontext der besprochenen Texte. Es werden auch andere Medien als Texte eingesetzt und intensiv über die Vermittlung von Kompetenz in Bezug auf das Internet, insbesondere Wikipedia, nachgedacht. Die Bibliothek der Universität Konstanz kann von einem sehr positiven Bild profitieren: Sie wird intensiv zur Beschaffung und Recherche über verschiedenste Wege (Dokumentlieferdienste, Ausleihe, FachreferentIn) von Materialien genutzt, wenn auch nicht als Arbeitsort. Die systematische Freihandaufstellung, Zeitschriftenauslagen und Neuanschaffungsregale ziehen auch die WissenschaftlerInnen in den Ort Bibliothek.

Geisteswissenschaftliches Arbeiten zeichnet sich durch eine hohe Heterogenität aus. Dementsprechend ist die Anwendung von Neuen Medien in allen angesprochenen Bereichen vielfältig und muss gleichermaßen individuell wie auch nach Bereich sortiert betrachtet werden.

Zusammenfassung in einer weiteren Sprache
Fachgebiet (DDC)
020 Bibliotheks- und Informationswissenschaft
Schlagwörter
Konferenz
Rezension
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Zitieren
ISO 690KRÄHLING, Maren, 2010. Wie wird geisteswissenschaftliches Wissen gemacht? Arbeitsprozesse in den Geisteswissenschaften : Ergebnisse einer qualitativen Studie
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Monografien haben eindeutig den höchsten Status unter den Publikationsformen, werden allerdings nicht immer auch am intensivsten genutzt. Gelesen werden die Texte am liebsten in gedruckter Form, da nur so das aktive Lesen, das Anmerkungen, Unterstreichungen und Notizen beinhaltet, effektiv gestaltet werden kann und die Arbeitsmaterialien in sinnvoller Weise verflüssigt werden können. Recherchiert wird zu einem großen Teil auf elektronischen bibliotheksbezogenen Wegen, allerdings spielen sowohl das Internet als auch insbesondere die  offline-Recherche  in Form des Schneeballsystems eine große Rolle. Schreiben stellt für alle InterviewpartnerInnen mehr dar als die Verschriftlichung vorab gefundener Ergebnisse: Während des Schreibprozesses finden zentrale Denkprozesse statt. Alleiniges elektronisches Publizieren ist (außer im Fall von Rezensionen über die Informationsplattform H-Soz-u-Kult) unüblich. 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