Siemens und die Sowjetunion nach dem Ersten Weltkrieg

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Masterarbeit/Diplomarbeit
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Zusammenfassung

The Siemens company, founded in Berlin in 1847, began its business activities in Russia as early as 1853. On the eve of World War I Siemens was the largest German electrotechnical company. Together with AEG, another German company, Siemens dominated the market for electrotechnical products in Russia.
Siemens lost its Russian subsidiaries due to Soviet nationalization of industrial property after the October Revolution. However, even after nationalization there was a common ground for business between Soviet Russia and Siemens. According to Lenin, the development of an electrotechnical industry was a cornerstone of Soviet economic planning: Communism is Soviet power plus the electrification of the whole country (Lenin in 1920). But Soviet Russia was largely dependent on foreign assistance in pursuing the electrification plan (GOELRO). Based on contacts with its former Russian employees, Siemens was able to establish links of communication with Soviet officials with 1918. These links provided an excellent basis to resume business relations after World War I, especially after German-Soviet relations had been given an institutional framework in the treaty of Rapallo in 1922.
This Master's thesis examines the development of communication and business relations between Siemens and Soviet Russia in the years after World War I. The first chapter gives an overview of the background of Siemens in Russia prior to 1914. In chapter 2 the institutional framework of German-Soviet relations is shown. Based on this overall framework, the Siemens corporate policy towards Soviet Russia is analyzed in chapter 3. This analysis is based on primary sources from the Siemens corporate archive.
The main conclusion of the study is that Siemens was not involved in the revisionist strategy of German foreign policy. Nowhere in the sources is any evidence found that at Siemens a drive towards the east (as a major axiom of German expansionist policy during the war, temporarily realized in the Treaty of Brest-Litovsk) prevailed after the end of World War I. Rather, the outcome of the study shows that Siemens' corporate strategy was dominated by economic issues: the company closely analyzed the risk of business relations with Soviet Russia. Political interests did not have any significant influence on corporate strategy.

Zusammenfassung in einer weiteren Sprache

Ein Teilbereich der wissenschaftlichen Diskussion über die deutsch-sowjetischen Beziehungen behandelt den Stellenwert der Wirtschaft, der in der Forschungsliteratur bisher unterschiedlich interpretiert wird. Eine Forschungsposition vertritt hier die These einer Kontinuität der deutschen Expansionspolitik während des Ersten Weltkriegs in der Nachkriegszeit. Die Außenpolitik des Deutschen Reichs nach 1918 beruhte demnach auf Außenwirtschaftsstrategien, die die Errichtung eines osteuropäischen Wirtschaftsraums unter deutscher Dominanz, wie im Vertrag von Brest-Litovsk Anfang des Jahres 1918 kurzfristig umgesetzt, anstrebten. In dieser Forschungsperspektive übte die Überzeugung, dass der Wiederaufstieg des Deutschen Reichs zur Großmacht nur durch eine wirtschaftsimperialistische Orientierung nach Osteuropa möglich war, nach dem Krieg einen prägenden Einfluss auf die deutsche Außenpolitik aus. Die deutschen Eliten unter Einschluss führender Industrieller strebten eine Fortführung der wirtschaftsgeographischen Großraumpolitik in der Tradition von Brest-Litovsk an.
Eine andere Forschungsposition betrachtet die deutsch-sowjetischen Beziehungen vornehmlich unter politischen Gesichtspunkten, dabei wird das eigenständige Gewicht wirtschaftlicher Interessen als gering eingestuft. Die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen dienten demnach primär dem Zweck, den außenpolitischen Spielraum des Deutschen Reichs gegenüber den westlichen Siegermächten des Ersten Weltkriegs zu erhöhen. Wirtschaftliche Interessen spielten in den deutsch-sowjetischen Beziehungen nur eine untergeordnete Rolle, das Ziel der deutschen Außenwirtschaftspolitik war vielmehr eine Verbesserung des Zugangs zu den westeuropäischen Märkten. Vertreter dieser Forschungsrichtung lehnen die These einer Kontinuität der deutschen Wirtschaftsgroßraumpolitik in Osteuropa nach dem Ersten Weltkrieg ab.
Beide Forschungspositionen werden allerdings nicht durch entsprechende Fallstudien belegt. Es gibt bisher keine grundlegende Untersuchung zur Strategie eines deutschen Unternehmens in den deutsch-sowjetischen Wirtschaftsbeziehungen. Vertreter beider Forschungsrichtungen verwenden in ihren Untersuchungen vor allem Quellen aus dem Außen- oder Wirtschaftsministerium und beziehen somit nicht die Geschäftspolitik einzelner Unternehmen in ihre Studien mit ein. In Fragen des Außenhandels divergierten indes die Positionen der verschiedenen Wirtschaftsbranchen erheblich, die deutsche Industrie kann hier nicht als ein einheitlicher Akteur oder als Instrument der staatlichen Außenpolitik betrachtet werden. Im Rahmen meiner Magisterarbeit wurde am Beispiel Siemens die Unternehmensstrategie eines der größten deutschen Unternehmen in den deutsch-sowjetischen Beziehungen untersucht.
Den ersten Teil der Magisterarbeit bildet ein kurzer Überblick über die allgemeine Unternehmensgeschichte von Siemens sowie über die Geschäftstradition des Unternehmens in Russland, die bis in das Jahr 1853 zurückreicht. Hier werden die Ergebnisse mehrerer Studien zur Unternehmensgeschichte verwendet, die unter Mitarbeit des Siemens-Archivs auf Basis der Quellen entstanden waren. Siemens gründete in Russland, das bis zum Jahr 1914 zum zweitwichtigsten Auslandsmarkt des Unternehmens wurde, in mehreren Städten Vertriebsstellen und investierte ebenfalls in eigene Produktionsanlagen.
Im zweiten Teil der Arbeit wird auf Basis der Forschungsliteratur der strukturelle Rahmen der deutsch-sowjetischen Beziehungen nach dem Ersten Weltkrieg erläutert. Dieser Teil umfasst den Zeitraum von den Verhandlungen in Brest-Litovsk Anfang des Jahres 1918 bis zum Abschluss des Berliner Vertrags im Jahr 1926. Ein kurzer Überblick über die Grundzüge der deutschen Kriegszielpolitik in Russland nach der Oktoberrevolution und die Konsequenzen des Versailler Vertrags skizziert vorab die wirtschaftspolitische Ausgangssituation nach Kriegsende. Davon ausgehend werden die wirtschaftspolitischen Interessen des Deutschen Reichs und der Sowjetunion sowie der Verlauf der bilateralen Beziehungen bis zum Jahr 1926 dargestellt. Ein weiteres Kapitel behandelt allgemein die deutsche Elektroindustrie in der Nachkriegszeit sowie die Grundzüge des sowjetischen Elektrifizierungsplans in den 20er Jahren. Ergebnis der bearbeiteten Forschungsliteratur ist das Fazit, dass die wirtschaftspolitischen Interessen des Deutschen Reichs und der Sowjetunion die Aufnahme des Russlandsgeschäfts , so die unternehmensinterne Bezeichnung, von Siemens im Untersuchungszeitraum begünstigten.
Im dritten Teil der Magisterarbeit wird anhand von Quellen aus dem Firmenarchiv die Unternehmensstrategie von Siemens in den deutsch-sowjetischen Beziehungen untersucht. Ziel der Quellenanalyse ist die Überprüfung der oben skizzierten Positionen aus der Forschungsliteratur anhand der Unternehmenspolitik von Siemens. Zu den verwendeten Quellen zählen externer und interner Schriftverkehr, Sitzungsprotokolle, Statistiken und Bilanzen. Ein deskriptiver Teil behandelt zunächst den chronologischen Verlauf der Beziehungen von Siemens mit sowjetischen Repräsentanten zwischen den Jahren 1917 und 1926. Daran anschließend wird in einem weiteren Kapitel die Geschäftsstrategie des Unternehmens im Rahmen der deutsch-sowjetischen Beziehungen analysiert. Aus den untersuchten Quellen geht als Ergebnis hervor, dass die deutsche Reichsregierung in keiner Form Druck auf die Unternehmensführung ausgeübt hat, um Siemens politisch zu instrumentalisieren. Ebenfalls ist aus den Quellen nicht ersichtlich, dass außenwirtschaftliche Konzepte der deutschen Kriegszielpolitik aus den Jahren 1917/1918 die Geschäftsstrategie von Siemens in der Nachkriegszeit beeinflusst haben. Diese Konzepte fehlten im unternehmensinternen Diskussionsprozess vollständig.
Die Unternehmensstrategie von Siemens wurde im Untersuchungszeitraum weder von der deutschen Revisionspolitik instrumentalisiert, noch stand sie in der Kontinuität der deutschen Ostpolitik während des Ersten Weltkriegs. Die Schlussfolgerungen beider Positionen aus der Forschungsdiskussion sind somit nicht auf das Unternehmen Siemens anwendbar. Vielmehr geht als Ergebnis der Magisterarbeit die These hervor, dass die Unternehmensstrategie von Siemens in den deutsch-sowjetischen Beziehungen durch wirtschaftliche Erwägungen und nicht durch politische Vorgaben geprägt wurde.

Fachgebiet (DDC)
940 Geschichte Europas
Schlagwörter
Weimarer Republik, Sowjetunion, Elektrotechnik, Oktoberrevolution, Rapallo, GOELRO, Industrialisierung, Elektrifizierung
Konferenz
Rezension
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Zitieren
ISO 690LUTZ, Martin, 2004. Siemens und die Sowjetunion nach dem Ersten Weltkrieg [Master thesis]
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