Erkrankungen des Traumaspektrums bei ruandischen Waisen des Genozids : Epidemiologie und Behandlung

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Trauma-spectrum disorders in Rwandan orphans of the genocide,epidemiology and treatment
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Publikationstyp
Dissertation
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Zusammenfassung

Im Jahre 1994 kamen in Ruanda innerhalb von 100 Tagen fast eine Million Menschen auf brutalste Weise ums Leben. Vorliegende Studie untersuchte die Traumakonfrontation und mentalen Gesundheitseffekte dieses staatlich organisierten Genozids bei ruandischen Waisen (n = 118) 11 Jahre nach dem Völkermord. Die Stichprobe setzte sich aus Vollwaisen zusammen, die entweder in kindergeführten Haushalten oder in Waisenheimen der Hauptstadt Kigali lebten. Risikofaktoren wurden analysiert und die Wirksamkeit zweier Therapieverfahren verglichen.
Diese Untersuchung zeigt, dass Jugendliche und junge Erwachsene in Ruanda, die zur Zeit des Genozids Kinder waren und während des Genozids mindestens einen Elternteil verloren haben, mit einer großen Anzahl potentiell traumatischer Ereignisse konfrontiert wurden, von denen jedes einzelne als extrem stressvoll betrachtet werden kann: z.B. glaubten fast alle Befragten, dass sie selber sterben werden (85%), viele wurden Zeuge des Mordes einer Person (70%) oder erlebten ein Massaker (53%), und 20%wurden Zeuge des Mordes an Vater oder Mutter.
Bei 34% der interviewten Waisen wurde eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS, Punktprävalenz) nach den DSM-IV Kriterien diagnostiziert, 36% erfüllten die Kriterien einer Major depressiven Episode, und 37% wiesen ein Suizidrisiko auf.
Die PTBS trat in hohem Maße komorbid mit Depression, Suizidalität und Schuldgefühlen auf.
Eine Analyse möglicher Einflussfaktoren (Geschlecht, Wohnort, Alter zum Traumazeitpunkt, Anzahl der erlebten, potentiell traumatischen Ereignisse und Beschäftigungsstatus) auf diese Störungen zeigte, dass das Ausmaß der Traumaexposition einen Prädiktor für alle untersuchten Psychopathologiewerte darstellte und dass weibliche Befragte stärker von der PTBS, Depression und einem Suizidrisiko betroffen waren als männliche Personen.
In einem weiteren Schritt wurde den mit PTBS diagnostizierten Waisen eine Psychotherapie angeboten. 12 Betroffene erhielten Narrative Expositionstherapie (NET, 3 individuelle NET-Sitzungen und eine individuelle Trauersitzung), und 14 Waisen bekamen Interpersonelle Psychotherapie (IPT) in der Gruppe (4 IPT-Gruppensitzungen). 3 Monate nach der Therapie zeigten Teilnehmer beider Therapiegruppen Verbesserungen in der PTBS- und Depressionssymptomatik, und es lagen bei allen Messungen keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Behandlungsgruppen vor. Zum 6-Monats Follow-up erwies sich die NET bei der PTBS-Behandlung als die eindeutig bessere Therapie. Während sich die PTBS-Symptomatik der NET-Teilnehmer vom Post-Test zum Follow-up weiter verbesserte, konnten die Teilnehmer der IPT-Gruppe das 3-Monats Ergebnis nicht beibehalten. Zum Follow-up erfüllten in der NET-Gruppe noch 25% die PTBS-Diagnosekriterien; in der IPT-Gruppe waren es hingegen 71%. Obwohl Teilnehmer beider Therapiegruppen eine bedeutsame Reduktion der Depressionssymptome aufwiesen, erwies sich auch hier die NET als wirkungsvoller. Das Vorliegen einer Major depressiven Episode reduzierte sich vom Prä-Test zum Follow-up in der NET-Gruppe von 67% auf 17% und in der IPT-Gruppe von 93% auf 50%. Außerdem zeigten sich bei allen Messungen der PTBS- und Depressionssymptomatik größere Effektstärken in der NET-Gruppe als in der IPT-Gruppe.
Diese Behandlungsstudie mit traumatisierten Waisen zeigt, dass NET und Gruppen-IPT viel versprechende Behandlungsansätze darstellen: Während die NET effektiver war bei der Reduktion der posttraumatischen Stresssymptomatik und der Depressionsschwere, führten beide Therapiebedingungen zu einer signifikanten Verbesserung in der Depressionsschwere.

Zusammenfassung in einer weiteren Sprache

Within a period of 100 days between April and July 1994, approximately 800,000 to 1 million Rwandans lost their lives to genocide. The following study examined trauma confrontation and mental health effects of this genocide on a sample of Rwandan orphans (n = 118) 11 years after the genocide. The sample comprised orphans who either lived in child headed households or in orphanages in the capital Kigali. Predictors were analyzed and the efficacy of two treatment approaches was compared.
This study shows that Rwandan adolescents and young adults who were children during the genocide and who had lost at least one parent during these war experiences were exposed to multiple serious traumatic events. For example, almost all believed that they would die (85%), many had witnessed someone being brutally killed (70%) or witnessed a massacre (53%) and some had witnessed the murder of their own mother or father (20%).
Of the interviewed orphans 34% fulfilled DSM-IV criteria for posttraumatic stress disorder (PTSD, point prevalence), 36% met criteria for Major depressive Episode and 37% were considered suicidal.
PTSD was highly co-morbid with depression, suicidality and guilt cognitions.
Analyses of possible predictors pointed at the extent of trauma exposure to be the most relevant predictor for these disorders. Furthermore, the vulnerablilty for PTSD, depression and suicidal risk was greater for female orphans than for male orphans. All other examined variables (place of living, age at the time of traumatization and status of occupation) were no predictors.
In a further step orphans diagnosed with PTSD were offered psychotherapy: 12 persons received NET (3 individual NET-sessions and one individual grief-session) and 14 orphans were treated with group-IPT (4 sessions). 3 months after therapy (post-test), participants in both treatment conditions showed reductions in posttraumatic stress symptoms and depression symptoms and no significant between-group differences were found on any measure. At 6-month follow-up, NET proved to be more effective in the treatment of PTSD because NET-participants showed further improvements in posttraumatic stress symptoms from post-test to follow-up. Orphans in the IPT-group however could not maintain their post-test results. At 6-month follow-up only 25% of participants in the NET-group fulfilled DSM-IV criteria for PTSD diagnosis as compared to 71% in the IPT-group. Although there was a significant reduction in depression symptoms in both treatment groups from pre-test to follow-up NET again proved to be more effective. Major depressive episode remitted from pre-test to follow-up in the NET-group from 67% to 17% and in the IPT-group from 93% to 50%. Furthermore, at 6-month follow-up, NET-participants demonstrated larger effect sizes on all PTSD- and depression-measures compared to IPT-participants.
This treatment-trial with traumatized orphans demonstrates that NET and group-IPT are promising treatment approaches: Whereas the NET was more effective in the reduction of posttraumatic stress symptomatic and depression severity, both treatment conditions significantly improved in depression severity.

Fachgebiet (DDC)
150 Psychologie
Schlagwörter
Ruanda, Waisen, organisierte Gewalt, PTSD, epidemiology, psychotherapy, Narrative Exposure Therapy, Interpersonal Psychotherapy
Konferenz
Rezension
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Zitieren
ISO 690SCHAAL, Susanne, 2006. Erkrankungen des Traumaspektrums bei ruandischen Waisen des Genozids : Epidemiologie und Behandlung [Dissertation]. Konstanz: University of Konstanz
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February 15, 2007
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