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Verbesserung der Impfcompliance bei Reisenden durch Recall-System
Verbesserung der Impfcompliance bei Reisenden durch Recall-System
Hintergrund: Durch mangelhafte Compliance mit Impfschemata wird der immense, potentielle Nutzen von Impfungen untergraben. Das Ziel dieser Studie war zu evaluieren, ob eine schriftliche Erinnerung an den nächstfälligen Impftermin in Form einer Postkarte, die dem Impfling postalisch zugestellt wurde, die Compliance mit den Hepatitis-Impfschemata (A und/oder B oder AB) signifikant erhöht. Material und Methoden: Diese prospektive, randomisierte Vergleichsstudie wurde im Zeitraum von Februar 2003 bis Juli 2004 in der Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin der Universität München durchgeführt. Hierbei wurden insgesamt 615 Reisende, die sich von Februar bis Oktober 2003 im Rahmen ihres Besuches der Impfsprechstunde im Tropeninstitut München ihre erste Hepatitis A- und/oder B- oder AB-Impfung nach Standardschema verabreichen ließen, rekrutiert. Dabei erfolgte eine zufällige, zeitlich nahe Einteilung der Probanden in Erinnerungs- (308 Teilnehmer) und Kontrollgruppe (307 Teilnehmer). Das Erinnerungskollektiv erhielt jeweils ca. zwei Wochen vor Fälligkeit ihrer nächsten Impfdosis eine schriftliche Benachrichtigung über den anstehenden Termin, während die Kontrollpopulation keinerlei zusätzliche Erinnerung erfuhr. Am Ende der Studie (Juli 04) wurde eine stichprobenartige, telefonische Befragung derjenigen Teilnehmer durchgeführt, die mindestens eine Folgeimpfung im Tropeninstitut versäumt hatten, um zu eruieren, ob die jeweilige Impfdosis tatsächlich ausgeblieben war oder an anderer Stelle (z.B. Hausarzt) durchgeführt worden war. Ergebnisse: Für die zweite Hepatitis AB- bzw. B-Impfung (Impftermin Tag 28) betrug die Compliancerate in der Erinnerungsgruppe 77,0% und in der Kontrollgruppe 48,8%: χ²=27,5; α<<0,5%. Bei der dritten Hepatitis AB- bzw. B-Impfdosis (Tag 180) lagen die Werte bei dem Erinnerungskollektiv bei 36,0% und bei der Kontrollpopulation bei 5,6%: χ²=24,7; α<<0,5%. Demgegenüber wurden für die Teilnehmer der Hepatitis-A-Impfung für den zweiten Impftermin (Tag 180) Werte von 30,6% für die Erinnerungs- und 5,4% für die Kontrollgruppe ermittelt: χ²=33,7; α<<0,5%. Auch für die außerhalb der festgelegten Compliancezeiträume im Tropeninstitut München stattgefundenen Impfungen wurden für sämtliche Impftermine signifikant höhere Raten bei den erinnerten Probanden verzeichnet. Die telefonische Befragung zeigte homogene Tendenzen beider Kollektive und führte somit zu keiner Beeinflussung der Signifikanz der Resultate. Der Großteil der Befragten hatte die jeweilige Impfung tatsächlich versäumt: Für die erinnerten Teilnehmer ergab sich hierbei ein Wert von 70,8% und für die Kontrollpopulation von 72,2%. Die Rate der an anderer Stelle Geimpften betrug für die Probanden der Erinnerungsgruppe 16,9% und für die Kontrollpopulation 15,6%. Schlussfolgerung: Da sich für alle Impftermine höchst signifikante Unterschiede im Impfverhalten der beiden Kollektive ergaben, scheint das Versenden von schriftlichen Erinnerungen in Form von Postkarten eine effektive Maßnahme zur Verbesserung der Impfcompliance darzustellen; weiterhin werden zusätzliche Bemühungen zur Steigerung der Impfraten notwendig sein.
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Menckhoff, Susanna
2005
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Menckhoff, Susanna (2005): Verbesserung der Impfcompliance bei Reisenden durch Recall-System. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Hintergrund: Durch mangelhafte Compliance mit Impfschemata wird der immense, potentielle Nutzen von Impfungen untergraben. Das Ziel dieser Studie war zu evaluieren, ob eine schriftliche Erinnerung an den nächstfälligen Impftermin in Form einer Postkarte, die dem Impfling postalisch zugestellt wurde, die Compliance mit den Hepatitis-Impfschemata (A und/oder B oder AB) signifikant erhöht. Material und Methoden: Diese prospektive, randomisierte Vergleichsstudie wurde im Zeitraum von Februar 2003 bis Juli 2004 in der Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin der Universität München durchgeführt. Hierbei wurden insgesamt 615 Reisende, die sich von Februar bis Oktober 2003 im Rahmen ihres Besuches der Impfsprechstunde im Tropeninstitut München ihre erste Hepatitis A- und/oder B- oder AB-Impfung nach Standardschema verabreichen ließen, rekrutiert. Dabei erfolgte eine zufällige, zeitlich nahe Einteilung der Probanden in Erinnerungs- (308 Teilnehmer) und Kontrollgruppe (307 Teilnehmer). Das Erinnerungskollektiv erhielt jeweils ca. zwei Wochen vor Fälligkeit ihrer nächsten Impfdosis eine schriftliche Benachrichtigung über den anstehenden Termin, während die Kontrollpopulation keinerlei zusätzliche Erinnerung erfuhr. Am Ende der Studie (Juli 04) wurde eine stichprobenartige, telefonische Befragung derjenigen Teilnehmer durchgeführt, die mindestens eine Folgeimpfung im Tropeninstitut versäumt hatten, um zu eruieren, ob die jeweilige Impfdosis tatsächlich ausgeblieben war oder an anderer Stelle (z.B. Hausarzt) durchgeführt worden war. Ergebnisse: Für die zweite Hepatitis AB- bzw. B-Impfung (Impftermin Tag 28) betrug die Compliancerate in der Erinnerungsgruppe 77,0% und in der Kontrollgruppe 48,8%: χ²=27,5; α<<0,5%. Bei der dritten Hepatitis AB- bzw. B-Impfdosis (Tag 180) lagen die Werte bei dem Erinnerungskollektiv bei 36,0% und bei der Kontrollpopulation bei 5,6%: χ²=24,7; α<<0,5%. Demgegenüber wurden für die Teilnehmer der Hepatitis-A-Impfung für den zweiten Impftermin (Tag 180) Werte von 30,6% für die Erinnerungs- und 5,4% für die Kontrollgruppe ermittelt: χ²=33,7; α<<0,5%. Auch für die außerhalb der festgelegten Compliancezeiträume im Tropeninstitut München stattgefundenen Impfungen wurden für sämtliche Impftermine signifikant höhere Raten bei den erinnerten Probanden verzeichnet. Die telefonische Befragung zeigte homogene Tendenzen beider Kollektive und führte somit zu keiner Beeinflussung der Signifikanz der Resultate. Der Großteil der Befragten hatte die jeweilige Impfung tatsächlich versäumt: Für die erinnerten Teilnehmer ergab sich hierbei ein Wert von 70,8% und für die Kontrollpopulation von 72,2%. Die Rate der an anderer Stelle Geimpften betrug für die Probanden der Erinnerungsgruppe 16,9% und für die Kontrollpopulation 15,6%. Schlussfolgerung: Da sich für alle Impftermine höchst signifikante Unterschiede im Impfverhalten der beiden Kollektive ergaben, scheint das Versenden von schriftlichen Erinnerungen in Form von Postkarten eine effektive Maßnahme zur Verbesserung der Impfcompliance darzustellen; weiterhin werden zusätzliche Bemühungen zur Steigerung der Impfraten notwendig sein.