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Neuroendokrinologische und psychophysiologische Auswirkungen von Musik als Mittel zur Stressreduzierung vor gynäkologischen Operationen
Neuroendokrinologische und psychophysiologische Auswirkungen von Musik als Mittel zur Stressreduzierung vor gynäkologischen Operationen
Die Wartezeit vor operativen Eingriffen ist in der Regel für die meisten Menschen eine große psychische Belastung. Messbar ist dieser enorme Stress neben subjektiven Angaben zum persönlichen Befinden auch anhand objektiver physiologischer Veränderungen wie z.B. von Blutdruck und Puls oder endokrinologischen Stressparametern. Diese, durch die großen präoperativen Ängste ausgelösten psychovegetativen Reaktionen, machen erhöhte Narkosedosen erforderlich und verlangsamen die postoperative Wundheilung. Mit dieser Studie sollte geprüft werden, ob die Möglichkeit, präoperativ Musik zu hören, neben etablierten Prämedikationsmethoden messbare endokrinologische Stressparameter beeinflusst und die subjektive Selbsteinschätzung der Lebensqualität verbessert. 133 Patientinnen (Durchschnittsalter 43,5 Jahre), einer gynäkologischen Station, bei denen ein operativer Eingriff bevorstand, wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Gruppe (n=63) erhielt die Möglichkeit, präoperativ über einen Walkman Musik zu hören, die andere Gruppe (n=70) diente als Kontrolle und bekam keine Musik. Zur Beurteilung des Einflusses der Musik auf den objektiven Stress wurden bei dem gesamten Kollektiv zwei Blutentnahmen zur Bestimmung der Hormone Prolaktin, Cortisol und DHEAS durchgeführt, wovon die erste bei stationärer Aufnahme und die zweite unmittelbar vor der Narkoseeinleitung erfolgte. Zusätzlich waren alle Studienteilnehmerinnen angehalten, am ersten prä- und ersten postoperativen Tag jeweils einen standardisierten Fragebogen (visuelle Analogskala 0-10) auszufüllen, mit dem das subjektive Befinden erfasst wurde sowie die psychische Hilfe der Musik beurteilt werden konnte. Die durchgeführte Untersuchung zeigte, dass unter dem Einfluss der Musik ein signifikant geringerer Anstieg der den Stress widerspiegelnden Hormone Prolaktin (p=0,009) und DHEAS (p<0,05) erfolgt, wohingegen Cortisol mit Musik zwar weniger anstieg, der Unterschied aber keine statistische Signifikanz erreichte. Der subjektive psychische Zustand der Frauen in Bezug auf Traurigkeit, Wohlbefinden und Ängste verbesserte sich perioperativ eindeutig mehr mit der Möglichkeit, vor der Operation Musik zu hören, und die belastende Wartezeit auf den Eingriff wurde sogar als signifikant leichter eingestuft (p<0,05). Am meisten hörten die Patientinnen Popmusik, vor Meditation und Klassik. 71% empfanden beim Hören der Musik Ablenkung, 51% Ruhe und 50% Entspannung, während nur 3% Trauer und 2% Angst fühlten. Die Möglichkeit, Musik hören zu können, empfanden die Frauen dabei als sehr gut (8,5; 0-10) und hilfreich (7,5; 0-10) in der Operationsvorbereitung. Auf den Zustand der Patientinnen im Aufwachraum sowie auf die Gesamtbewertung des Klinikaufenthaltes hatte die präoperative Musik keinen Einfluss. Insgesamt führte der Einsatz von Musik in der Wartezeit vor Operationen zu einer, an endokrinologischen Parametern gemessenen, objektiv verminderten Stressbelastung und wurde auch von den Patientinnen als sehr positiv und hilfreich erlebt. Hieraus ergibt sich der durchaus sinnvolle Einsatz von Musik auch als psychische Stütze vor Eingriffen in der operativen Gynäkologie.
Musik, Stressreduktion,
Kleffmann, Niels
2006
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Kleffmann, Niels (2006): Neuroendokrinologische und psychophysiologische Auswirkungen von Musik als Mittel zur Stressreduzierung vor gynäkologischen Operationen. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Die Wartezeit vor operativen Eingriffen ist in der Regel für die meisten Menschen eine große psychische Belastung. Messbar ist dieser enorme Stress neben subjektiven Angaben zum persönlichen Befinden auch anhand objektiver physiologischer Veränderungen wie z.B. von Blutdruck und Puls oder endokrinologischen Stressparametern. Diese, durch die großen präoperativen Ängste ausgelösten psychovegetativen Reaktionen, machen erhöhte Narkosedosen erforderlich und verlangsamen die postoperative Wundheilung. Mit dieser Studie sollte geprüft werden, ob die Möglichkeit, präoperativ Musik zu hören, neben etablierten Prämedikationsmethoden messbare endokrinologische Stressparameter beeinflusst und die subjektive Selbsteinschätzung der Lebensqualität verbessert. 133 Patientinnen (Durchschnittsalter 43,5 Jahre), einer gynäkologischen Station, bei denen ein operativer Eingriff bevorstand, wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Gruppe (n=63) erhielt die Möglichkeit, präoperativ über einen Walkman Musik zu hören, die andere Gruppe (n=70) diente als Kontrolle und bekam keine Musik. Zur Beurteilung des Einflusses der Musik auf den objektiven Stress wurden bei dem gesamten Kollektiv zwei Blutentnahmen zur Bestimmung der Hormone Prolaktin, Cortisol und DHEAS durchgeführt, wovon die erste bei stationärer Aufnahme und die zweite unmittelbar vor der Narkoseeinleitung erfolgte. Zusätzlich waren alle Studienteilnehmerinnen angehalten, am ersten prä- und ersten postoperativen Tag jeweils einen standardisierten Fragebogen (visuelle Analogskala 0-10) auszufüllen, mit dem das subjektive Befinden erfasst wurde sowie die psychische Hilfe der Musik beurteilt werden konnte. Die durchgeführte Untersuchung zeigte, dass unter dem Einfluss der Musik ein signifikant geringerer Anstieg der den Stress widerspiegelnden Hormone Prolaktin (p=0,009) und DHEAS (p<0,05) erfolgt, wohingegen Cortisol mit Musik zwar weniger anstieg, der Unterschied aber keine statistische Signifikanz erreichte. Der subjektive psychische Zustand der Frauen in Bezug auf Traurigkeit, Wohlbefinden und Ängste verbesserte sich perioperativ eindeutig mehr mit der Möglichkeit, vor der Operation Musik zu hören, und die belastende Wartezeit auf den Eingriff wurde sogar als signifikant leichter eingestuft (p<0,05). Am meisten hörten die Patientinnen Popmusik, vor Meditation und Klassik. 71% empfanden beim Hören der Musik Ablenkung, 51% Ruhe und 50% Entspannung, während nur 3% Trauer und 2% Angst fühlten. Die Möglichkeit, Musik hören zu können, empfanden die Frauen dabei als sehr gut (8,5; 0-10) und hilfreich (7,5; 0-10) in der Operationsvorbereitung. Auf den Zustand der Patientinnen im Aufwachraum sowie auf die Gesamtbewertung des Klinikaufenthaltes hatte die präoperative Musik keinen Einfluss. Insgesamt führte der Einsatz von Musik in der Wartezeit vor Operationen zu einer, an endokrinologischen Parametern gemessenen, objektiv verminderten Stressbelastung und wurde auch von den Patientinnen als sehr positiv und hilfreich erlebt. Hieraus ergibt sich der durchaus sinnvolle Einsatz von Musik auch als psychische Stütze vor Eingriffen in der operativen Gynäkologie.