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Beeinflussung evozierter Potentiale nach passiver Fingerbewegung durch Variation der Reizparameter
Beeinflussung evozierter Potentiale nach passiver Fingerbewegung durch Variation der Reizparameter
Evozierte Potentiale stellen ein wichtiges Hilfsmittel für klinische und wissenschaftliche Untersuchungen in der Neurologie dar und erlauben je nach Methode eine unterschiedliche Aussage über entsprechende Funktionen des sensorischen Systems. Potentiale nach passiver Fingerbewegung, also propriozeptiv evozierte Potentiale wurden bislang in keiner Arbeit systematisch auf Ihre exakte Abhängigkeit von Bewegungsparametern untersucht. Dies beabsichtigt die vorliegende Arbeit und versucht mittels einer breiten Variation der Bewegungsparameter deren Auswirkungen auf zerebrale Potentiale zu klären. Mechanisch wurde dabei bei gesunden Probanden der Mittelfinger der rechten Hand repetitiv extendiert, wobei sich durch Variationen von Dauer, Amplitude und Geschwindigkeit acht verschiedene Stimulationsmodi ergaben. Simultan wurden elektroenzephalographisch die resultierenden elektrischen Potentialänderungen von der Kopfhaut abgeleitet und aufgezeichnet. Durch elektronische Mittelungsverfahren konnten die entstandenen evozierten Potentiale ausgewertet werden, indem zunächst einzelne Komponenten identifiziert wurden und anschließend deren Abhängigkeit von Bewegungsparametern untersucht wurde. Die Auswertung wurde sowohl auf Vorgänge nach Beginn als auch nach Ende der passiven Fingerbewegung bezogen. Nach Beginn der Bewegung (Onset-Potentiale) traten im Bereich des sensorischen Kortex (P3-Fz) regelhaft die Komponenten P1 (durchschnittliche Latenz 44,55 ms, SD = 7,81 ms; durchschnittliche Amplitude 2,0 µV, SD 0,85µV) P2 (67 ms, SD = 10,2 ms; 2,8 µV, SD = 1,2 µV) und N1 (150 ms, SD = 11,4 ms; -1,78 µV, SD = 1,2 µV) auf. Die Auswertung nach Abhängigkeit von Bewegungsparametern zeigte signifikant höhere Amplituden der initialen zweigipfeligen Positivierung (Komponenten P1 und P2) bei höherer Geschwindigkeit. Bezüglich Dauer und Amplitude der Bewegung konnte keine Abhängigkeit identifiziert werden. Potentiale nach dem Ende einer passiven Fingerbewegung wurden in bislang keiner Arbeit beschrieben. Diese Offset-Potentiale können objektiv nur nach Bewegungen mit einer Länge von mindestens 150 ms untersucht werden und sind durch eine Negativierung 45 ms nach Ende der Bewegung mit zwei negativen Gipfeln bei 75 (N1)und 150 ms (N2) gekennzeichnet. Damit sind sie ähnlich wie die Potentiale nach Beginn der Bewegung zweigipfelig konfiguriert, jedoch entgegengesetzter Polarität. Es wurde eine Abhängigkeit der Offset-Potentiale von der Amplitude der vorhergehenden Bewegung gefunden. Insbesondere die Potentiale nach dem Ende passiver Fingerbewegungen stellen ein noch weitgehend unerforschtes Gebiet wissenschaftlicher neurophysiologischer Untersuchungen dar und bedürfen daher weiterer Forschungsarbeit.
Evozierte Potentiale, Passive Fingerbewegung, Propriozeption
Winkler, Tobias
2007
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Winkler, Tobias (2007): Beeinflussung evozierter Potentiale nach passiver Fingerbewegung durch Variation der Reizparameter. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Evozierte Potentiale stellen ein wichtiges Hilfsmittel für klinische und wissenschaftliche Untersuchungen in der Neurologie dar und erlauben je nach Methode eine unterschiedliche Aussage über entsprechende Funktionen des sensorischen Systems. Potentiale nach passiver Fingerbewegung, also propriozeptiv evozierte Potentiale wurden bislang in keiner Arbeit systematisch auf Ihre exakte Abhängigkeit von Bewegungsparametern untersucht. Dies beabsichtigt die vorliegende Arbeit und versucht mittels einer breiten Variation der Bewegungsparameter deren Auswirkungen auf zerebrale Potentiale zu klären. Mechanisch wurde dabei bei gesunden Probanden der Mittelfinger der rechten Hand repetitiv extendiert, wobei sich durch Variationen von Dauer, Amplitude und Geschwindigkeit acht verschiedene Stimulationsmodi ergaben. Simultan wurden elektroenzephalographisch die resultierenden elektrischen Potentialänderungen von der Kopfhaut abgeleitet und aufgezeichnet. Durch elektronische Mittelungsverfahren konnten die entstandenen evozierten Potentiale ausgewertet werden, indem zunächst einzelne Komponenten identifiziert wurden und anschließend deren Abhängigkeit von Bewegungsparametern untersucht wurde. Die Auswertung wurde sowohl auf Vorgänge nach Beginn als auch nach Ende der passiven Fingerbewegung bezogen. Nach Beginn der Bewegung (Onset-Potentiale) traten im Bereich des sensorischen Kortex (P3-Fz) regelhaft die Komponenten P1 (durchschnittliche Latenz 44,55 ms, SD = 7,81 ms; durchschnittliche Amplitude 2,0 µV, SD 0,85µV) P2 (67 ms, SD = 10,2 ms; 2,8 µV, SD = 1,2 µV) und N1 (150 ms, SD = 11,4 ms; -1,78 µV, SD = 1,2 µV) auf. Die Auswertung nach Abhängigkeit von Bewegungsparametern zeigte signifikant höhere Amplituden der initialen zweigipfeligen Positivierung (Komponenten P1 und P2) bei höherer Geschwindigkeit. Bezüglich Dauer und Amplitude der Bewegung konnte keine Abhängigkeit identifiziert werden. Potentiale nach dem Ende einer passiven Fingerbewegung wurden in bislang keiner Arbeit beschrieben. Diese Offset-Potentiale können objektiv nur nach Bewegungen mit einer Länge von mindestens 150 ms untersucht werden und sind durch eine Negativierung 45 ms nach Ende der Bewegung mit zwei negativen Gipfeln bei 75 (N1)und 150 ms (N2) gekennzeichnet. Damit sind sie ähnlich wie die Potentiale nach Beginn der Bewegung zweigipfelig konfiguriert, jedoch entgegengesetzter Polarität. Es wurde eine Abhängigkeit der Offset-Potentiale von der Amplitude der vorhergehenden Bewegung gefunden. Insbesondere die Potentiale nach dem Ende passiver Fingerbewegungen stellen ein noch weitgehend unerforschtes Gebiet wissenschaftlicher neurophysiologischer Untersuchungen dar und bedürfen daher weiterer Forschungsarbeit.