Immerwährende Ungleichheiten? Lateinamerikanische Integration, internationaler Kommunikationsfluss und die Berichterstattung in der deutschen Qualitätspresse

Language
de
Document Type
Doctoral Thesis
Issue Date
2009-12-16
Issue Year
2009
Authors
Rodríguez, Malvina Eugenia
Editor
Abstract

International relationships are not only reproduced by media but also occur in the media and by the role of the media. The analysis of the news coverage informs about the production context as well as the image construction of objects and actors of the news. The media image discourse formed in countries, people and regions has got a place in the study of international relationships, in particular since the 70s due the start of the debate about a New World Information and Communication Order (NWICO). This dissertation provides an overview of some earlier research on how the German press covers Latin America. In addition, it presents a new study on this issue. The study presents findings from a content analysis of German print media coverage in the period 2003-2006 about the regional integration agreement MERCOSUR in Latin America. The results show an adequate coverage, from a quantitative point of view, but a poor coverage, from a qualitative point of view. The German press favors a negative image of MERCOSUR, which is not the result of direct valuation about the integration process in South America. The negative image is more related to conflicts and negative developments vinculated to MERCOSUR. As former research about Latin America has already proved, the analysis provides evidence for an incomplete coverage, a dominance of bad news and poor or no information about certain aspects providing good news. Furthermore, some new findings indicate a trend to link the coverage of MERCOSUR to the European Union rather than to Germany. This dissertation proposes that the identification of deficits in the media coverage as well as the search and diffusion of common links between the regions, provide indicators, in general, for the development of a more equilibrated international communication and, particularly, for the policy making on communication and media topics within integration processes.

Abstract

Medien konstruieren Realität, insbesondere die Tatsachen, die wir nicht selbst erleben und dementsprechend durch eigene Erfahrungen kontrastieren können. Dazu gehören Images von Ländern. Die mediale Berichterstattung erfolgt unter den besonderen Bedingungen der Beschränkung von Zeit und Raum (Redaktionsschluss, Platz- bzw. zeitliche Beschränkung). Diese bezeichnen quasi natürliche Merkmale des Journalismus. Überdies reflektiert die Produktion von medialen Berichten die charakteristischen Formen der Gesellschaft, des Mediensystems und des Mediums, in denen die Inhalte entstehen. Darüber hinaus gibt eine Analyse der Berichterstattung Aufschluss über Deutungsrahmen, die mit Wertungen und Interpretationen von Ereignissen und Personen geliefert und von der Leserschaft u. U. übernommen sowie zur Bewertung politischer Handlungen herangezogen werden. Die vorgestellte Untersuchung zielte im Allgemeinen darauf ab, das Lateinamerika-Bild in den deutschen Medien am Beispiels des Images von Integrationsprozessen zu analysieren. Dafür wurde der MERCOSUR als Fallbeispiel in einer Inhaltsanalyse der deutschen Qualitätspresse im Zeitraum von 2003 bis 2006 herangezogen. Die Analyse der MERCOSUR-Berichterstattung in der Prestigepresse hat im Grunde genommen ein eher negatives und eurozentrisches Bild festgestellt. Die Befunde der Inhaltsanalyse weisen auf noch bestehende Defizite der Auslandsberichterstattung hin. Nach wie vor prägen Nachrichtenfaktoren wie regionale und wirtschaftliche Nähe sowie Negativismus die Nachrichtenselektion. Dies erweist sich nicht als eine tendenziöse Verfälschung von Ereignissen, sondern bedeutet eine unvollkommene Darstellung von Sachverhalten. Wenn die schon geringe Berichterstattung über Entwicklungsregionen negative Ereignisse wie Krisen und Konflikte hervorhebt, widmet sie anderen Verhältnissen nicht genügend Aufmerksamkeit. Darüber hinaus bezieht sich ein Vergleich zwischen der EU und dem MERCOSUR auf die entsprechenden (konstruierten und vermittelten) Bilder von Integrationsprozessen. Die Berichterstattung ist wirtschaftlich orientiert, aber politisch bewertet: durch den Kontrast zur EU. Die Presseberichterstattung betont die Unterschiede zwischen dem MERCOSUR und der EU und vermittelt dadurch ein negatives Bild des südamerikanischen Abkommens. Daraus lässt sich auf eine nachteilige Bewertung der lateinamerikanischen Integrationsprozesse schließen. Die vorliegende Untersuchung ist in der aktuellen Lage der Forschung über internationale Kommunikation und internationale Politik begründet. Die deutsche Kommunikationsforschung hat seit Langem die Problematik des Informationsflusses und das dazugehörende Thema der Lateinamerika-Berichterstattung vernachlässigt.

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