„Leaving the Cowboy Hat at Home“? Die Neuausrichtung der europäischen Wettbewerbspolitik als Politiktransfer aus den USA

Language
de
Document Type
Doctoral Thesis
Issue Date
2011-04-15
Issue Year
2011
Authors
Steinke, Joß
Editor
Abstract

Over the last decades, the European Commission has introduced fundamental changes in competition policy. Replacing the “traditional” European ordoliberal way, it focuses now on the so called more economic approach, heavily inspired by US antitrust policies. The new approach emphasizes consumer welfare as its main goal instead of focusing primarily on the protection of competition as a process for itself. By using the concept of policy transfer, this study sheds new light on processes and push factors which have encouraged this paradigm change. Learning in international networks plays a major role here, as well as different types of organizational learning which could be identified within the European Commission. Most importantly, a self-supporting dynamic of the reform process seems to be at work: Initial policy-adjustments make further changes in the field necessary. On the whole, it is certainly a combination of numerous factors coming together that have led to the fundamental ideational change in the European Union. Furthermore, the study demonstrates that ideas, concepts and policy solutions from one jurisdiction cannot be transferred into another jurisdiction without being modified and applied to existing settings and its background. Therefore, the adjusted European competition policy turns out to be a hybrid system that still has to prove its functional capability.

Abstract

Die Europäische Kommission hat einen Politikwechsel initiiert und z.T. bereits durchgesetzt, der fundamentale Parameter europäischer Wettbewerbspolitik verändert. Dabei ist sie im Kern vom traditionell ordoliberalen Ansatz, der den Wettbewerb generell als Prozess schützt, abgerückt. Stattdessen ist sie dazu übergegangen, Wettbewerb nur so weit unter Schutz zu stellen, wie er Effizienz fördert und dem Ziel der Konsumentenwohlfahrt dient. Dabei folgt sie dem US-amerikanischen Vorbild. Die Untersuchung zeigt zum einen Prozesse und Faktoren auf, die zur Übernahme US-amerikanischer Ideen in die europäische Wettbewerbspolitik geführt haben. Dabei bedient sie sich eines Analyserahmens auf Basis des einschlägigen policy-transfer-Konzepts. Es wird ein regelrechter „Lernzirkel“ ausgemacht: In internationalen Zusammenhängen (v.a. in Netzwerken) vollziehen sich Konsensbildungen, die über die beteiligten Individuen in die Kommission einfließen und dort durch weitere organisationale Vorgänge verstärkt werden. Herausgearbeitet wurde auch eine sich selbst tragende Dynamik der Reformen: Neuausrichtungen in einem Bereich der Wettbewerbspolitik führen zu erhöhtem Reformdruck in anderen Bereichen. Letztlich ist durch eine Verbindung der verschiedenen Faktoren und Prozesse ein fundamentaler Ideenwandel vollzogen worden. Zum anderen verdeutlicht die vorliegende Untersuchung, dass sich die aus den USA stammenden Ideen, Konzepte und Lösungen nicht einfach deckungsgleich ins komplexe Gefüge europäischer Normen übersetzen lassen. Hier zeigt sich, dass das spezifische institutionelle setting den Politiktransfer rahmt und begrenzt. In der Gesamtsicht ist im Bereich der europäischen Wettbewerbspolitik ein hybrides System entstanden, das (zunächst) möglicherweise Dysfunktionalitäten und Unsicherheiten hervorbringt.

DOI
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