Implicit normativity in intergroup comparisons : The cultural reproduction of status inequalities via the comparative framing of differences

Language
en
Document Type
Doctoral Thesis
Issue Date
2011-10-10
Issue Year
2011
Authors
Bruckmüller, Susanne
Editor
Abstract

This dissertation is concerned with the consequences of implicit normativity in intergroup comparisons. Based on previous research on the spontaneous framing of intergroup differences (e.g., Miller et al., 1991; Pratto et al., 2007) and on cultural psychological approaches focusing on the mutual constitution of cultural practices and psychological processes (Kitayama et al., 1997; Shweder, 1995), I introduce a model that conceptualizes determinants and consequences of implicit normativity in intergroup comparisons: the CURSICO(Cultural Reproduction of Status Inequalities via Comparative Framing)-Model. This model posits that the framing of intergroup comparisons on the one hand reflects culturally shared assumptions about social groups and their status, and on the other hand communicates these assumptions to others, thereby facilitating the maintenance and permanent cultural reproduction of status differences. Chapter 1 introduces the CURSICO-Model and deduces two main hypotheses from it. The first main hypothesis states that a group is perceived as higher in status and more powerful when it is linguistically positioned as the norm in a comparison than when it is the subject of comparison. Additional predictions based on this first hypothesis concern the attribution of stereotypical traits, the perceived legitimacy of status differences, and the importance of the comparative context. The second main hypothesis states that the direction of comparison influences group members’ collective self-esteem and two additional hypotheses specify how group status should moderate this influence. Four studies presented in Chapter 2 tested the first main hypothesis and the respective additional predictions. Participants always read a text comparing two groups and the direction of comparison systematically varied between experimental conditions. The first three studies focused on comparisons between groups of a priori similar status (e.g., fictitious groups), while Study 4 examined effects of the comparative framing of gender differences. The data generally confirmed the hypotheses: Participants consistently perceived a group as higher in status and more powerful when it had been the implicit norm rather than the subject of comparison. In addition, norm groups were perceived as more agentic (e.g., assertive, independent) and as somewhat less communal (e.g., friendly, helpful, cf. Abele & Wojciszke, 2007) than the respective comparison groups. Study 4 further showed that the direction of comparison can influence as how legitimate group-based status differences are perceived and that the comparative context also plays an important role. Specifically, the predicted effects emerged for the framing of gender differences in a normatively male context (leadership), but not in a more gender neutral context (leisure time). Chapter 3 describes two experimental studies that tested the second main hypothesis by varying whether singles were compared to people in a relationship or whether people in a relationship were compared to singles. In both studies, participants who were single indicated lower collective self-esteem when singles were compared to the implicit norm of coupled people rather than vice versa – as had been predicted. Other than expected, coupled participants’ collective self-esteem was unaffected by the comparative framing. The fourth chapter integrates the findings of all six empirical studies and discusses their theoretical and practical implications. Overall, the results show that the framing of intergroup comparisons affects the perception of compared groups and the self-experience of group members in predictable ways. This highlights the usefulness of the CURSICO-Model for conceptualizing the effects of comparative framing in intergroup contexts as well as for a better understanding of culturally grounded communication processes in general. In addition, the findings have important practical implications for social scientific practice, where the comparison of different social groups is often a key element.

Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den Auswirkungen implizierter Normativität im Intergruppenvergleich. Basierend auf vorangegangenen Arbeiten zur spontanen Formulierung von Gruppenunterschieden (z. B. Miller et al., 1991; Pratto. Hegarty et al., 2007) sowie auf kulturpsychologischen Ansätzen zur wechselseitigen Beeinflussung kultureller Praktiken und psychologischer Prozesse („mutual consitution“, vgl. Kitayama et al., 1997; Shweder, 1995) wird ein Modell zur Konzeptualisierung der Determinanten und Konsequenzen impliziter Normativität im Intergruppenvergleich entwickelt: das CURSICO-Modell. CURSICO steht hierbei für “Cultural Reproduction of Status Inequalities via Comparative Framing“. Das Modell besagt im Kern, dass die Art und Weise, in der Gruppenvergleiche gezogen werden, einerseits kulturell geteilte Annahmen über die verglichenen Gruppen und deren Status wiederspiegelt, und andererseits eben jene Annahmen weiterkommuniziert und so zur Aufrechterhaltung und permanenten kulturellen Reproduktion von Statusunterschieden beiträgt. Im ersten Kapitel dieser Dissertation wird das CURSICO-Modell vorgestellt und es werden zwei Haupthypothesen daraus abgeleitet. Die erste Haupthypothese besagt, dass eine Gruppe, die durch die Vergleichsrichtung in der Beschreibung von Gruppenunterschieden zur impliziten Norm wird, als statushöher und mächtiger wahrgenommen wird als eine Gruppe, die mit ihr verglichen wird. Aufbauend auf dieser ersten Haupthypothese werden weitere Teilhypothesen zur Zuschreibung stereotyper Eigenschaften, der wahrgenommenen Legitimität bestehender Statusunterschiede, sowie zur Bedeutung des Vergleichskontexts formuliert. Die zweite Haupthypothese postuliert, dass sich die Vergleichsrichtung auf den kollektiven Selbstwert der Gruppenmitglieder auswirkt. Zwei Teilhypothesen spezifizieren darüber hinaus, wie der Status der Gruppe die Richtung dieses Einflusses moderieren sollte. In Kapitel 2 werden vier experimentelle Studien beschrieben, welche die erste Haupthypothese sowie die dazugehörigen Teilhypothesen testeten. Hierfür lasen die Versuchspersonen jeweils einen Text, der zwei Gruppen miteinander verglich, wobei die Richtung der Vergleiche systematisch zwischen den Versuchsbedingungen variiert wurde. Die ersten drei Studien konzentrierten sich auf den Vergleich zweier Gruppen, von zunächst vergleichbar hohem Status (z.B. fiktive Gruppen), während Studie 4 die Vorhersagen anhand der Formulierung von Geschlechtsunterschieden überprüfte. Die Hypothesen konnten dabei im Wesentlichen bestätigt werden: Die Versuchspersonen nahmen eine Gruppe als statushöher und mächtiger wahr, wenn diese in den Vergleichen die implizite Normposition innegehabt hatte. Darüber hinaus wurden implizite Normgruppen als agentischer (z.B. durchsetzungsfähiger, unabhängiger) und als etwas weniger kommunal (z.B. freundlich, hilfsbereit, vgl. Abele & Wojciszke, 2007) wahrgenommen als die entsprechenden Vergleichsgruppen. Studie 4 zeigte zusätzlich, dass sich die Vergleichsrichtung darauf auswirken kann, als wie legitim Statusunterschiede zwischen Gruppen wahrgenommen werden und dass der Vergleichskontext eine wichtige Rolle spielt. So zeigten sich die erwarteten Effekte der Formulierung von Geschlechtsunterschieden insbesondere in einem stereotyp männlichen Bereich (Führung), jedoch weniger in einem geschlechtsneutraleren Bereich (Freizeit). Zwei in Kapitel 3 beschriebene experimentelle Studien testeten die zweite Haupthypothese, indem variiert wurde, ob Singles mit Menschen in einer Partnerschaft oder Menschen in einer Partnerschaft mit Singles verglichen wurden. Wie erwartet gaben Versuchspersonen, die selbst Single waren, in beiden Studien einen niedrigeren kollektiven Selbstwert an, wenn Singles mit der impliziten Norm „Partnerschaft“ verglichen wurden, als wenn Menschen in einer Partnerschaft mit Singles verglichen wurden. Anders als vorhergesagt wirkte sich die Vergleichsrichtung nicht auf den kollektiven Selbstwert der Versuchspersonen in einer Partnerschaft aus. Im vierten Kapitel werden schließlich die Ergebnisse der sechs Experimente gemeinsam diskutiert und deren theoretische und praktische Implikationen erörtert. Insgesamt zeigen die empirischen Studien, dass die Vergleichsrichtung in der Formulierung von Gruppenunterschieden vorhersagbare Auswirkungen auf die Wahrnehmung der Gruppen sowie das Selbsterleben der Gruppenmitglieder hat. Dies unterstreicht die Nützlichkeit des CURSICO-Modells für die Konzeptualisierung von Vergleichsrichtungseffekten im Intergruppenvergleich sowie für das Verständnis kulturell geprägter Kommunikationsprozesse ganz allgemein. Darüber hinaus ergeben sich aus den Befunden eine Reihe wichtiger praktischer Implikationen, insbesondere auch für die Forschungspraxis in den Sozialwissenschaften, deren Fragestellungen und Methoden häufig den Vergleich verschiedener sozialer Gruppen beinhalten.

DOI
Document's Licence
Zugehörige ORCIDs