Die Konstruktion der jüdischen Rasse: Ein Ideologievergleich der Rasse-Konzepte H. S. Chamberlains und A. Hitlers, durchgeführt an ihren Hauptwerken Grundlagen des 19. Jahrhunderts bzw. Mein Kampf

Language
de
Document Type
Doctoral Thesis
Issue Date
2011-11-29
Issue Year
2011
Authors
Denk, Manfred
Editor
Abstract

The thesis points out the ideological analogies and differences expressed in the main writings of Chamberlain and Hitler. The spotlight is on anti-Semitism and the ethnic description of Jews. Further parameters are: the hierarchy of races, the commandment of the purity of race, which is endangered by the Jews and must therefore be defended against them. The main hypothesis is the prevalence of the analogies within the racial and anti-Semitic theories. Differences can be explained by the extension of a given base. Hitler built on already formulated doctrines respectively put them into practice. After describing the history of origin of the two books as well as their structure and particular features, the above mentioned points can be followed up by the cited and commented chosen texts arranged into groups, each dealing with the same subject. Thus the reader gets a good impression of the different stiles of writing and the strategies of manipulation of the two authors. In order to prove the ideological qualities of their beliefs a digression on ideologies is included in the paper, describing their typical features. The main result of the thesis is that ideological analogies outweigh by far the differences. Attributes like racism, anti-Semitism, the split moral of master and slave as well as the ruthless enforcement of the privileges, to which the superior race is allegedly entitled, can be found in both books. Hitler's Mein Kampf considerably enhances the hatred versus the Jews already expressed by H. S. Chamberlain and describes the requirements necessary to implement his racial ideology based on hatred and force: The dictatorial state of the Führer, the right to obtain Lebensraum (i.e. territory) in the East by simultaneously exploiting the former inhabitants of the gained territories as slaves. Like Chamberlain these theories are heralded as a new religion and buttressed scientifically by social Darwinism, a false interpretation of Darwin's findings leading to demand the justice of the powerful. As a further safeguard the theories are linked to a transcendental power approving the inhuman goals and justifying the cruelties inflicted in the name of the ideology as in accordance with nature and therefore with God. The results show, that the ideological base of the race paranoia described in detail in Mein Kampf had been laid in the nineteenth century already.

Abstract

Die vorliegende Schrift zeigt anhand ihrer Hauptwerke auf, welche Parallelen aber auch welche Differenzen es zwischen den Ideologien Chamberlains und Hitlers gibt. Dabei stehen besonders ihr Antisemitismus und die Sicht auf die Juden als Volk bzw. Rasse im Blickpunkt. Weitere Vergleichskriterien sind: Die Rassenhierarchie und das Gebot der Rassereinheit sowie deren Gefährdung durch die Juden und die dadurch notwendige Abwehr. Die grundlegende Hypothese ist das Überwiegen der Parallelen in den rassistischen und antisemitischen Grundauffassungen. Dort wo es Unterschiede gibt, erklären sie sich durch einen aufbauenden Charakter: Hitler führt durch Chamberlain vorformulierte Glaubenssätze weiter bzw. konkretisiert sie. Nach einer Darstellung der Entstehungsgeschichte der beiden Bücher sowie ihrer Gliederung und Besonderheiten können die obigen Gesichtspunkte anhand von kommentierten Textvergleichen nachvollzogen werden. Weiters erlauben die zitierten Originaltexte auch einen Einblick in die Schreibstile und in die Überzeugungsstrategien der beiden Autoren. Ein Exkurs über wichtige Merkmale von Ideologien erbringt den Nachweis, dass es sich bei den von beiden Autoren vertretenen Gedankengebäuden um typische Ideologien handelt. In den Grundzügen der beiden Ideologien überwiegen die Parallelen deutlich. Die Merkmale des Rassismus, Antisemitismus, der Herren-und Sklavenmoral sowie der rücksichtslosen Durchsetzung aller der Herrenrasse angeblich zustehenden Privilegien werden von beiden Konzepten vertreten. Hitler steigert den bereits in den Grundlagen von H. S. Chamberlain geäußerten Judenhass in „Mein Kampf“ nochmals und beschreibt die konkreten innen-und außenpolitischen Erfordernisse zur Durchsetzung dieser auf Hass und Gewalt aufgebauten Rassenideologie: Der diktatorische Führerstaat, das Recht auf Gewinnung von 'Lebensraum' im Osten bei gleichzeitiger Ausbeutung der bereits in den Ostgebieten lebenden 'Minderrassen' als Arbeitssklaven. Zur 'wissenschaftlichen' Untermauerung dieser gleichsam als Pseudoreligion verkündeten Thesen dient wie schon bei Chamberlain ein die Darwin'schen Erkenntnisse verfälschender Sozialdarwinismus, der ein archaisches Recht des Stärkeren proklamiert. Zur weiteren Absicherung wird eine pseudochristliche Koppelung an eine transzendentale Macht vertreten, die alle mit der Umsetzung der unmenschlichen Ziele dieser ideologischen Politik verbundenen Grausamkeiten als 'naturnotwendig' und 'gottgewollt’ rechtfertigen soll. Die Arbeit zeigt, dass das ideologische Fundament des in Mein Kampf ausführlich beschriebenen nationalsozialistischen Rassenwahns bereits im 19. Jahrhundert festgelegt wurde.

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