Blutbleispiegel bei Korrosionsschutzarbeiten an Hochspannungsmasten - Einflussfaktoren und zeitlicher Verlauf

Language
de
Document Type
Doctoral Thesis
Issue Date
2012-07-13
Issue Year
2012
Authors
Hopf, Hans-Georg Michael
Editor
Abstract

Background and targets The occupational disease 1101 (BK 1101) „diseases due to lead and lead compounds” has become very rare today. In 2008 only fife cases of an occupational disease 1101 were acknowledged [43]. However there still is a persistent danger of relevant lead exposure for employees on special workplaces. Especially working procedures with exposure to lead dusts, fumes and vapors are a significant risk for the workers health [69]. Corrosion protection work on plumbiferous surface coatings are one example for such working procedures. Target of the investigation was to find out the course of the corrosion protection workers blood lead level. In the second step possible influential factors on the course of the blood lead levels should be verified. Collective and methods of investigation In consequence of the two severe cases of lead poisoning in August 2004 the corrosion protection workers blood lead levels were closely monitored and statistically evaluated from 2005 on. At the beginning of the work blood lead levels are available for 294 employees, after 20 days of work for 247 employees of six companies. The determination of the blood lead level by biological monitoring today is the state of the art in the individual prevention of occupational medicine. The typical course of the corrosion protection workers blood lead level was determined. The influence of smoking, age, working experience and belonging to a certain company was investigated by mean value comparisons. Results and observations The workers blood lead levels showed a significant increase during the first 20 days of work. The employees mean blood lead level after 20 days of work proofed to be the highest value during the corrosion protection works. At this time 56 out of 247 workers exceeded the workplace-related biological limit of 400 µg lead per litre blood. After 40 days of work the mean blood lead level fell clearly. After 60 and 80 days of work no significant change of the blood lead levels could be found. After 40 days of work fife and after 60 days of work four workers still exceeded the biological limit of 400 µg lead per litre. The smokers mean blood lead level showed no significant difference compared to the non-smokers. The investigations confirmed a higher increase of the mean blood lead level of the younger workers compared to the older employees. The results proofed to be statistically not significant. The examinations could show a significant lower mean increase of the blood lead level of those workers being employed at least two years. The assumption of a higher internal lead exposure of the inexperienced staff could be confirmed. The statistical analysis found a significant difference in the increase during the season between the workers employed at different performing companies. The comparison of several construction sites of the same company also showed a significant difference in the mean increase of the workers blood lead level. Between the construction sites there was no difference in the lead content of the surface coatings or in the technology used to take off the surface coating. The results support the observation made during the site inspection that the compliance to the health and safety requirements differs between the various companies and even between different construction sites of the same company. Conclusions 1.Only by close monitoring of the corrosion protection workers blood lead level elevated internal lead exposure can be identified early. 2.Violations against occupational safety and health requirements are the most important reason for elevated internal lead exposure among the employees. 3.The examination intervals recommended in the DGUV occupational health examination standard G 2 for lead exposed employees can in individual cases be inadequate for workers performing corrosion protection work. Especially at the beginning of corrosion protection works the biological limit can be exceeded within only 20 days of work. The intervals for follow-up examinations should be fixed individually according to the results of the occupational medical and toxicological evaluation of the workers blood lead levels and the workplace conditions. 4.The workers blood lead levels taken for the occupational medical examination should be statistically evaluated to indentify differences between the performing companies. Companies with a significant lower increase of their workers mean blood lead levels should be preferred for following contracts.

Abstract

Hintergrund und Ziele Die Berufskrankheit BK 1101 „Erkrankungen durch Blei und seine Verbindungen“ ist heute selten geworden. Im Jahr 2008 wurden lediglich fünf Berufskrankheiten nach BK 1101 anerkannt [43]. An speziellen Arbeitsplätzen kann es jedoch auch heute noch zu einer relevanten Bleiexposition von Beschäftigten kommen. Insbesondere Arbeitsverfahren, bei denen Blei oder Bleiverbindungen in Form von Stäuben, Rauchen oder Dämpfen auftreten, stellen eine bedeutsame Gefahrenquelle dar [69]. Ein Beispiel für derartige Arbeitsverfahren sind Korrosionsschutzarbeiten an bleihaltigen Oberflächenbeschichtungen in Form von Bleimennige (Pb3O4) [69]. Ziel dieser Untersuchungen war es, den Verlauf des Blutbleispiegels der Arbeiter während der Korrosionsschutzarbeiten zu ermitteln. Im zweiten Schritt sollten mögliche Einflussfaktoren auf den Verlauf des Blutbleispiegels überprüft werden. Kollektiv und Untersuchungsmethoden Nachdem bereits im August 2004 zwei schwere Bleivergiftungen aufgetreten waren, wurden ab 2005 die Blutbleispiegel der Korrosionsschutzarbeiter engmaschig kontrolliert und anschließend statistisch ausgewertet. Zu Beginn der Arbeiten liegen Werte von 294 Arbeitern, nach 20 Arbeitstagen Werte von 247 Arbeitern aus sechs Firmen vor. Die Bestimmung des Blutbleispiegels im Sinne eines Biomonitorings stellt heute einen ganz wesentlichen Bestandteil der arbeitsmedizinischen Individualprävention dar. Der typische Verlauf des Blutbleispiegels von Korrosionsschutzarbeitern wurde bestimmt. Der Einfluss des Rauchens, des Alters, der Berufserfahrung und der Firmenzugehörigkeit wurde durch Mittelwertvergleiche geprüft. Ergebnisse Der Blutbleispiegel stieg im untersuchten Kollektiv in den ersten 20 Arbeitstagen signifikant an. Nach 20 Arbeitstagen war der mittlere Blutbleispiegel am höchsten. Bei 56 von 247 Beschäftigten war der arbeitsplatzbezogene biologische Leitwert BLW von 400 µg/l überschritten. Die Mittelwerte des Blutbleispiegels fielen nach 40 Arbeitstagen wieder deutlich ab. Nach 60 und 80 Arbeitstagen zeigten sich keine wesentlichen Veränderungen der Blutbleispiegel mehr. Der biologische Leitwert BLW wurde nach 40 Arbeitstagen noch bei fünf und nach 60 Arbeitstagen noch bei vier Arbeitern überschritten. Der Anstieg des Blutbleispiegels der Raucher unterschied sich nicht signifikant von dem der Nichtraucher. Es zeigte sich ein stärkerer Anstieg der Blutbleispiegel bei jüngeren Beschäftigten. Dieser Zusammenhang war jedoch nicht signifikant. Mitarbeiter, die bereits mindestens zwei Jahre mit Korrosionsschutzarbeiten befasst waren, zeigten einen signifikant geringeren Anstieg ihres Blutbleispiegels als Mitarbeiter im ersten Beschäftigungsjahr. Auch konnte eine höhere interne Bleibelastung der Arbeiter, die keine Erfahrung mit Korrosionsschutzarbeiten aufwiesen, gezeigt werden. Es wurde ein signifikanter Unterschied im Anstieg des Blutbleispiegels bei Beschäftigten der unterschiedlichen beteiligten Firmen festgestellt. Auch im Vergleich mehrerer Baustellen einer Firma fand sich ein signifikanter Unterschied im Anstieg des Blutbleispiegels der Beschäftigten. Die Baustellen unterschieden sich nicht hinsichtlich des Bleigehaltes des abzutragenden Korrosionsschutzes oder der hierfür benutzten Technik. Die Ergebnisse unterstützen daher die Annahme, dass Arbeitsschutzvorschriften von verschiedenen Firmen und auch auf unterschiedlichen Baustellen einer Firma in deutlich divergierendem Ausmaß befolgt werden. Schlussfolgerungen 1.Nur durch eine engmaschige Kontrolle der Blutbleispiegel von Beschäftigten, die mit Korrosionsschutzarbeiten befasst sind, können erhöhte interne Bleibelastungen frühzeitig erkannt werden. 2.Die Missachtung arbeitshygienischer Auflagen ist der wichtigste Grund für eine erhöhte interne Bleibelastung einzelner Beschäftigter. 3.Die im berufsgenossenschaftlichen Grundsatz G 2 empfohlenen Untersuchungsabstände können im Einzelfall unzureichend sein. Insbesondere zu Beginn von Korrosionsschutzarbeiten kann der biologische Leitwert BLW bereits nach 20 Arbeitstagen überschritten werden. Die Intervalle sind entsprechend der arbeitsmedizinisch-toxikologischen Bewertung der vorliegenden Blutbleispiegel und der Bewertung der Arbeitsplatzverhältnisse individuell anzupassen. 4.Die im Rahmen arbeitsmedizinischer Vorsorgeuntersuchungen erhobenen Blutbleispiegel sollten auch im Hinblick auf Unterschiede zwischen beauftragten Firmen ausgewertet werden. Die Ergebnisse sollten bei der Vergabe von Folgeaufträgen berücksichtigt werden.

DOI
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