Pflanzenvielfalt in Städten zwischen Nutzung, Pflege und Verbrachung, am Beispiel der Baumscheiben- und Grabvegetation in zwölf deutschen Städten

Language
de
Document Type
Doctoral Thesis
Issue Date
2006-10-19
Issue Year
2006
Authors
Ise, Michaela Sophia
Editor
Abstract

The activity of men has an important impact on plant diversity, influencing the extinction, differentiation or invasion of species. Human action is highly concentrated in cities, which therefore represent an excellent object for studies of men’s impact on the environment. Additionally, cities are characterized by an extraordinary high number of species compared to the vicinity. Patterns of plant diversity can be described at different spatial scales. This thesis focuses on the whole city at the macro-level, on a central-peripheral gradient at the meso-level and on single habitat-types at the micro-level. The dependence of diversity patterns on the regional species pool, the climate as an important environmental factor as well as on cultural factors (city structure, disturbances by land use and maintenance and their dependence on different socio-economic factors) is discussed. The vegetation survey was made in summer 2002. Two habitat-types were investigated: the small open spaces at the base of ornamental trees lining the streets (“tree-circles”), and graves. Both are documented in twelve German cities. For the description of the central-peripheral gradient, all cities are subdivided. In each subdivision all tree-circles and a representative part of the graves (min. 250) are grouped to structural defined tree-circle and grave types, defined by the intensity of disturbances and structural settings. The types are characterised by 3-5 vegetation samples per type in each zone and each cemetery, resulting in a dataset with about 1700 samples. Species number, composition and qualitative aspects of floras (floristic status, urbanity, life-forms, reproduction types, dispersal types, types of vegetative reproduction, strategy-types, floristic elements and phyto-sociological relationship) were analysed, compared with data from the floristic mapping of Germany, and related to socio-economic data of the cities. In total, 469 species are documented. Human impact reduces the relative portion of indigenous species in favour of neophytes, of species with natural speciation in favour of anecophytes, and of urbano-phobe species in favour of urbano-neutral ones. Vegetative dispersal and the anthropochore form of seed dispersal are increased. Regarding strategy types, ruderals and ruderal competitors get a higher dominance. At the habitat-level (Micro-scale) diversity mainly depends from the maintenance of the sites. Species number is high when maintenance is infrequent. This can be observed in both habitat-types, in all cities and in all their subdivisions. All other factors analysed are of comparatively low importance. If disturbance intensity is high, species composition is highly variable, due to low competition. During succession, caused by low maintenance-intensity, a mixture of various association fragments appears. The central-peripheral gradient (meso-scale) is characterized by opposite trends of species numbers in tree-circles and graves. The diversity of tree-circles increases, that of graves decreases from the centre to the outskirts. As cemeteries in general are situated more peripheral than tree-circles, the total gradient (as the sum of these two habitat-types) is characterized by species numbers increasing from the very city centre to a maximum in the centre-near residential zones and thence decreasing. The relative portion of well or badly maintained plots is correlated with the gradient significantly. Regarding tree-circles, the maintenance-intensity gradient is triggered by the fact that ornamental trees in the centre are better looked after due to representation purposes than in the outskirts. In case of the vegetation on top of graves, social control is responsible as well, but here it is higher on peripheral cemeteries than on central ones. Species composition shows no differences along the gradient. The total city diversity (macro-scale) shows only few relations with the factors analysed. The maintenance intensity of the graves varies scarcely between the cities, whereas that of the tree-circles is clearly inconstant. At the macro-scale, the relation of maintenance-intensity and species numbers exists only for tree-circles. The species number of the regional floras has no influence on the species number of neither tree-circles nor graves. A classification of the cities by their species composition results only in particular cases in regional groups, but the influence of spatial proximity is visible regarding the spectra of floristic elements.

Abstract

Durch menschliches Handeln wird die Pflanzenvielfalt in entscheidendem Maße beeinflusst: Arten sterben aus, andere differenzieren sich heraus, wieder andere werden aus fremden Regionen eingeführt. Städte sind ein ausgezeichnetes Untersuchungsobjekt zur Erforschung des menschlichen Einflusses auf die Umwelt, da dieser hier besonders intensiv ist. Ebenso zeichnen sie sich durch einen besonderen Artenreichtum gegenüber ihrem Umland aus. Diese Vielfalt ist auf unterschiedlichen Maßstabsebenen differenziert zu betrachten. Hier wird auf der Makroebene Städten im Vergleich, auf der Mesoebene einem Stadt-Umland-Gradienten und auf der Mikroebene einzelnen Biotopen Rechnung getragen. Die räumlichen Muster der Vielfalt auf den genannten Maßstabsebenen werden beschrieben und in ihrer Abhängigkeit von dem Wirkungsgefüge unterschiedlicher Einflussfaktoren diskutiert. Untersucht werden die physischen Grundlagen, insbesondere der regionale Artenbesatz und das Klima, sowie die anthropogenen Grundlagen, insbesondere strukturelle Gegebenheiten und Störungen durch Nutzung (betreten, befahren,...), und Pflege und deren Abhängigkeit von verschiedenen sozioökonomischen Faktoren. Als Untersuchungsobjekte dienen Baumscheiben und Gräber in 12 Städten Deutschlands. Diese werden zur Erfassung eines zentral-peripheren Gradienten in Teilbereiche untergliedert. In jedem Teilbereich werden alle Baumscheiben und ein repräsentativer Anteil an Gräbern (mind. 250) strukturell definierten Baumscheiben- bzw. Grabtypen zugeordnet. Dabei wurde eine Schätzung der Nutzungs- und Pflegeintensität sowie der Art der Bepflanzung vorgenommen. Die Typen werden durch mehrere vegetationskundliche Aufnahmen genauer charakterisiert. Insgesamt ergibt sich ein Vegetationsdatensatz mit knapp 1700 Aufnahmen. Die Erhebung der Vegetationsdaten erfolgte im Sommer 2002. Die Daten werden im Hinblick auf Artenzahl und Artenzusammensetzung, letztere auch nach verschiedenen qualitativen Merkmalen untersucht. Zu Vergleichszwecken werden Daten aus der floristischen Kartierung Deutschlands (FLORKART) und andere Sekundärdaten hinzugezogen. Insgesamt wurden 469 Sippen erfasst. Es sind 68 Familien vertreten. Durch den Vergleich der Florenmerkmale der Baumscheiben und Gräber mit jenen der Flora von Deutschland lassen sich folgende charakteristische Eigenschaften beschreiben: Anteilig reduziert sind die Indigenen zugunsten der Neuheimischen, die Arten mit natürlicher Sippengenese zugunsten der Anökophyten, urbanophobe Arten zugunsten der Urbanoneutralen. Vegetative Verbreitungsstrategien sind erhöht; an der Samenverbreitung ist der Mensch verstärkt beteiligt. Bei den Strategietypen haben Ruderal- und Konkurrenz-Ruderalstrategen größere Dominanz. Auf der Biotopebene (Mikroebene) wird untersucht, welche Faktoren die Vielfalt direkt beeinflussen. Die Artenzahl hängt in entscheidendem Maße von der Pflegeintensität ab. Sie steigt mit abnehmender Pflegeintensität. Dies ist in beiden Biotoptypen, entlang des zentral-peripheren Gradienten und in allen Städten in gleicher Weise zu beobachten. Alle anderen untersuchten Einflussfaktoren haben vergleichsweise geringes Gewicht. Die Artenzusammensetzung ist insbesondere bei hoher Störungsintensität durch ein hohes Maß an Zufälligkeit gekennzeichnet. Als Folge geringer Pflegeintensität stellt sich im Laufe der Sukzession meist ein buntes Gemisch unterschiedlicher Gesellschaftsfragmente auf den kleinen Flächen ein. Entlang des Stadt-Umland-Gradienten (Mesoebene) verhalten sich die Artenzahlen der Baumscheiben und Gräber gegenläufig. Die Vielfalt der Baumscheiben nimmt vom Zentrum zur Peripherie hin zu, jene der Gräber ab. Der Anteil gut bzw. schlecht gepflegter Gräber bzw. Baumscheiben erklärt die Gradienten signifikant. Die Artenzahl der Baumscheiben hängt folglich in entscheidendem Maße von dem Gradienten der Repräsentativität vom Zentrum zur Peripherie ab, während die Artenzahl der Gräber durch die höhere soziale Kontrolle auf den Stadtrandfriedhöfen gegenüber den Zentralfriedhöfen bestimmt wird. Die Artenzusammensetzung zeigt keine signifikante Veränderung entlang des Gradienten. Bei der Betrachtung der Gesamtstädte (Makroebene) fällt auf, dass die Pflegeintensität der Gräber nur sehr geringe Unterschiede zwischen den Städten aufweist, während jene der Baumscheiben deutlichen Schwankungen unterworfen ist. Bei den Baumscheiben ist auch auf der Makroebene ein Zusammenhang der Artenzahlen mit der Pflegeintensität zu verzeichnen. Die Artenzahl der regionalen Floren beeinflusst die Artenzahlen auf Baumscheiben und Gräbern nicht. Eine Klassifizierung der Städte nach ihrem Artenbesatz ergibt nur in Einzelfällen regionale Gruppierungen. Tendenziell zeigt sich der Einfluss räumlicher Nähe jedoch in den Arealtypenspektren.

DOI
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