Verheißung unbeschadeten Fortschritts

Language
de
Document Type
Doctoral Thesis
Issue Date
2019-02-12
Issue Year
2018
Authors
Hauser, Julia
Editor
Publisher
FAU University Press
ISBN
978-3-96147-165-2
Abstract

The promise of unblemished progress is consistently maintained in the ideology of the Chinese Communist Party (CCP), albeit the understanding of political-social and scientific-technological progress among the rulers from Mao Zedong to Hu Jintao is modified and weighted differently, in adaptation to their conceptions. In order to examine how ideologemes contribute to stabilization and persistence of conviction of a determinate course of development and unlimited progress, progress and development ideologemes are identified and their functions analyzed in different contexts. Investigated are ideologemes in the CCP since 1949 and their emergence in case studies (discussion of nuclear energy in the People's Republic of China (PRC), the Wenchuan earthquake in 2008 and the Three Gorges Dam project) and especially the discourse of critical voices.

The ideologemes, which are demonstrated in this work, include vocabulary related to evaluation of the state of development, realization of progress, paths of catching-up modernization, and speed of development and progress. They express the CCP's belief that under their authority development and progress are predictable and feasible, that development goals can be achieved and future progress can be generated. Ideologemes as legitimizing tools imply actions and requests how to achieve goals as well as a belief that the development path of the PRC and the aspired progress are right.

In the case studies a persistence of this belief in progress can be stated. A questioning of it occurs only to a small extent. The different levels of criticism and the way in which positions are expressed reflect the range of the discussions: from the use of numerous ideologemes to complete absence; from constructive to radical; from ideological proximity to the party to deviations and distance. Ideologemes have a meaningful effect on particular contexts and create ideological coherence between the CCP, the government, party-affiliated voices and critics who use them. The use of the ideologemes, despite the intentions they pursue, ensures the continuity of their ideological content even beyond the Party's statements. This contributes to the fact that the propagated understanding of development and progress in the written sources endures, thus also strengthening the claim to power of the CCP and provides for an implicit rooting of a certain mindset, which, apart from dissidents and bloggers, is not questioned at all.

Abstract

Die Verheißung unbeschadeten Fortschritts wird in der Ideologie der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) durchgängig aufrechterhalten, wenngleich das Verständnis politisch-gesellschaftlichen und wissenschaftlich-technologischen Fortschritts unter den verschiedenen Machthabern von Mao Zedong bis Hu Jintao in Anpassung an deren Konzeptionen Modifizierungen erfährt und unterschiedlich gewichtet wird. Um zu prüfen, wie Ideologeme zur Stabilisierung und Persistenz der Überzeugung eines determinierten Entwicklungsablaufs und unbegrenzten Fortschritts beitragen, werden Fortschritts- und Entwicklungsideologeme identifiziert und ihre Funktionen in verschiedenen Kontexten analysiert. Untersucht werden Ideologeme in der KPCh seit dem Jahr 1949 sowie ihr Aufscheinen in Fallbeispielen (Diskussion der Atomenergie in der VR China, des Wenchuan-Erdbebens 2008 und des Drei-Schluchten-Staudamm-Projektes) und hierbei besonders der Diskurs kritischer Stimmen. Die in der Arbeit nachgewiesenen Fortschritts- und Entwicklungsideologeme umfassen Vokabular in Zusammenhang mit der Bewertung des Entwicklungsstandes, der Realisierung von Fortschritt, den Wegen nachholender Modernisierung und der Geschwindigkeit von Entwicklung und Fortschritt. Sie bringen die Überzeugung der KPCh zum Ausdruck, dass Entwicklung und Fortschritt unter ihrer Lenkung plan- und durchführbar sind, Entwicklungsziele somit erreichbar werden und zukünftiger Fortschritt generiert werden kann. Ideologeme werden darüber hinaus als Legitimationsinstrumente eingesetzt, die sowohl eine konkrete Handlung oder Aufforderung beinhalten, wie Ziele erreicht werden können, als auch auf der Überzeugung basieren, dass der Entwicklungsweg der VR China sowie der angestrebte Fortschritt richtig sind. In den Fallbeispielen lässt sich eine Persistenz dieses Fortschrittsdenkens konstatieren. Ein Hinterfragen desselben findet nur in geringem Ausmaß statt. Die Bandbreite der Diskussionen zeigt sich in den verschiedenen Abstufungen der Kritik und der Art und Weise, wie Standpunkte geäußert werden: von der Verwendung zahlreicher Ideologeme bis hin zur vollständigen Abwesenheit dieser; von konstruktiv bis hin zu radikal; von ideologischer Nähe zur Partei bis hin zu Abweichungen und Distanz. Ideologeme wirken sinnstiftend in den jeweiligen Kontext hinein und ermöglichen eine ideologische Kohärenz zwischen KPCh, Regierung, parteinahen Stimmen und denjenigen Kritikern, die sich ihrer bedienen. Der Gebrauch der Ideologeme gewährleistet, ungeachtet der damit verfolgten Intention, dass auch über die Äußerungen der Partei hinaus deren ideologische Inhalte Kontinuität behalten. Dies trägt dazu bei, dass das propagierte Entwicklungs- und Fortschrittsverständnis in den schriftlichen Quellen Bestand hat, somit auch den Herrschaftsanspruch der KPCh stärkt und für eine implizite Verwurzelung eines bestimmten Gedankengutes sorgt, welches, abgesehen von Dissidenten und Bloggern, nicht hinterfragt wird.

Series
FAU Studien aus der Philosophischen Fakultät
Series Nr.
12
Notes
Parallel erschienen als Druckausgabe bei FAU University Press, ISBN 978-3-96147-164-5
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