Untersuchungen zum Impfstatus und zum Antikörperstatus bei Beschäftigten einer Universitätskinderklinik

Language
de
Document Type
Doctoral Thesis
Issue Date
2015-07-30
Issue Year
2015
Authors
Weisbrich, Ruth
Editor
Abstract

This thesis presents exemplarily the immune status of health care workers in pediatric facilities with regard to vaccine-preventable childhood diseases. The study is based on records of the occupational health screening conducted by the University of Erlangen-Nuremberg in the period from 2004 to 2010. The objective was to capture the proportion of actually protected employees and to expose eventual differences in specific subgroups. Are there significant differences in the group of nursing students? Is there any relation between age or tenure and immunity? Furthermore we analysed the relation between anamnestic information given by the employees and actually determined serological findings. In this retrospective analysis we collected information regarding the documented vaccination coverage and the actually antibody titers (regarding to rubella the hemagglutination inhibition test was carried out). Therefor questionnaires of 436 employees have been analyzed. The history of vaccination was then compared with the actually found laboratory test results. The vaccination history showed deficits especially regarding the full (≥ twofold) vaccination. Although the group of nursing students in general shows higher vaccination rates, they still have large gaps in terms of a complete vaccination. For the varicella-zoster virus (VZV) we observed in both cohorts only very low vaccination rates. Regarding mumps 17% of the collective without students (B) and 72.5% of nursing students (S) showed a complete vaccination. As for the other infectious diseases the following rates were obtained in the sub-groups: 25.5% (B) and 82.4% (S) for measles, 20.1% (B) and 76.8% (S) for rubella and 0,3% (B) and 1.4% (S) for varicella. In some previously seronegative persons a seroconversion has been achieved by further vaccinations, but others remained seronegative even after repeated vaccination. With regard to mumps and rubella serologically substantial immunity gaps became evident. Only 74.7% of the total cohort (G) and 70.1% of students (S) showed sufficient mumps antibody titers. For rubella the rates were 84.2% (G) and 89.4% (S). Neither age nor duration of employment had an impact on the serological test result. Our study further revealed that history of vaccination or disease regarding measles and varicella is very reliable for an actually existing immunity. The anamnestic declaration of previous varicella disease was confirmed serologically in 97.1%. For measles, the declaration of a twofold vaccination had the highest predictive power: This was serologically confirmed in 98.2% of cases. History of rubella and mumps turned out to be an unreliable marker of immunity: After beeing once vaccinated or having a history of disease still 23.3% for mumps and 14.7% regarding rubella remained not having sufficent antibody titres. Determinating antibody titers to identify immunity is controversial and may only be a surrogate for immunity. The “Ständige Impfkommission” (STIKO) recommends serological controls only in exceptional cases. In our study population a vaccination would be carried out in 312 cases with reference to vaccination history. Though according to the serological findings it would have been proved necessary in only 177 cases: The 135 saved vaccinations due to serological testing provide a contrast to over 1308 antibody tests. Mumps outbreaks are repeatively reported in populations with high vaccination rates. The documented twofold vaccination seems inadequate to protect against infection. In this case an additional serological testing, especially for occupationally exposed persons, could prove beeing advantageous.

Abstract

Die vorliegende Arbeit stellt exemplarisch den Immunstatus Angestellter pädiatrischer Einrichtungen hinsichtlich der klassischen, impfpräventablen Kinderkrankheiten, basierend auf Datensätzen der betriebsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen der Universität Erlangen-Nürnberg aus dem Zeitraum 2004 bis 2010 dar. Ziel war es den Anteil tatsächlich geschützter Angestellter zu erfassen und etwaige Unterschiede in speziellen Subgruppen herauszustellen. Gibt es signifikante Abweichungen in der Gruppe der Pflegeschüler? Können anhand von Beschäftigungsdauer oder Alter der Angestellten Rückschlüsse gezogen werden auf einen bestimmten Zeitpunkt, ab dem mit einem höheren Schutz zu rechnen ist? Weiterhin interessierte, wie sich die anamnestischen Angaben der Angestellten und tatsächlich ermittelte serologische Befunde zueinander verhalten. Es handelt sich um eine retrospektive Auswertung der vom Betriebsärztlichen Dienst durchgeführten arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen. Es wurden Fragebögen von 436 Beschäftigten ausgewertet. Ermittelt wurden der Impfstatus sowie der Serostatus durch Antikörperbestimmung (bezüglich Röteln erfolgte der Hämagglutinationshemmtest). Die impfanamnestisch erhobenen Daten wurden mit den tatsächlich gefundenen laborchemischen Befunden verglichen. Die Auswertung der Impfanamnese ergab, dass vor allem Defizite hinsichtlich der vollständigen (≥ zweimalige) Impfung bestehen. Die Gruppe der Pflegeschüler weist hier zwar höhere Impfraten auf, hat jedoch ebenfalls große Lücken hinsichtlich einer vollständigen Vakzination. Für das Varizella-Zoster-Virus (VZV) konnten wir in beiden Kohorten nur sehr niedrige Impfraten beobachten. Eine vollständige Impfung konnten hinsichtlich Mumps 17 % des Kollektivs ohne SchülerInnen (B) und 72,5 % der SchülerInnen (S) vorweisen. Bezüglich der anderen Infektionskrankheiten wurden bei den Untergruppen Raten von 25,5 % (B) und 82,4 % (S) für Masern, bei Röteln 20,1 % (B) und 76,8 % (S) sowie bezüglich Varizellen 0,3 % (B) und 1,4 % (S) verzeichnet. Bei einigen bisher seronegativen Personen konnte durch weitere Impfungen noch eine Serokonversion erzielt werden, andere blieben jedoch auch nach wiederholter Impfung seronegativ. Hinsichtlich Mumps und Röteln traten serologisch eklatante Immunitätslücken ungeachtet der unterschiedlichen Gruppen der Beschäftigten zutage. Suffiziente Mumps-Antikörpertiter wiesen lediglich 74,7 % des Gesamtkollektivs (G) bzw. 70,1 % der SchülerInnen (S) auf. Bei Röteln betrugen die Raten 84,2 % (G) sowie 89,4 % (S). Weder Alter der Angestellten noch Beschäftigungsdauer wirkten sich auf das serologische Ergebnis aus. In unserer Untersuchung stellte sich weiterhin heraus, dass die Angaben bezüglich der Masern- und Varizellen-Anamnese sehr zuverlässig für eine tatsächlich bestehende Immunität sind. Die anamnestische Angabe einer Windpockenerkrankung bestätigte sich dabei in 97,1 % der Fälle serologisch. Für Masern wies die Angabe einer zweimaligen Impfung die höchste Vorhersagekraft auf. Sie fand serologisch Bestätigung in 98,2 % der Fälle. Als unzuverlässiger Marker für Immunität stellte sich hingegen die anamnestische Angabe von Röteln und Mumps heraus. Von den, laut Anamnese einmal geimpften oder erkrankten Personen, wiesen hinsichtlich Mumps 23,3 % und hinsichtlich Röteln 14,7 % keine schützenden Antikörpertiter auf. Die Bestimmung der Antikörpertiter zur Überprüfung von Immunität ist strittig und kann lediglich ein Surrogat für Immunität sein. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt serologische Kontrollen nur in Ausnahmefällen. In unserer Studienpopulation wäre anhand der Impfanamnese eine Vakzination in 312 Fällen erfolgt. Laut serologischen Befunden wäre sie jedoch nur in 177 Fällen erforderlich gewesen. Den durch serologische Testung eingesparten 135 Impfungen stehen 1308 erfolgte Antikörperbestimmungen gegenüber. Es wird immer wieder von Mumpsausbrüchen in Populationen mit hohen Impfraten berichtet. Die dokumentierte zweimalige Impfung scheint nur unzureichend vor einer Infektion zu schützen. Hier könnte sich eine zusätzliche serologische Testung zur Bestätigung eines Schutzes, insbesondere bei beruflich Exponierten, als hilfreich erweisen.

DOI
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