Kohäsion in Krisenzeiten? Konvergenz und Resilienz in der europäischen Raumentwicklung

Language
de
Document Type
Doctoral Thesis
Issue Date
2018-02-27
Issue Year
2017
Authors
Neufeld, Markus
Editor
Abstract

60 years after the Treaty of Rome the topic of economic, social and territorial cohesion within the European Union may be of relevance as rarely before. Current developments such as ‘Brexit’ or Refugee crisis seem to overlay the global financial and economic crisis which severely hit Europe in the years 2008 and 2009. However, this crisis is not overcome in all parts of Europe. European national and regional economies differ in terms of impact of as well as recovery from the crisis. Hence, they are differently resilient. Accordingly one can assume that spatial disparities within the EU have changed, too. Regional disparities in terms of heterogeneous socio-economic conditions of the member states have always been a challenge for European integration. These differences are addressed by European cohesion policy. Closely related to cohesion is the concept of convergence which focuses on approaching economic performances of the regions. Against this background, questions of cohesion in times of crises arise: To what extent can convergence be determined during the financial and economic crises? How resilient have the regions been? Does different resilience lead to convergence or divergence in European spatial development? And how are convergence and resilience related? To answer these questions, different socio-economic indicators, rooted in several programmatic documents of the EU, are taken into account. These indicators are analyzed in spatial and temporal matters using official statistics and applying methods of descriptive statistics. The results are discussed against the background of economic theories. Liberal, Keynesian and Marxist approaches argue significantly different as well as they formulate diverging answers if and to what extent politics at all should address regional disparities.

Abstract

60 Jahre nach Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft ist die Frage nach der Kohäsion – dem wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalt – innerhalb der Europäischen Union vielleicht so aktuell wie selten zuvor. Gegenwärtige Entwicklungen wie ‚Brexit‘ oder Flüchtlingskrise lassen die Auswirkungen der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise, die Europa in den Jahren 2008/2009 mit voller Wucht traf, fast schon in Vergessenheit geraten. Dabei hat diese Krise keineswegs in allen Teilen Europas ein Ende gefunden. Die Volkswirtschaften und Regionen Europas waren unterschiedlich stark betroffen, haben sich unterschiedlich schnell erholt und sind damit unterschiedlich resilient. Dies legt die Vermutung nahe, dass sich dadurch auch die räumlichen Unterschiede innerhalb der EU verändert haben. Regionale Disparitäten in Form von sehr heterogenen sozioökonomischen Ausgangssi¬tuationen der Mitgliedsstaaten stellen seit jeher eine Herausforderung für den europäischen Einigungsprozess dar. In der Kohäsionspolitik werden diese Unterschiede politisch adressiert. Eng verbunden hiermit ist das Konzept der Konvergenz, was auf eine Annäherung der Teilräume insb. hinsichtlich ihrer Wirtschaftsleistung abzielt. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage nach ‚Kohäsion in Krisenzeiten‘: Inwiefern war bzw. ist Konvergenz auch während der Finanz- und Wirtschaftskrise sowie in den Folgejahren festzustellen? Wie resilient waren die Teilräume tatsächlich? Führt dies eher zu Konver¬genz oder Divergenz in der europäischen Raumentwicklung? Und in welchem Verhältnis stehen Konvergenz und Resilienz? Zur Beantwortung dieser Fragen werden verschiedene sozioökonomische Indikatoren, die in diversen politischen Programmatiken der EU verankert sind, in ihrer raum-zeitlichen Entwicklung analysiert. Hierzu wird auf Daten der amtlichen Statistik und Methoden der deskriptiven Statistik zurückgegriffen. Die Ergebnisse werden anhand wirtschaftstheoretischer Ansätze diskutiert. Liberale, keynesianische oder eher marxistische Ansätze argumentieren hier sehr unterschiedlich und geben auch unterschiedliche wirtschaftspolitische Empfehlungen, ob und inwiefern die öffentliche Hand sich überhaupt des Themas ‚regionale Disparitäten‘ an¬nehmen soll.

DOI
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