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Titel: Störungsspezifische Unterschiede im Besserungsverlauf während stationärer Verhaltenstherapie : Vergleich zwischen Patienten mit Angststörungen und neurologischen Erkrankungen
Sprache: Deutsch
Autor*in: Prieß, Mirriam
Schlagwörter: Alexithymie; Besserungsverlauf
GND-Schlagwörter: DepressionGND
BDI
Erscheinungsdatum: 2005
Tag der mündlichen Prüfung: 2006-04-27
Zusammenfassung: 
Neurologische Patienten und Angstpatienten weisen deutliche störungsspezifische
Unterschiede innerhalb ihres Besserungsverlaufes auf.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich neurologische Patienten hinsichtlich
ihrer neurologischen Symptomatik nur wenig besserten, jedoch die Depressivität
sowie der Allgemeinzustand nach sechs Wochen stationärer Verhaltenstherapie eine
deutliche Verbesserung aufwiesen.
Dabei besserte sich die Depressivität im Vergleich zu den Angstpatienten weder
langsamer noch geringer. Am Ende des Aufenthaltes zeigten die neurologischen
Patienten sogar eine signifikant geringer ausgeprägte depressive Symptomatik. Der
Gesamteindruck der neurologischen Patienten scheint mehr durch die komorbiden
Störungen als durch Änderungen der neurologischen Symptomatik beeinflusst zu
werden, wohingegen das allgemeine Störungsbild der Angstpatienten durch die
Angstreduktion bestimmt zu werden scheint.
Die Depressivität der neurologischen Patienten erscheint nicht organisch bedingt,
sondern tritt vielmehr als Form einer Anpassungsstörung auf; als ein Ausdruck von
mangelnden Bewältigungsstrategien bzw. von Hilflosigkeit der neurologischen
Erkrankung gegenüber.
In beiden Patientengruppen zeigen sich die komorbiden Störungen Alexithymie und
Stress.
Bei den neurologischen Patienten deutet die Alexithymie möglicherweise auf einen
grundlegenden Mangel an emotionaler Kompetenz hin, eine wichtige Vorraussetzung
für die eigene Krankheitsbewältigung. Die chronischen Stressbelastungen scheinen
weniger direkt durch die neurologische Erkrankung bedingt, sondern vielmehr durch
den - hilflosen - Umgang mit der Symptomatik und der neuen Lebenssituation.
Erlernen von Bewältigungsstrategien, insbesondere mit dem Ziel eines adäquaten
Krankheitsumgangs, könnte somit nicht nur einen bestimmenden Faktor für die
Abnahme der Alexithymie darstellen, sondern auch für die Depressivität und die
Stressbelastung.
Für das stationäre Behandlungskonzept scheint die Therapie der komorbiden
Störungen sowie die Krankheitsbewältigung eine zentrale Rolle in der Behandlung von neurologischen Patienten zu spielen. Ob jedoch eine Verbesserung der
komorbiden Störungen langfristig einen Einfluss auf den Verlauf der neurologischen
Symptomatik hat, müssten Untersuchungen innerhalb eines längeren Zeitraumes
klären. Für eine Veränderung der neurologischen Symptomatik ist der von uns
beobachtete Zeitraum möglicherweise zu kurz gewesen.
Die Ergebnisse unserer Studie erlauben die Diskussion, dass die Angst der
Angstpatienten Ausdruck einer zugrunde liegenden Depression und möglicherweise
auch Ausdruck einer bestehenden Alexithymie und chronischen Stressbelastung sein
könnte. Der Gesamteindruck von Angstpatienten wird unserer Beobachtung nach
hauptsächlich durch die Angstsymptomatik bestimmt. Den vorhandenen komorbiden
Störungen und deren notwendige Behandlung würde damit eine zu geringe
Bedeutung beigemessen werden. Die Folge wäre eine Persistenz der komorbiden
Störungen als Ausdruck weiterhin bestehender struktureller und Verhaltensdefizite.
Dies könnte jedoch den Boden für eine wiederkehrende Angstsymptomatik bilden
und somit die vielfach beobachtete Chronizität von Angststörungen erklären. Weitere
Untersuchungen über einen längeren Beobachtungszeitraum sind zur Klärung dieser
Frage nötig.
Beide komorbiden Störungen, Alexithymie und chronische Stressbelastung haben
sich im Verlauf jedoch nicht als eindeutige Moderatorvariablen identifizieren lassen.
Die von uns vermuteten Einflüsse geben Anlass zu weiteren Untersuchungen.
Unsere Ergebnisse zeigen in beiden Gruppen einen unterschiedlichen Rückgang der
Depressivität, gleichzeitig mit einer unterschiedlichen Besserung der
Grunderkrankung bei gleicher Einschätzung des Entlassungszustandes. Die Wahl der
Depressivität als Indikatorvariable für den Besserungsverlauf lässt sich vor diesem
Hintergrund kritisch diskutieren, ebenso die Frage nach einer Definition des
Besserungsverlaufes.
Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse unserer Studie, dass sich der
störungsspezifische Besserungsverlauf von Angst- und neurologischen Erkrankungen
zwar unterscheidet; die Unterschiede aber genau entgegen der Hypothese ausgefallen
sind.
URL: https://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/1392
URN: urn:nbn:de:gbv:18-29511
Dokumenttyp: Dissertation
Betreuer*in: Rohr, Winfried (PD Dr.)
Enthalten in den Sammlungen:Elektronische Dissertationen und Habilitationen

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