Gesundheit bei Kindern : eine Interventionsstudie zur Bewegungsförderung im Sekundarschulbereich

Ziel vorliegender Arbeit ist es, den Stellenwert vermehrter körperlicher Aktivität in Form einer zusätzlichen wöchentlichen Bewegungsstunde als Mittel der motorischen und psychosozialen Förderung bei Kindern zu evaluieren. Im Rahmen einer umfangreichen Literaturrecherche bezüglich dieses Themas stellte sich heraus, dass es in diesem Bereich bisher nur wenige Studien und tatsächlich wissenschaftlich abgesicherte Maßnahmen fast ausschließlich im Primarschulbereich gibt. Im Mittelpunkt der Betrachtungen standen im Rahmen vorliegender Untersuchung die Evaluation von Effekten auf die allgemeine sportmotorische Leistungsfähigkeit, das psychische und somatische Befinden, die Erholungs-Belastungs-Bilanz, die Stressverarbeitung, den Verhaltensstatus sowie ausgewählte Aspekte der sportlichen Aktivität. Die Konzeption einer zusätzlichen Bewegungsstunde wurde bei Kindern der fünften und sechsten Jahrgangsstufe fünf Thüringer Regelschulen im Anschluss an den Unterricht umgesetzt, sechs weitere Regelschulen standen als Kontrollgruppe lediglich für die Eingangs- und Abschlussuntersuchungen zur Verfügung. Insgesamt gingen die Daten von 371 Schüler/innen in die Aus-wertungen dieser Studie ein. Zur Analyse der verschiedenen Merkmalsbereiche wurde ein interdisziplinäres Methodeninstrumentarium zusammengestellt. Diesbezüglich kamen fünf ausgewählte standardisierte Testverfahren der motorischen Testbatterie (Bös u.a., 2003), standardisierte Fragebögen zur Erfassung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (KID-KINDL; Ravens-Sieberer & Bullinger, 1999), der Erholungs-Beanspruchungs-Bilanz (EBF-39-KJ; Kallus & Veit, 2002), der dispositionellen Stressverarbeitung (SVF-36-KJ; Hampel u.a., 2001), des Verhaltens (SDQ; Goodman, 1999) sowie eine Kurzform des Aktivitätsfragebogens für Kinder und Jugendliche (Bös u.a., 2004) zur Anwendung. Insgesamt konnten im Rahmen der Inferenzprüfung bei vier der untersuchten Parameter Interventionseffekte statistisch nachgewiesen werden. Infolgedessen gilt ein positiver Einfluss der zusätzlichen Bewegungsstunde auf die Beweglichkeit, die positive Stressverarbeitung in schulischen Belastungssituationen, die Sportvereinsbindung sowie die Anstrengungs-bereitschaft im Schulsport als gesichert. Die im Zuge der Gesamt-betrachtung festgestellten eher geringen Effekte wurden vor allem auf die vermutlich zu geringen Belastungsreize der Intervention zurückgeführt. Widersprüchliche Ergebnisse im Bereich der Motorik wurden vor dem Hintergrund methodischer Mängel diskutiert. Notwendige weitere Studien zur Evaluation von Bewegungsförderungs-maßnahmen bei Kindern im Übergang vom Primar- zum Sekundarschulbereich sollten deshalb intensivere und/oder häufiger Belastungsreize setzen. Zur Steigerung der Intensität der Bewegungsmaßnahmen sowie der sich qualitativ ändernden Bewegungsbedürfnisse im Übergang vom Kindes- zum Jugendalter ist eine Entwicklung und Spezifizierung altersadäquater Interventionsprogramme erforderlich. Insbesondere außerschulische Kooperations-möglichkeiten mit ortsansässigen Vereinen sollten in Anbetracht der Ergebnisse vorliegender Studie zur Realisierung der Interventionsprogramme ausgeschöpft werden.

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