Bindungsmuster und Gegenübertragung

Die vorliegende Arbeit ist in der Psychotherapieforschung angesiedelt. Ihr Ziel war es, einen Beitrag zu leisten zur Aufklärung der Ursachen von Gegenübertragungsreaktionen, die dann diagnostisch und therapeutisch weiter verwendet werden können. Dabei konzentrierte sich die Untersuchung auf die Wirkung unterschiedlicher Bindungsmuster auf die Gegenübertragung. Nach Bowlby besitzen Menschen ein angeborenes Bedürfnis, sich die Nähe von Bezugspersonen zu sichern, um in Stresssituationen Hilfe zu erfahren. In Abhängigkeit von der Zuverlässigkeit der Unterstützung entwickeln Kinder bestimmte Beziehungsmuster, die potentiell veränderlich sind. Bei gleich bleibender Umwelt sind sie jedoch bis zum Erwachsenenalter weitgehend stabil. In der therapeutischen Situation wirken sich diese Verhaltensstrategien auf die Qualität der therapeutischen Beziehung aus, die sich als bedeutsamer Prädiktor für den Therapieerfolg erwiesen hat. Patienten mit sicherer Bindung tragen eher zu einer positiven Beziehung zum Therapeuten bei und weisen höhere Therapieeffekte auf als unsicher Gebundene. Die Literatur lässt noch offen, ob von den unsicher Gebundenen vermeidende oder ambivalente Patienten geringere Erfolge erzielen. Der Beitrag des Therapeuten zur therapeutischen Beziehung wird entscheidend von seiner Gegenübertragung beeinflusst. Aus heutiger Sicht scheint eine ganzheitliche Auffassung von Gegenübertragung angebracht, die alle Reaktionen des Therapeuten auf seinen Patienten umfasst. Diese werden als Reaktion auf die Übertragungen des Patienten, objektive Reaktionen auf dessen Realität, eigene Übertragungen des Analytikers und das Zusammenspiel dieser Faktoren gesehen. Es wurde der Einfluss von Bindungsmustern von Patienten, vom Bindungstyp des Gegenübers (Therapeuten und Studenten) und der Professionalität auf die Gegenübertragung untersucht. In einem Messwiederholungsdesign wurden dazu Studenten der Medizin und psychodynamische Therapeuten in Ausbildung Ausschnitte aus den Adult Attachment Interviews von Patienten mit drei unterschiedlichen, prototypischen Bindungsmustern präsentiert. Mit Fragebögen wurden anschließend Aspekte der Gegenübertragung sowie der Bindungstyp der Versuchspersonen erfasst. Anhand von Varianzanalysen wurden Mittelwertsunterschiede berechnet.

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