Der Einfluss von Ablenkung auf das postoperative Schmerzerleben

  • Einleitung: Postoperative Schmerzen sind häufig, schränken die Lebensqualität ein und stellen eine Belastung für das medizinische System dar. Die vorliegende Studie untersucht den Einfluss einer einfachen und überall verfügbaren Ablenkung durch audiovisuelle Reize (Filmdarbietung) auf Schmerz- und Stressparameter nach mittelgroßen operativen Eingriffen.
  • Patienten und Methoden: Im Rahmen einer klinisch-interventionellen, kontrollierten, randomisierten Pilotstudie wurden prospektiv 40 erwachsene Patienten einfach verblindet untersucht. Die primären Outcome-Parameter waren Schmerzstärke, Schmerzmittelverbrauch und die Speichel-Cortisol-Konzentration als Stressparameter. Intervention: Den Patienten wurde postoperativ im Aufwachraum ein ca. 90minütiger Spielfilm auf einem Fernseher gezeigt.
  • Ergebnisse: Präoperativ gaben die Studienteilnehmer der Interventionsgruppe tendenziell mehr Schmerzen an (p=0,08) als die Kontrollgruppe. Die Schmerzintensitäten der Gruppen unterschieden sich nicht signifikant voneinander. Es zeigte sich jedoch ein relativer Abfall der Schmerzintensität nach Beginn der Filmvorführung in der Interventionsgruppe um 16 % (p=0,055). Die Speichel-Cortisol-Konzentrationen der Interventionsgruppe lagen durchgehend unter denen der Kontrollgruppe. Der Bedarf an Antiemetika war in der Interventionsgruppe mit 0,14 Dosen pro Patient vs. 0,65 Dosen pro Patient geringer.
  • Diskussion: In dieser Pilotstudie konnten wir einen Trend zur Schmerzreduktion, zu erniedrigten Parametern der Stressantwort und zu einem geringeren Verbrauch an Antiemetika mit einer einmaligen nicht-pharmakologischen und nicht-invasiven Intervention zeigen. Ablenkung durch eine Filmvorführung ist eine einfache, kostengünstige, überall verfügbare und nebenwirkungsfreie Maßnahme nach Operationen. Dieser Nutzen sollte zum Vorteil für die Patienten Eingang in den klinischen Alltag finden.

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