Langzeitbeobachtung von Allergikern nach sublingualer Immuntherapie mit Oralvac (plus)

  • Einleitung: Epidemiologisch ist in den letzten Jahrzehnten eindeutig ein Anstieg der Häufigkeit von allergischen Erkrankungen verzeichnet worden. Auch im Kindesalter gehören Allergien inzwischen zu den häufigsten chronischen Krankheitsbildern. Eine befriedigende Erklärung für diese Entwicklung gibt es bis jetzt nicht. Eine Vielzahl von symptomatischen Behandlungsansätzen ist bekannt, jedoch gilt die Spezifische Immuntherapie als einzig kausale Therapieoption. Neben der subkutanen Applikationsform (SCIT), rückt die sublinguale Immuntherapie (SLIT) immer mehr in den Vordergrund. Die Wirksamkeit dieser Behandlung ist bereits durch zahlreiche Studien belegt und auch von der WHO bestätigt worden. Jedoch mangelt es noch immer an Untersuchungen über die Langzeitwirkung. Ziel unserer Studie war es, eine Wirksamkeit, auch über die Behandlungsdauer hinaus, nachzuweisen.
  • Material und Methoden: Grundlage dieser Studie war ein Fragebogen, welcher in Telefoninterviews abgefragt wurde. Mithilfe der subjektiven Angaben der Patienten bzw. ihrer Eltern wurden u.a. Daten bezüglich des Befindens und Medikamentenverbrauch zu unterschiedlichen Zeitpunkten, der Anwendung und Wirkungsdauer und zur Verträglichkeit gesammelt und ausgewertet. Insgesamt nahmen 61 Patienten mit Sensibilisierungen gegen Baum-, Gräser- und Kräuterpollen sowie Schimmelpilzen, Hausstaubmilben und Haustieren an der Studie teil. Unter den Allergikern wiesen 67% saisonalen, 15% ganzjährige und 18% ganzjährigen Beschwerden mit saisonaler Verstärkung auf. Im Durchschnitt betrug die Therapiedauer 2,5 und die therapiefreie Zeit ca. 2,6 Jahre.
  • Ergebnisse: Die Auswertung der Daten lieferte sehr positive Ergebnisse. Noch vor Therapie gaben die Patienten ihr Allgemeinbefinden mit 18% als „sehr schlecht“, 40% als „kaum erträglich“, 30% als „ erträglich“ und nur 13% als „befriedigend“ an. Während der Therapie kam es schon zu einer deutlichen Verbesserung: nur noch 3% klagten über „sehr schlechtes“ Befinden, 7% über „ kaum erträgliche“, 21% über „erträgliche“ Beschwerden, 40% schätzten ihr Befinden mit „befriedigend“ , 25% schon mit „gut“ und 5% mit „sehr gut“ ein. Zum Befragungszeitpunkt zeigte sich eine weitere Verbesserung des Allgemeinbefindens: nur noch 2% ordnen ihre Beschwerden bei „sehr schlecht“, 7% bei „kaum erträglich“ und 13% bei „erträglich“ ein. Dagegen beschreiben 13% ihr Allgemeinbefinden als „befriedigend“, 47% als gut und sogar 18% als „sehr gut“. Nach Therapie bezeichnen 18% der Befragten ihr Befinden als „beschwerdefrei“, 22% als „sehr verbessert“, 39% als „verbessert“, 16% als „unverändert“ und nur 5% als „verschlechtert“. Bei diesen Patienten spielt jedoch auch hier die Noncompliance eine große Rolle. Auch der Medikamentenverbrauch hat sich positiv verändert: 32% benötigen keine Medikamente mehr, bei 16% hat sich dieser „erheblich verringert“, bei 24% „verringert“, bei 18% ist dieser „gleich geblieben“, „zugenommen“ hat er nur bei 5%, weiter 5% sind sich „unsicher“. Es kommt folglich bei dem Großteil der Patienten zur Verbesserung der Beschwerden als auch zur Reduktion des Medikamentenverbrauchs. Die Verträglichkeit des Präparates wurde von den Patienten mit 44% als „sehr gut“, 49% „gut“, 5% als „mäßig“ und von 2% als „schlecht“ empfunden. Einige Patienten klagten über ein leichtes Brennen und Kribbeln der Zunge und Mundschleimhaut nach der Einnahme. Systemische Reaktionen traten bei keinem Allergiker auf, was den Vorteil der SLIT nur unterstreicht. Der Haupteil der Patienten würden die SLIT weiterempfehlen, vor allem da diese bei Kindern als außerordentlich angenehm und einfach angesehen wird. Erspart bleibt der regelmäßige, oftmals mit Angst und Unbehagen verbundene, Besuch beim injizierenden Arzt. Auch nach Behandlungsende hält der positive Effekt der SLIT meist über mehrere Jahre an.
  • Diskussion: Die sublinguale Immuntherapie befindet sich immer mehr im Vormarsch. Gerade im Kindesalter stellen die fehlende Invasivität und die gute Verträglichkeit eine echte Alternative zur konventionellen subkutanen Applikation dar. Die kurzfristige Wirksamkeit wurde schon in mehreren Studien gezeigt und bestätigt. In vereinzelten Studien zur Langzeitwirkung werden ebenfalls über positive Ergebnisse bezüglich der Verbesserung der Beschwerden und Reduktion des Medikamentenverbrauchs berichtet.
  • Schlussfolgerung: Auch die vorliegende Arbeit kann den positiven Effekt der SLIT nur unterstreichen. In Zukunft sind weitere, vor allem klinische Studien wünschenswert, damit die sublinguale Immuntherapie ihren Stellenwert etabliert und in internationale Richtlinien stärkere Beachtung findet. Wir hoffen, dass wir mit dieser Arbeit einen kleinen Betrag dazu beisteuern konnten.

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