Modulation früher Komponenten der somatosensorisch evozierten Felder durch selektive Aufmerksamkeit auf taktile Reize in einer One-Back-Aufgabe

Bei Untersuchungen des somatosensorischen Kortex konnte in Vorläuferstudien am biomagnetischen Zentrum Jenas (Karlowsky 1999, Thomann 2004) eine Verringerung der Reizantwort während selektiver Aufmerksamkeit gezeigt werden. Hingegen konnte in vielen anderen Studien eine Erhöhung der Signalstärke im somatosensorischen Kortex während selektiver Aufmerksamkeit nachgewiesen werden. Nachdem aus Karlowskys Arbeit (1999) ersichtlich wurde, dass unter Aufmerksamkeitszuwendung die Signalstärke im primären somatosensorischen Kortex abnimmt, nahm man an, dass dieser Effekt vermutlich durch eine laterale Inhibition hervorgerufen wird. Daher wurde in der Studie von Thomann (2004) versucht, den Prozess der lateralen Inhibition zu verifizieren. Es konnten zwar auch bei der Aufmerksamkeitsausrichtung auf die taktilen Reize im Vergleich zur Ablenkungsbedingung verminderte Signalintensitäten nachgewiesen werden, allerdings war kein signifikanter Unterschied zwischen der Reizung benachbarter und weiter entfernter Finger zu erkennen. Deshalb soll mit der vorliegenden Studie die Modulation des primären somatosensorischen Kortex durch Aufmerksamkeit und die Theorie der lateralen Inhibition weiter untersucht werden, indem man stärker benachbarte Fingerareale an einem Finger im Vergleich zu Stimulationsorten unterschiedlicher Finger reizt. In der folgenden Arbeit wurde die Magnetoenzephalographie als Untersuchungsmethode gewählt. Mittels der Magnetoenzephalographie können magnetische Aktivitäten des Kortex gemessen werden, die durch elektrische Ströme aktiver Neurone verursacht werden. Dabei werden Magnetfelder, welche zur Rekonstruktion eines Dipols dienen, durch SQUID-Sensoren gemessen. In der vorliegenden Studie wurden drei verschiedene Messbedingungen untersucht. In einer Aufgabe erfolgte die Aufmerksamkeitszuwendung auf taktil stimulierte und benachbarte Areale am Zeigefinger, in der zweiten Aufgabe sollte eine Aufmerksamkeits-ablenkung von taktilen Reizen am Zeigefinger mit gleichzeitiger Aufmerksamkeits-zuwendung auf visuelle Reize stattfinden und eine weitere Aufgabe erforderte eine Aufmerksamkeitszuwendung auf taktil gereizte Areale am Zeige- und Kleinfinger. Bei dem Vergleich der Dipol- und Feldstärken der unterschiedlichen Aufgaben konnten fol-gende Resultate gefunden werden: Bei Aufmerksamkeitszuwendung auf taktil gereizte Zeige- und Kleinfingerareale wurden größere Signalstärken als bei der Aufmerksamkeitsablenkung auf visuelle Reize unter Stimulation des Zeigefingers abgeleitet. Außerdem konnten bei der Aufmerksamkeitsausrichtung auf weiter entfernt liegende Fingerareale größere Signale als bei Aufmerksamkeitslenkung auf benachbarte Fingerareale detektiert werden.

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