Wirksamkeit psychologischer Interventionen auf die Genesung herzchirurgischer Patienten

Einleitung: Die koronare Herzkrankheit (KHK) ist nach der arteriellen Hypertonie die häufigste Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems in den Industrieländern. Eine Operation am Herzen bedeutet für den Patienten eine besondere Belastung und ein kritisches Lebensereignis und beinhaltet neben der zu erwartenden Besserung ein Risiko und einen Eingriff in die somatische, psychische und soziale Integrität des Patienten. Methode: Die vorliegende Arbeit untersucht systematisch den Einfluss von prä-, peri- und postoperativen psychologischen Interventionen auf die psychische und somatische Genesung von bypassoperierten Patienten. Insgesamt 591 elektive Bypasspatienten wurden von 10/2006 bis 12/2008 in die Studie eingeschlossen. Sechs Monate vor Beginn der Behandlungsphase wurde die Kontrollgruppe (KG, n=374) rekrutiert. Die Patienten der KG wurden nach einer möglichen Behandlungspräferenz (Seelsorge oder Psychologie) befragt, allerdings nicht behandelt. Die Patienten der Interventionsgruppe (IG, n=217) wurden entsprechend ihrer Behandlungspräferenz behandelt; bei fehlender Präferenz wurden die Patienten randomisiert zu geordnet. Die psychologische Behandlung umfasste in der CL-Versorgung bewährte Interventionen wie Elemente der supportiven Therapie, Verbalisieren emotionaler Erlebnisinhalte (VEE), kognitiv-behaviorale Umstrukturierung, Entspannungstechniken und Schmerzbewältigungstechniken. Ergebnis: Psychologisch behandelte Patienten unterscheiden sich präoperativ signifikantvon Nichtbehandelten. Sie waren depressiver, ängstlicher, hatten eine schlechtere Grundstimmung und eine schlechtere psychische Lebensqualität als Patienten, die keine Behandlung wünschten. Sie unterschieden sich aber nicht hinsichtlich der Schwere ihrer Herzerkrankung. Weiterhin kann festgehalten werden, dass die psychologischen Interventionen einen signifikanten Behandlungseffekt auf die Stimmung der Patienten hatten: Behandelte waren weniger depressiv, weniger negativ gestimmt und deutlich positiver in ihrer Grundstimmung als nicht behandelte Patienten, trotz schlechterer präoperativer Ausgangswerte. Psychologische Interventionen hatten keinen signifikanten Einfluss auf die somatische Frühgenesung der Patienten, hier konnten keine Unterschiede zwischen behandelten und nicht behandelten Patienten gefunden werden. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse geben erstmals Hinweise auf die Effektivität einer psychologischen Mitbehandlung von Bypass-Patienten im Zusammenhang mit ihrer akuten Herzoperation. Damit leisten psychotherapeutische Interventionen einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung des akuten kritischen Lebensereignisses Herzoperation.

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