Regionale Nachfrageeffekte der Hochschulen - methodische Probleme und Ergebnisse empirischer Untersuchungen für die Bundesrepublik Deutschland

Die Neugründung und der Ausbau von Hochschulen gehören zu dem gängigen Instrumenten der regionalen Strukturpolitik. Welche Auswirkungen aber hat die Existenz einer Hochschule in ökonomischer Hinsicht tatsächlich für eine Region? Das vorliegende Paper analysiert und vergleicht die empirischen Untersuchungen zu den regionalen Nachfrageeffekten von Hochschulen in Deutschland. Dabei wird deutlich, dass eine Reihe von grundlegenden konzeptionellen und methodischen Problemen existiert. Diese beziehen sich einmal auf verschiedene Abgrenzungsschwierigkeiten, wie die institutionelle und räumliche Definition des Untersuchungsobjektes. Wichtiger ist aber die Klärung der Referenzsituation bei der Bestimmung der regionalen Nachfragewirkungen. Die Mehrzahl auch der neueren Untersuchungen weist in dieser Hinsicht Defizite auf, da die Einkommens- und Beschäftigungswirkungen der Ausgaben einer Hochschule berechnet und dabei (implizit) unterstellt wird, dass alle diese Wirkungen ohne die Hochschulausgaben nicht eintreten (sogenannte absolute Inzidenzwirkungen). Einige Studien ermitteln dagegen die zusätzlichen Effekte von Hochschulausgaben im Vergleich mit einer anderen Mittelverwendung (sogenannte differentielle Inzidenzwirkung). Ob die Analyse von absoluten oder differentiellen Wirkungen der Hochschulausgaben angebracht ist, hängt von der jeweiligen regionalen Perspektive (eine Stadt oder ein Bundesland) ab. Für eine Stadt als Standort einer Hochschule ist die relevante Alternative tatsächlich eher das "Verschwinden" der Hochschule. Die absoluten Wirkungen sind insoweit aus der Kommunalperspektive angebracht. Für ein Bundesland muss dagegen eine Differentialanalyse erfolgen. Der Multiplikatoreffekt von Hochschulausgaben in Deutschland beträgt im Durchschnitt aller Untersuchungen und weitgehend übereinstimmend rund 1,4. Wegen der möglichen unterschiedlichen Abgrenzungen und Definitionen sowie der möglichen Relevanz spezifischer Einflussfaktoren sind Verallgemeinerungen allerdings nur sehr begrenzt tragfähig. Es zeigt sich weiterhin, dass auch die Differentialwirkungen erheblich sind. Dafür ist die Fähigkeit der Hochschulen verantwortlich, weitere Ausgaben - über die im Landeshaushalt ausgewiesenen Mittel hinaus - zu attrahieren. Hierzu gehören in der Reihenfolge ihrer Relevanz die Ausgaben der Studierenden, eingeworbene Drittmittel und Bundes- bzw. EU-Mittel. -- Hochschulen ; Regionale Entwicklung ; Nachfrageeffekte ; Multiplikatorwirkungen ; Multiplikatoreffekte ; Regionalökonomie ;Universitäten

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