Wege der Bibelauslegung im 18. Jahrhundert : Studien zur Exegese in einem geistigen Cluster zwischen Theologie, Philosophie und Frömmigkeit

Wenn evangelische Theologie sich auf die Schrift gründet, muss sie re ektieren, wie diese ausgelegt und verstanden werden kann. Sie muss die Frage stellen, was als Ziel des Lesens biblischer Texte gelten kann und was es bedeutet, einen Text zu verstehen. Sie muss Klarheit darüber suchen, welche methodischen Möglichkeiten in der Auslegung realisiert werden und welche Vorannahmen diese jeweils implizieren. Sie muss sich Rechenschaft darüber ablegen, wodurch und in welchem Maß der Ausleger sein Vorverständnis an den Text heranträgt. In der Reexion dieser hermeneutischen Grundlagen spielen erkenntnistheoretische Fragen ebenso eine Rolle wie Schriftlehre sowie die methodologische Reexion alttestamentlicher und neutestamentlicher Exegese. Wer sich mit diesen Fragen beschäftigt, muss sich mit dem Problem auseinander setzen, dass er selbst keinen neutralen Standpunkt einnehmen kann. Das eigene Denken ist in seinen Möglichkeiten durch die historische und kulturelle Verortung, den eigenen Standpunkt im Regelsystem einer wissenschaftlichen Disziplin und die individuellen Prägungen begrenzt. Es wird von all diesen Faktoren geradezu mit hervorgebracht. Um die Selbstverständlichkeiten aufzubrechen, in denen man gefangen ist, und um den eigenen gedanklichen Spielraum zu erweitern, bietet sich der Blick in die Geschichte an. Dort begegnen andere Regeln, andere Selbstverständlichkeiten, andere Weltbilder. Dies ist das kritische Potenzial der Beschäftigung mit Geschichte: Sie kann zur Distanz gegenüüber dem eigenen Standpunkt verhelfen und ihn damit kritisierbar machen.

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