Qualitative Untersuchung des Einflusses einer multimodalen Therapie auf die kapilläre Mikromorphologie

Im Rahmen der multimodalen Behandlung von Tumorpatienten ist das Ziel einer adjuvanten oder neoadjuvanten strahlentherapeutischen Behandlung die Destruktion maligner Zellen unter größtmöglicher Schonung umgebender Strukturen. Zum Erreichen der erforderlichen Letaldosis ist häufig allerdings eine Bestrahlungsintensität erforderlich, die auch das benachbarte gesunde Gewebe schädigt. Hieraus resultiert eine Zerstörung der mikrovaskulären Strukturen mit resultierender Minderperfusion der betroffenen Gewebeanteile. Als Folge steigt das Risiko lokaler Ischämien, Wundheilungsstörungen und eines fibrotischen Gewebeumbaus. Spezifische Nebenwirkungen im Mund,- Kiefer,- und Gesichtsbereich mit gleichzeitiger deutlicher Reduktion der Lebensqualität sind Xerostomie (chronische Mundtrockenheit), Geschmacksstörungen, Hyperpigmentierungen sowie Fibrosen der Haut. Das Ziel des vorliegenden Dissertationsprojektes war eine Quantifizierung des Effektes einer solchen strahlentherapeutischen Behandlung auf die kapilläre Mikromorphologie in humanem Gewebe im Vergleich zu einer nicht bestrahlten Patienten-Kontrollgruppe. Die Stichprobe umfasste insgesamt 30 Patienten (24 männliche und 6 weibliche) im Alter zwischen 45 und 84 Jahren (Mittelwert: 60 Jahre). Alle Patienten hatten als Erstdiagnose ein Plattenepithelkarzinom der Mundhöhle. Nach Abschluss des Tumorstagings wurde bei 17 Patienten eine ablative Tumorresektion mit primärer, mikrovaskulärer Transplantation durchgeführt. Eine rein sekundäre Rekonstruktion erfolgte bei den Patienten (n=13), bei denen bereits eine ablative Tumorresektion und primäre, mikrovaskuläre Transplantation durchgeführt wurde. 15 Patienten wiesen ein bestrahltes Transplantatlager und/ oder Transplantat auf. Die restlichen 15 Patienten waren nicht strahlentherapeutisch behandelt worden und dienten als Kontrollgruppe. Je Patient wurde jeweils eine circa 1cm³ große Hautprobe von überschüssigen Transplantatlageranteilen und Transplantatanteilen gewonnen. Das geschah 7 entweder in der ersten ablativen Operation oder in der zweiten Operation, einer sekundären Rekonstruktion des Tumordefektes. Die gewonnenen Proben wurden histologisch und immunhistochemisch gefärbt (CD-31 Antikörper) und einer Analyse zugeführt. Untersuchte Zielparameter waren die Kapillaranzahl, der Kapillarflächeninhalt und der Kapillarflächeninhalt im Verhältnis zu einem definierten Gesamtgesichtsfeld. Weitere Auswertungen der genannten Parameter wurden im Verhältnis zur Bestrahlungsdosis und der kapillären Veränderungen in der Zeit seit Ende der Bestrahlung bis zur nachfolgenden Operation durchgeführt. Durch Anwendung des Mann-Whitney-U-Tests zum interindividuellen Vergleich und Verwendung des Wilcoxon-Rangsummentests zum intraindividuellen Vergleich wurde überprüft, ob signifikante Unterschiede zwischen bestrahlten und nicht bestrahlten Gewebeproben vorlagen. Kapillaranzahl, Kapillarflächeninhalt und prozentualer Flächenanteil der Kapillaren am Gesamtgesichtsfeld waren in bestrahlten Transplantatlagern gegenüber nicht bestrahlten Transplantatlagern signifikant verringert (p< 0,05). Bei allen anderen inter- und intraindividuellen Testungen, nämlich dem Vergleich zwischen bestrahlten und nicht bestrahlten Transplantaten, zwischen bestrahlten Transplantaten und nicht bestrahlten Transplantatlagern und zwischen nicht bestrahlten Transplantaten und Transplantatlagern, ließen sich keine signifikanten Unterschiede zwischen dem bestrahlten Patientenkollektiv und der Kontrollgruppe feststellen (p> 0,05).

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