Modulation der vagalen Aktivität durch Elektrokrampftherapie

Die Elektrokrampftherapie (EKT) ist eine etablierte und gut wirksame Therapieoption bei depressiven Episoden. Ihr Wirkungsmechanismus konnte bis heute nicht aufgeklärt werden. Unmittelbar nach Auslösen des Krampfanfalls im Rahmen der EKT folgt eine vagale Reaktion mit Abfall von Blutdruck und Herzfrequenz, dann nach wenigen Sekunden eine sympathische Reaktion mit einem ausgeprägten Anstieg dieser Parameter. In früheren Arbeiten wurde ein Zusammenhang zwischen dem sympathisch vermittelten Anstieg von Blutdruck und Herzfrequenz und dem Therapieerfolg beschrieben. Ziel dieser Arbeit war es, erstmals den Zusammenhang zwischen der vagale Reaktion in Folge der EKT und dem klinischen Ansprechen auf die Therapie zu untersuchen. Wir gingen dabei von der Hypothese aus, dass eine ausgeprägte vagale Stimulation positiv mit dem Erfolg der Therapie korreliert. Als Marker für die vagale Stimulation wählten wir den Anstieg des pankreatischen Polypeptids (PP) im Serum, da es auf vagale Reize hin freigesetzt und nicht durch die sympathische Reaktion überlagert wird. Ausgewertet wurden die durch EKT ausgelösten vegetativen Reaktionen bei 20 depressiven Patienten. Dabei zeigte sich eine statistisch signifikante Korrelation zwischen dem Anstieg des PP unmittelbar nach EKT und der Reduktion des Wertes auf der Hamliton-Depression-Skala im Therapieverlauf. In unserer Arbeit konnten wir somit erstmals Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang zwischen der vagalen Reaktion nach EKT und dem Erfolg der Therapie beschreiben. Die Diencephalon-Hypothese zur Wirkungungsweise der EKT besagt, dass eine Stimulation diencephaler Strukturen von wesentlicher Bedeutung ist. Auch der vagale Tonus unterliegt einer Steuerung durch diencephale Strukturen, so dass sich unsere Ergebnisse sehr gut in die Diencephalon-Hypothese integrieren ließen. Bei der derzeitigen Datenlage ist eine endgültige Aussage zum Wirkungsmechanismus der EKT jedoch nicht möglich und weitere Forschung auf dem Gebiet bleibt notwendig.

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