Wirkfaktoren des schulbasierten suchtpräventiven Lebenskompetenzprogramms IPSY für die Beeinflussung des Tabak- und Alkoholkonsums in der Adoleszenz

Obwohl Lebenskompetenzprogramme derzeit als effektivste Maßnahmen zur Prävention jugendlichen Substanzmissbrauchs gelten, ist nicht klar, wie sie wirken, welche Lebenskompetenzen gefördert werden und wie diese den Substanzkonsum beeinflussen. Inwiefern Jugendliche die erlernten Fähigkeiten anwenden und ob sich verändertes Verhalten auf Substanzkonsum auswirkt, ist bisher kaum erforscht worden. Die Dissertationsstudie untersucht die Fragen anhand des deutschen Lebenskompetenzprogramms IPSY. Die Studie kombiniert quantitative Fragebogenmethoden mit qualitativen Beobachtungstechniken und beruht auf einem Ein-Gruppen-Prätest-Posttest-Follow-Up-Design. Die Stichprobe umfasst N=51 Schüler der Klassenstufe 5 einer Internatsschule in Thüringen, die alle am IPSY-Programm teilnahmen. Die Datenerhebungen (Schülerfragebogen, Speichelproben, Videointeraktionen) fanden zu drei Messzeitpunkten statt (Prätest, Posttest, Follow-Up nach 5 Monaten). Die Befunde zeigen, dass IPSY zu kurzfristigen Verbesserungen in intrapersonalen Lebenskompetenzen wie Selbstkonzept, Selbstsicherheit und Empathiefähigkeit führte. Es wurden Zusammenhänge zwischen Wissenssteigerungen über Kommunikationsregeln nach dem Programm mit positiven Veränderungen im Interaktionsverhalten gefunden. Zudem wurde festgestellt, dass IPSY Effekte auf Alkoholkonsum hatte. Wie erwartet zeigten sich Zusammenhänge zwischen Veränderungen in Lebenskompetenzen, Wissen, Schulklima und positiven Entwicklungen im Tabak- und Alkoholkonsum. Die Vermittlung des Zusammenhangs zwischen gesteigertem Wissen über angemessenes Verhalten und geringerem Substanzkonsum durch die Anwendung des Wissens in Interaktionen konnte nicht nachgewiesen werden. Die Ergebnisse werden vor dem Hintergrund der methodischen Einschränkungen der Studie diskutiert (geringe Stichprobengröße, geringe Programmakzeptanz, fehlende Boostersessions), die als Hauptursachen für nicht statistisch bedeutsame bzw. erwartungswidrige Befunde gesehen werden.

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