Kohärenzgefühl, Resilienz und Stimmungslage in der Schwangerschaft : eine prospektive Studie

Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es, den Einfluss der psychischen Faktoren Kohärenzgefühl, Resilienz, Zustandsangst und Depressivität auf den Schwangerschaftsverlauf, insbesondere das Auftreten von typischen schwangerschaftsassoziierten Beschwerden und das Geburtsoutcome zu untersuchen. In einer prospektiv ausgerichteten Studie wurden im Zeitraum von Juli 2007 bis Dezember 2009 Daten von 241 Schwangeren aus verschiedenen gynäkologischen Praxen Thüringens erfasst. Das Kohärenzgefühl und die Resilienz der Schwangeren nahmen im Laufe der Schwangerschaft deutlich zu und waren nach der Geburt am höchsten, während die Zustandangst und Depressivität einen umgekehrten Verlauf zeigten. Es konnte gezeigt werden, dass die Ausprägung des Kohärenzgefühls, der Resilienz, der Zustandsangst und der Depressivität im Zusammenhang mit dem Auftreten von Schwangerschaftsbeschwerden stand. Je niedriger das Kohärenzgefühl und die Resilienz ausgeprägt waren, umso häufiger traten Beschwerden während der Schwangerschaft auf. Hinsichtlich der Zustandsangst und der Depressivität verhielt sich dieser Zusammenhang genau umgekehrt. Zwischen dem Geburtsoutcome und den untersuchten psychologischen Parametern konnte dagegen kein signifikanter Zusammenhang nachgewiesen werden. Die derzeitige Schwangerschaftsvorsorge ist schwerpunktmäßig als gerätebezogene Diagnostik ausgelegt, wobei auf die psychosozialen Veränderungen und Probleme während der Schwangerschaft oftmals nicht eingegangen wird. Eine Erweiterung der eher traditionell biologisch medizinischen Arbeitsweise um psychosoziale Aspekte könnte Gynäkologen helfen, eine tiefere Atmosphäre des Vertrauens zu ihren Patientinnen aufzubauen. Die in dieser Studie verwendeten Selbstbeurteilungsinstrumente stellen dabei eine einfach anzuwendende und verlässliche Screeningmethode dar, um gefährdete Frauen zu identifizieren.

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